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Bitte Einzelzimmer mit Bad

Bitte Einzelzimmer mit Bad

Titel: Bitte Einzelzimmer mit Bad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Ländern fährt man rechts, in anderen links«, erklärte er nachsichtig. »Hier fährt man eben im Schatten!« Wie zum Beweis drehte er das Steuer ein wenig und brauste mitten auf der Straße geradeaus, ohne sich um das empörte Hupen entgegenkommender Fahrzeuge zu kümmern.
    »Die meisten Unfälle passieren, weil der Fahrer im vierten Gang fährt, während sein Geist auf Leerlauf geschaltet ist!« murmelte Tinchen.
    Harbrecht grinste nur, nahm aber doch den Fuß vom Gas. Trotzdem war sie froh, als er endlich auf dem Bahnhofsvorplatz anhielt. Er stieg aus und zerrte seine Tasche vom Rücksitz.
    »Ist das Ihr ganzes Gepäck?« wunderte sich Lilo.
    »Nein, meine Dame. Selbst Junggesellen brauchen gelegentlich eine Hose zum Wechseln. Die Koffer sind schon weg und werden hoffentlich vor Ablauf dieses Monats in Taormina eintreffen. Wenn nicht, kommen sie im nächsten. Hier dauert alles ein bißchen länger als woanders.«
    Dann gab er sich einen Ruck: »Bringen wir’s hinter uns, ich hasse Abschiedsszenen.« Er gab beiden die Hand. »Kopf hoch, Mädchen, ihr schafft das schon!« Und als er die zweifelnden Gesichter sah, fügte er tröstend hinzu: »Ihr braucht bloß zu beten, daß jeden Donnerstag die Sonne scheint!«
    »Wozu soll das gut sein?«
    »Mittwochs kommen die Gäste an und sind nach der langen Fahrt froh, wenn sie endlich ihr Hotel und ein Bett sehen. Zum Meckern sind sie viel zu müde. Das heben sie sich für den nächsten Tag auf. Wenn dann aber die Sonne scheint, wollen sie an den Strand und kümmern sich einen Schmarrn um den quietschenden Fahrstuhl oder den klappernden Fensterladen, über den sie sich noch am Abend vorher so maßlos aufgeregt haben. Am dritten Tag haben sie sich sowieso daran gewöhnt. Nur wenn es regnet, wird es fürchterlich! Also betet um ein Azorenhoch, das vom Mai bis zum September anhält! Und immer optimistisch bleiben, selbst wenn es Strippen gießt. Hier ändert sich das Wetter schnell. Das ist sogar die Wahrheit!«
    Er nahm seine Tasche, winkte den beiden noch einmal zu und verschwand im Bahnhof. Kurz darauf sahen sie den Zug davonfahren.
    »Und nun?« fragte Tinchen zaghaft.
    »Trinken wir uns erst mal Mut an!« bestimmte Lilo und klapperte unternehmungslustig mit den Autoschlüsseln.
    AUS TINCHENS TAGEBUCH
    6. April
     
    Habe eben die Tomatenflecken aus der Bluse geschrubbt und muß warten, bis sie trocken ist. Alle anderen sind in der Wäscherei. Werde vorläufig keine pasta asciutta mehr essen, machen sowieso zu dick.
    Heute die ersten Schmetterlinge in Empfang genommen. Sahen alle aus wie Trauermäntel. Muß das nächste Mal die Namensliste mitnehmen zum Bahnhof. Waren zwei Meiers dabei. Sahen beide gleich alt aus. Waren empört, als ich sie nach ihrem Geburtsdatum fragte. Älterer Herr wollte wissen, wo man hier etwas erleben kann. Habe ihn in die Splendid-Bar geschickt; da trinkt der Pfarrer jeden Abend seinen Apéritif.
    ›Sole mio‹ hat einen heimtückischen Charakter. Bleibt am liebsten auf Kreuzungen stehen. Weiß inzwischen, daß man vor dem Anschieben die Handbremse lösen muß. Habe mir bequeme Schuhe gekauft, weil die bei längeren Fußmärschen praktischer sind.
     
    8. April
    Keine Reklamationen. Mußte die künstliche Blondine aus Bottrop enttäuschen. Verenzi hat keinen FKK -Strand. Älterem Herrn hat es in der Splendid-Bar nicht gefallen. Wollte mich zum Essen einladen. Behauptete, er sei in den besten Jahren. Kann sein, aber seine guten sind vorbei.
    Heute Bekanntschaft mit Bobo gemacht. Wirklich ein heller Junge! Hat mir erklärt, daß ein Auto auch Öl braucht. Hofft, daß er die Reparatur in drei Tagen schafft. Habe mir noch ein Paar Schuhe mit flachen Absätzen gekauft.
     
    11. April
    Habe Schwierigkeiten mit dem hiesigen Dialekt. Schwer verständlich. Leute alle nett und freundlich, behaupten, ich spräche sehr gut italienisch. Wo ich es gelernt hätte? Vermuten in Kalabrien. Rat von Fritz Schumann befolgt und deutsch geredet. Klappte großartig. Carabinieri sehr zuvorkommend. Helfen sogar schieben. Haben mir empfohlen, Reservekanister zu kaufen.
     
    13. April
    Bin seit heute wieder abergläubisch. Mit dem Dreizehnten muß es
doch
was auf sich haben! Mittags angefangen zu regnen. Zug hatte Verspätung, Gäste deshalb sehr ungemütlich. Hatten außerdem Regenschirme zu Hause gelassen. Transport mit Bus in die einzelnen Hotels verzögerte sich. Luigi hatte Nagel im Fuß. Will den Schuster verklagen. Hatte Gäste endlich abgeliefert und kam

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