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Bitte Einzelzimmer mit Bad

Bitte Einzelzimmer mit Bad

Titel: Bitte Einzelzimmer mit Bad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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schon wieder steckengeblieben!« –, kam Sergio durch die Tür gestürmt.
    »Tina, wie viele Esel brauchst du?«
    »In der Öffentlichkeit solltest du etwas respektvoller von den Gästen reden!« mahnte Schumann.
    »Dich meine ich ja gar nicht! Aber Tina will Esel haben, und die kann sie kriegen!«
    »Wo?«
    Sergio ließ sich in einen Plüschsessel fallen und orderte Bier.
    »Deinen Wein kann man leider nicht trinken!«
    »Banause! Meine Weine kommen fast alle aus Frankreich!« verteidigte sich Schumann empört.
    »Ich will sie ja zum Trinken haben und nicht zur Unterhaltung!« konterte Sergio. Dann wandte er sich an Tinchen: »Der Besitzer von meiner Pension hat einen Bruder, der irgendwo oben in den Bergen lebt und so eine Art Altersheim für Esel betreibt. Warum, weiß ich nicht, muß wohl ein Hobby von ihm sein. Manchmal verleiht er sie, hauptsächlich zur Obst- und Olivenernte, aber viel springt dabei nicht heraus. Gegen einen regelmäßigen Nebenverdienst hätte er sicher nichts einzuwenden.«
    »Klingt ja ganz vielversprechend. Aber wie kriegen wir Roß und Reiter zusammen? Wir können die Gäste doch nicht kilometerweit durch die Wildnis karren!«
    »Und warum nicht? Wir nennen das ganze Unternehmen Safari, verlangen einen Haufen Geld dafür, denn bloß was teuer ist, ist exklusiv, und dann fahren wir die Leute zu dieser Mulifarm. Sie bekommt einen schönen Namen, Hazienda Asino oder so ähnlich, und du wirst sehen, das wird
die
Sensation der Saison!«
    Kopfschüttelnd hatte Schumann zugehört. »Bist du überhaupt schon mal auf einem Esel geritten?« Und als Sergio verneinte, »dann versuch’s erst gar nicht!«
    »Wer redet denn von mir? Ich bin ja nicht so vergnügungssüchtig!«
    Jetzt schaltete sich Tinchen ein: »Mich hat mal einer auf den Drachenfels geschleppt, deshalb spreche ich aus Erfahrung! Das Tier ist ganz friedlich gewesen und hat aufs Wort pariert.«
    »Dann muß es sich um eine degenerierte Abart gehandelt haben. Italienische Esel sind störrisch, verfressen und launenhaft.«
    »Also ähneln sie in wesentlichen Charakterzügen ihren künftigen Reitern«, lachte Sergio und stand auf. »Morgen früh werde ich mal diesem Mulitreiber auf die Bude rücken und mir die ganze Sache ansehen. Willst du mitkommen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Morgen ist Donnerstag, und ich habe einundfünfzig Anmeldungen für Nizza. Es werden jetzt so viele Ausflügler, daß sie sich an den üblichen Aussichtspunkten gegenseitig in die Schnappschüsse geraten!«
    In dieser Nacht träumte Tinchen von einer Maultierkarawane, die sich auf den Weg nach Nizza machte, beladen mit Säcken voller Roulettekugeln und angeführt von einem zerlumpten Treiber, der genauso aussah wie Klaus Brandt.
     
    Eine Woche später hielt sie den Probeabzug des Plakates in der Hand, das künftig im Büro, am Bahnhof und selbstverständlich in jedem Hotel hängen würde. Auf gelbem Grund prangte ein melancholisch dreinblickender Esel mit viel zu langen Beinen, und darunter stand in dicker schwarzer Schrift:
    Jeden Freitag

ESEL - SAFARI ZUR LODGE ASINO
Ein Abenteuer-Ausflug in die Ursprünglichkeit der Berge
Preis pro Person: 10 000 Lire
Grillparty und Landwein inklusive
    »Wie sich die Grillparty mit der Ursprünglichkeit der Berge vereinbaren läßt, weiß ich zwar nicht, aber Sergio meinte, Essen zieht immer!« sagte Tinchen und reichte das Plakat an Lilo weiter.
    »Womit er vollkommen recht hat. Noch dazu, wenn es nichts zusätzlich kostet.« Sie fing an zu lachen. »Weißt du übrigens, daß bei mir im Hotel seit ein paar Tagen keine Obstkörbe mehr auf die Tische kommen?«
    »Warum denn nicht? Zur Zeit ist doch Obst preiswerter als jedes andere Dessert.«
    »Aber nicht, wenn die Gäste jedesmal alles ratzekahl abräumen. Was sie nicht schaffen, wickeln sie in Servietten und nehmen es mit aufs Zimmer, nach der Devise: Wir haben das bezahlt, also gehört es uns! Jetzt kriegen sie bloß noch kleine Tellerchen mit abgezählten Früchten, also vier Erdbeeren und einen Pfirsich oder so.«
    »Wir sind eben ein Volk von Gourmands und nicht von Gourmets«, stellte Tinchen gleichmütig fest. »Die meisten Deutschen sind ohnehin mehr an Ernährung als an Essen interessiert!«
    »Wer soll diesen wöchentlichen Mulitrip eigentlich anführen? Wenn du glaubst, daß ich …«
    »Sergio natürlich!« sagte Tinchen schnell. »Aber beim ersten Mal werden wir wohl oder übel mitmachen müssen.«
    »Ich nicht!« erklärte Lilo kategorisch.
    »Du auch!

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