Bitte Einzelzimmer mit Bad
überhaupt kein Ende nehmen wollten.
»Es dauert nicht mehr lange, und wir hängen im schönsten Stau. Am besten schlagen wir uns seitwärts in die Büsche. Gib mal die Straßenkarte her!« Florian kurvte auf einen Parkplatz und beugte sich über den zerknitterten Wegweiser. »Wir sind jetzt ungefähr hier« – er deutete auf ein winziges rotes Pünktchen – »und müssen da hin!« Das andere rote Pünktchen war noch ziemlich weit entfernt.
»Wenn wir bei der nächsten Abfahrt runtergehen und Mailand in großem Bogen umfahren, sparen wir bestimmt eine Menge Zeit und Kilometer. Kannst du Karten lesen?«
Tinchen behauptete, sie könne, und bald befanden sie sich auf dem direkten Weg nach Turin.
»Nimm’s mir nicht übel, Tine, aber manchmal bist du wirklich selten dämlich!« konstatierte Florian, als er die Abzweigung nach Genua entdeckte. Ärgerlich umrundete er den Dorfbrunnen eines ärmlichen Provinznestes und fuhr dieselbe kurvenreiche Straße zurück, die er eben erst fluchend entlanggeprescht war.
»Ich dachte … ich habe gemeint …« stotterte Tinchen eingeschüchtert.
»Leider haben wir gesetzlich verbriefte Redefreiheit. Jeder kann sagen, was er denkt, auch wenn er nicht denken kann!« unterbrach Florian ihre Entschuldigungsrede. »Mach lieber die Augen zu, dann richtest du noch am wenigsten Unheil an!«
Sie wurde wieder wach, als er abrupt auf die Bremse trat: Eine Schar Enten wackelte schnatternd über die staubige Straße und ließ sich auch durch die quietschenden Reifen nicht vom Weg abbringen.
»Drück mal auf die Hupe!« verlangte Tinchen ungeduldig.
»Nützt doch nichts. Die Viecher laufen ja schon so schnell, wie sie können.« Plötzlich lachte er. »Weshalb rege ich mich eigentlich so auf, anstatt diese Spritztour mit dir zu genießen? Sonst haben wir doch immer einen Aufpassers dabei, entweder deinen Bruder oder deinen Hund, meistens alle beide. Jetzt sind wir endlich mal allein!« Er stellte den Motor ab und zeigte auf die Enten. »Guck mal, die verschwinden auch schon diskret.«
Die Straße war leer, und niemand sah zu, als Florian sein Tinchen lange und leidenschaftlich küßte.
Das erste, was ihr ins Auge fiel, war der blaue Sportwagen. Ungeachtet des Halteverbots parkte er vor dem Bahnhof, und daneben stand eine sehr gelangweilte Lilo, die das Getümmel ringsherum überhaupt nicht beeindruckte. Sie winkte Tinchen heran. »Hier geht alles drunter und drüber, und kein Mensch weiß, wo unser Zug geblieben ist.«
»Das muß doch rauszukriegen sein!«
»Enrico versucht es ja, aber niemand fühlt sich zuständig. Man kommt an kein Telefon ran, jeder sagt etwas anderes, aber keiner was Richtiges, und wie wir jemals unsere Gäste finden sollen, ist mir langsam schleierhaft. Wahrscheinlich hängen sie auf der Schweizer Seite fest. Wo habt ihr denn die Busse geparkt?« Tinchen wurde blaß. »Wieso wir? Es war doch ausgemacht, daß
ihr
die Karawane begleitet!«
»Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, wir seien die ganze Zeit hinterhergeschlichen? Gleich hinter Genua haben wir uns abgesetzt. Irgend jemand mußte schließlich rechtzeitig an der Grenze sein.«
»Eine geniale Idee! Jetzt haben wir die Busse wenigstens auch noch verloren!«
»Die werden schon allein herfinden«, behauptete Lilo gleichmütig, »mich interessiert viel mehr, wo Enrico abgeblieben ist. Seit einer halben Stunde warte ich!«
»Hoffentlich schlägst du Wurzeln!« wünschte Tinchen aufrichtig, denn im Augenblick erschien ihr Lilo denkbar überflüssig. Wo nur Florian steckte? Er wollte versuchen, irgendwo in der Nähe den Wagen zu parken, aber angesichts des Ameisenhaufens, der hier durcheinanderwimmelte, würde das wohl so gut wie unmöglich sein. Die Zeiten hatten sich eben geändert. Früher suchte man ein Häuschen auf dem Land, heute sucht man einen Parkplatz in der Stadt.
Nachdem Florian dreimal den Bahnhof umrundet und jede zweite Einbahnstraße in entgegengesetzter Richtung durchquert hatte, durfte er sich zwar als ortskundig bezeichnen, aber einen Abstellplatz für seinen Käfer hatte er trotzdem nicht gefunden. Es half alles nichts, er mußte Tinchen wieder aufsammeln und es etwas weiter außerhalb noch einmal versuchen. Vielleicht hatte sie in der Zwischenzeit ja auch schon alles Notwendige erfahren.
»Der Zug ist verschwunden oder hat sich in Luft aufgelöst«, berichtete sie atemlos, nachdem sie neben Florian Platz genommen hatte. Allerdings verschwieg sie, daß sie diese Information
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