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Bitte Einzelzimmer mit Bad

Bitte Einzelzimmer mit Bad

Titel: Bitte Einzelzimmer mit Bad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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ab sofort den laufenden Vertrag, was in der Praxis ganz oder halb leere Häuser in der Nachsaison bedeutet. Spätestens bei dieser Aussicht werden die armen Kranken über Nacht gesund und die belegten Zimmer wieder frei!«
    So also lief die Sache ab! Tinchen bezweifelte zwar, daß ihre Vorstöße bei den maßgeblichen Institutionen erfolgreicher sein würden als die Bittgänge zu den einzelnen Hotelbesitzern, aber jetzt hatte sie ja einen Fachmann zur Seite, der offenbar mit allen Wassern gewaschen war.
    »Können Sie morgen schon anfangen?« fragte sie hoffnungsvoll. Er konnte! Nein, er wohne nicht in einem Hotel, er habe ein Zimmer in der Casa blanca, einer kleinen Familienpension am Ortsende, schon beinahe in den Bergen gelegen, mit italienischer Küche und selbstgekeltertem Wein. Dort wohne er schon seit Jahren, und ob man sein monatliches Gehalt nicht etwas aufstocken könne, schließlich sei alles teurer geworden, sogar die Musikbox und die Sonnenschirme am Strand.
    Tinchen sicherte zu. Mit Frankfurt würde sie schon klarkommen, und notfalls war immer noch die Spesenkasse da. Sie diente zwar in erster Linie der Finanzierung von Bestechungsgeldern, ohne die hier unten so gut wie gar nichts lief, aber dann würde man in Zukunft eben etwas sparsamer sein müssen.
    »Also dann bis morgen früh, Signora … Wie heißen Sie eigentlich?«
    »Pabst, Tina Pabst, aber verheiratet bin ich noch nicht!«
    »Die deutschen Männer müssen nicht nur blind, sondern auch dumm sein!« behauptete Sergio, schenkte Tinchen ein strahlendes Lächeln und wandte sich zur Tür.
    »Halt! Einen Moment noch! Können Sie Esel besorgen???«
     
    Sergio erwies sich als Glückstreffer. Innerhalb weniger Tage hatte er nicht nur die fehlenden Zimmer requiriert, er hatte es sogar geschafft, der völlig unzugänglichen Signora Gonzarello vom Hotel Palm Beach zwei zusätzliche Einzelzimmer abzuschwatzen. »Keine Frau kann widerstehen, wenn man sie als Juwel der Schöpfung bezeichnet«, hatte Sergio gegrinst und Tinchen eine Quittung über eine Flasche Asti spumante präsentiert. »Ich hab’ sie dann ja auch eine Stunde lang mit Fassung ertragen.«
    Sergio wußte, wo man rheinisches Schwarzbrot kaufen konnte und die silberne Girlande für ein Jubelpaar, das seinen 25. Hochzeitstag feierte. Sergio verbreitete Optimismus auch an Regentagen, stellte Wanderrouten für Sportfanatiker zusammen, organisierte Taxifahrten ins Spielkasino nach San Remo, kümmerte sich um verlorengegangene Handschuhe, Koffer und Kinder – kurz, er arbeitete mit vollem Einsatz. Am liebsten abends, wenn er mit jungen und meist blonden Schmetterlingen über die Promenade zog bis hinten zur Mole, wo es einsam, dunkel und offenbar sehr romantisch war. In seiner Brieftasche vermehrten sich zusehends die Fotos weiblicher Schönheiten, versehen mit herzerweichenden Aufschriften und Heimatadresse, aber Tinchen hatte den Eindruck, als ob es sich hierbei mehr um eine Trophäensammlung handelte als um eine Dokumentation investierter Gefühle.
    Hatte Sergio seine jeweilige Favoritin am Vormittag zum Zug gebracht und den meist tränenreichen Abschiedsschmerz mit dem üblichen Nelkenstrauß gemildert, so peilte er am Nachmittag unter den Neuankömmlingen bereits sein nächstes Opfer an und hatte oftmals Mühe, sich seine Konkurrenten vom Leibe zu halten. Mit schöner Regelmäßigkeit fanden sich alle stadtbekannten Strandcasanovas ein, sobald der Sonderzug in den Bahnhof rollte. Allerdings hatte Sergio den unübersehbaren Vorteil, quasi dienstlich seine Hilfe anbieten zu können, während die übrigen Belagerer erheblich mehr Phantasie aufbringen mußten, um einen Anknüpfungspunkt zu finden.
    Anfangs hatte Tinchen sich noch verpflichtet gefühlt, ihre Schutzbefohlenen vor diesen Papagalli zu warnen, aber dann hatte sie kapituliert. In den seltensten Fällen konnten ihre theoretischen Beispiele der braungebrannten Realität mit den dunklen Samtaugen standhalten.
    Sogar Lilo hatte es aufgegeben, das spezielle Prachtexemplar personifizierter Männlichkeit für sich zu interessieren. »Sergio ist einfach zu jung für mich!« hatte sie Tinchen erklärt. »Außerdem widerstrebt es mir, mit einem Mann auszugehen, der besser frisiert ist als ich!«
     
    Als Tinchen eines Abends mit Schumann in der Hotelhalle saß und ihn davon zu überzeugen suchte, daß der von ihr als Raubtierkäfig bezeichnete Fahrstuhl dringend überholungsbedürftig sei – »Vorige Woche bin ich mit dieser Antiquität

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