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Bitte Einzelzimmer mit Bad

Bitte Einzelzimmer mit Bad

Titel: Bitte Einzelzimmer mit Bad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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kamen gleich wieder zurück. »Via Vittorio Emanuele. Hier stehen lauter Apfelbäume.«
    »Kannst du mir mal erklären, weshalb du Lilo ausgerechnet in einer Obstplantage suchst? Sie bevorzugt Früchte ausschließlich in flüssiger Form.«
    »Ich hab’ mich ein bißchen verfahren.«
    »Ein bißchen absichtlich, nicht wahr?« Die Antwort wartete sie gar nicht mehr ab, sondern knallte wütend den Hörer auf die Gabel.
    Kaum war Florian in seinen Wagen gestiegen und abgefahren, als das Telefon erneut klingelte. »Ist Florian schon weg?«
    »Ja, aber er kommt auch nicht schneller, wenn du alle fünf Minuten hier anrufst.«
    »Eigentlich braucht er gar nicht mehr zu kommen. Ich habe nämlich eben gemerkt, daß die Beifahrertür offen ist.«
    »Du …«
    »… Idiot, ich weiß, aber das sagst du heute schon zum fünften Mal!«
    »Wie willst du dem Florian klarmachen, daß du ihn völlig. umsonst durch die Gegend gehetzt hast?«
    »Überhaupt nicht. Ich verriegle die Tür jetzt von innen und schlage sie zu. Und wehe dir, wenn du petzt!«
    Klick machte es, und die Leitung war tot.
     
    Lilo blieb den ganzen Abend unauffindbar, und als sie am nächsten Vormittag frisch onduliert im Büro erschien, begriff sie die Aufregung gar nicht.
    »Für meine Leute ist gesorgt. Sie werden mit einem Bus zur Grenze gebracht beziehungsweise von dort abgeholt. Ich weiß gar nicht, warum ihr hier alle verrückt spielt.«
    »Weil ich kaum damit rechnen konnte, daß du nicht nur mal nachdenkst, sondern sogar handelst. Wo zum Kuckuck hast du überhaupt den Bus her?«
    »Von einem Bekannten.«
    Tinchen hütete sich, der Sache auf den Grund zu gehen. Wer immer dieser Bekannte auch sein mochte – und die Auswahl war groß –, er verdiente Anerkennung und Provision.
    »Wieviel?«
    »Was meinst du mit wieviel? Der Bus hat vierzig Sitze.«
    »Ich will wissen, was er kostet«, sagte Tinchen ungeduldig.
    »Nur das Benzin.«
    »Ist dein Bekannter bei der Heilsarmee?«
    »Er ist Fabrikant und stellt mir eines seiner Betriebsfahrzeuge zur Verfügung. Natürlich umsonst, er will mir ja einen persönlichen Gefallen tun.« Lilo strahlte Tinchen an und meinte beziehungsreich: »Man muß sich eben die richtigen Leute aussuchen!«
    Nachdem nun das Transportproblem gelöst war, erschöpfte sich der Rest im rein Organisatorischen. Die Gäste würden sich morgen früh um sieben Uhr auf der Piazza sammeln und in die bereitgestellten Busse steigen, während Florian zusammen mit Sergio das in den Hotels verbliebene Gepäck abholen würde. Spätestens um halb acht sollte der Konvoi starten, wobei Tinchen hoffte, daß Florians Käfer genug Temperament entwickelte, um wenigstens eine Stunde vor dem ganzen Troß an der Grenze sein zu können. Sie ahnte Fürchterliches und sollte recht behalten.
    »Wie kommst du denn nach Chiasso?« erkundigte sie sich. »Wenn du willst, kannst du bei uns mitfahren.«
    »Nein, danke«, winkte Lilo ab, »ich ziehe eine etwas komfortablere Beförderung vor. Selbstverständlich bringt mich Enrico zur Grenze.«
    Inzwischen hatte Tinchen erfahren, daß der menschenfreundliche Enrico Besitzer einer kleinen Fabrik zur Herstellung von Schuhsohlen war und als solcher über ein angemessenes Einkommen sowie erstaunlich viel Freizeit verfügte, was zur Folge hatte, daß Tinchen ihre Kollegin nur noch selten sah und die Gäste sie überhaupt nicht mehr zu Gesicht bekamen.
    »Ich muß schließlich an meine Zukunft denken«, hatte Lilo gesagt, »und so, wie es aussieht, scheint Enrico mich heiraten zu wollen.«
    »Herzlichen Glückwunsch, obwohl ich der Meinung bin, daß er mit seinen siebenundvierzig Jahren ein bißchen zu alt ist für dich.«
    »Ältere Männer sind mir lieber. Denen braucht man wenigstens nicht mehr das Studium zu finanzieren.«
    »Lange genug hast du ja auch gesucht! Es war bestimmt schwer, sich durch all die Ehemänner, die so gern wieder Junggesellen wären, bis zu dem Junggesellen durchzufinden, der gern Ehemann wäre.«
    »Du brauchst gar nicht ironisch zu werden. Immerhin habe ich schon eine verkorkste Ehe hinter mir, und wenn ich ein zweites Mal heirate, dann muß sich das wenigstens lohnen.«
    »Sobald man in der Liebe zu rechnen anfängt, kommt meistens ein Bruch heraus«, philosophierte Tinchen.
    »Und wenn schon, mir reicht es ja, wenn unter dem Bruchstrich eine entsprechende Summe übrigbleibt. Arm und unglücklich kenne ich bereits, jetzt versuche ich es mal halbwegs zufrieden und nicht ganz unbemittelt. Und glaub

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