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Bitte Einzelzimmer mit Bad

Bitte Einzelzimmer mit Bad

Titel: Bitte Einzelzimmer mit Bad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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die in vier Tagen ankommen sollten, und während Lilo den an der Wand hängenden Stadtplan studierte und alle Vertragshotels einzeichnete, notierte Tinchen in Stichworten alles das, was Harbrecht noch so ganz nebenbei erwähnte.
    »Die Fahrten nach Nizza und Portofino teilt ihr euch am besten. Einer fährt nach Osten, der andere nach Westen. Dann braucht jeder nur einmal den ganzen Quatsch zu lernen. Auf die Dauer wird das zwar ziemlich langweilig, aber es ist bequemer.«
    »Welche Fahrten?«
    »Die Busausflüge natürlich! Einmal pro Woche werden die Vergnügungssüchtigen eingesammelt und durch die Landschaft gekarrt. Nach längstens fünf Tagen kennen sie in Verenzi jede Palme und wollen auch mal etwas anderes sehen. Also tun wir ihnen den Gefallen. San Remo, Ventimiglia, Monte Carlo mit Abstecher ins Spielkasino, dann Nizza, wo sich alle auf den Blumenmarkt stürzen und den Bus in ein rollendes Treibhaus verwandeln … es ist jedesmal das gleiche.«
    »Aber davon hat uns kein Mensch etwas gesagt!« Im Geiste sah sich Tinchen schon mit einem Bus voll schimpfender Touristen auf einer verlassenen Landstraße stehen, vom rechten Wege abgekommen und ohne die geringste Hoffnung, ihn jemals wiederzufinden.
    Harbrecht schien ihre Gedanken zu erraten. »Sie brauchen keine Angst zu haben! Luigi fährt die Strecke schon seit Jahren, kennt jeden Kilometerstein und natürlich auch den ganzen Sermon, den ich jedesmal herunterbeten mußte. Notfalls könnte er die Touren sogar allein machen. Eigentlich müssen Sie bei diesen Fahrten nur zwei Grundregeln beachten: Erstens: Sehen Sie zu, daß mindestens ein ungebildeter Mensch dabei ist, der all die dummen Fragen stellt, die die anderen auch gern stellen würden, es aber nicht tun, weil man sie sonst für ungebildet halten könnte. Und zweitens: Auf Exkursionen müssen Sie der Herde immer ein Stück voraus sein, damit Sie alle Pflanzen zertreten können, die Sie nicht kennen!«
    »Das ist ein schwacher Trost«, stöhnte Tinchen. »Ich kann doch nicht die ganze Botanik ausrotten! Außerdem bin ich noch niemals in Frankreich gewesen, habe keine Ahnung, wie man da hinkommt und weiß nicht das geringste über etwaige Sehenswürdigkeiten.«
    »Die Fahrerei überlassen Sie ruhig Luigi, und alles andere können Sie sich zusammenlesen! Hier muß noch ein ganzer Haufen liegen« – Harbrecht kramte in der untersten Schreibtischschublade und förderte einen Schwung Prospekte zutage –, »das reicht für den Anfang. Und was Sie nicht wissen, erfinden Sie. Kirchen werden meistens nach irgendwelchen Heiligen benannt, die sich sowieso kein Mensch merken kann, was Sie an Bergen sehen, gehört grundsätzlich zum italienischen Apennin und jenseits der Grenze zum französischen, und wenn in Monaco die obligatorische Frage kommt – und die kommt immer! –, ob denn wohl die Jacht von Arndt Krupp oder Christina Onassis im Hafen liegt, dann suchen Sie sich den größten Kahn heraus und behaupten, das sei sie. Kein Mensch kontrolliert das nach, aber alle freuen sich, daß sie einen Blick auf das Ambiente der internationalen Prominenz werfen konnten!«
    »Ist das alles nicht ein bißchen unfair?« fragte Lilo zögernd.
    »Der Himmel erhalte euch euer Gewissen! Spätestens nach der sechsten Tour seid ihr so abgestumpft, daß euch alles Wurscht ist. Mich hat mal jemand vor ein paar zusammengefallenen Mauersteinen gefragt, was das gewesen sei. Darauf hab’ ich ihm gesagt, da habe eine der ersten christlichen Kirchen gestanden, die Nero erbaut habe. Der Kerl hat andächtig die Trümmer beguckt und gemeint: ›Dann liegen die ja schon seit unvordenklichen Zeiten hier, und ich hatte geglaubt, die sind noch viel älter!‹«
    Tinchen prustete los. »Ihr Glück, daß das kein Historiker gewesen ist.«
    »Die buchen keine Schmetterlings-Reise, die nehmen Nekkermanns Studienfahrten!« Harbrecht sah auf die Uhr. »Kinder, es wird Zeit. Bringt ihr mich noch zum Bahnhof?«
    »Das ist doch Ehrensache!« versicherte Lilo. »Nachdem Sie uns auch noch das letzte bißchen Selbstbewußtsein geraubt haben, können Sie uns ja ruhig unserem Schicksal überlassen.«
    »Wer fährt?« Fragend hielt er den Autoschlüssel hoch.
    »Sie!« kam es unisono zurück.
    Wieder ging es in mörderischem Tempo und unter Mißachtung einschlägiger Verkehrsregeln durch die Straßen.
    »Können Sie denn nicht mal auf
einer
Seite bleiben?« jammerte Tinchen, als Harbrecht ein paar gewagte Überholmanöver beendet hatte.
    »In manchen

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