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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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reagierte. Als ich mich jedoch wegwandte, ließ mich ein von der See her plötzlich aufstrahlender Schein zurückblicken.
    Der Barbar auf dem Boot hatte eine Römische Kerze entzündet. Als er sie hochhielt, flammten rote Feuerbälle auf und fielen rings um ihn herum aufs Deck nieder. Seine Freunde begannen zu klatschen.
    Ich stieg langsam die Treppe hinauf. Mat würde warten, und ich wollte, wenn ich den Anruf entgegennahm, keineswegs den Eindruck erwecken, daß ich auch nur im geringsten außer Atem sei. Nachdem ich das Tonbandgerät angestellt hatte, wartete ich noch einen weiteren Augenblick lang, ehe ich den Hörer aufnahm, und begann, als hätte ich just nach ihm gegriffen, sofort zu sprechen.
    »Mat? Was für eine angenehme Überraschung!«
    Ich versuchte, meine Überraschung, wenn auch nicht meine Freude, echt klingen zu lassen, aber natürlich ließ er sich nicht täuschen.
    »Tut mir leid, Sie vom Feuerwerk wegzuholen, Paul, aber das geschieht nur, weil es sich schließlich um einen Notfall handelt. Im übrigen rufe ich auf Ihren Anruf von heute morgen hin zurück.«
    Ich mußte jetzt sehr flink denken. Er sprach mit der hohen nasalen Stimme eines der englischen Missionare, die an der Schule auf den Fidschis unterrichtet hatten. Ich hatte sie zuerst gehört, als er mir von Placid Island erzählte. Es war seine antiimperialistische Stimme und auch dieselbe, die er zuweilen benutzte, um das Aussprechen irgendeiner höchst unangenehmen Sache so klingen zu lassen, als sei sie komisch. Er benutzte sie jetzt wahrscheinlich auch als Tarnung, aber ich war gewarnt. Ich hätte mich von einem englischen Birmingham-Akzent nicht verblüffen lassen sollen. Bei laufendem Tonband jedoch durfte ich ihm das nicht kommentarlos durchgehen lassen.
    »Was für eine sonderbare Stimme du hast, Großmama!«
    Es war ein Mißgriff. Er konterte prompt, indem er eine Charakterstudie des treuen Gefolgsmannes zu Protokoll gab, der durch Spott schließlich dazu getrieben wird, vorübergehend aus der Rolle zu fallen. »Ich sagte, daß es mir leid tut, Ihnen den Spaß am Feuerwerk zu verderben, Paul, und es tut mir leid, Sie zu stören, wo Sie ohnehin schon so viel auf dem Teller haben, aber dies ist keine Gutenachtgeschichte.«
    »Das ist jetzt das zweite Mal, daß Sie das Feuerwerk erwähnen, Mat. Wo sind Sie? Irgendwo hier an der Corniche? Sehen auch Sie sich das Feuerwerk an?«
    »Sie wissen, wo ich bin, Paul. Da unten an der Côte d’Azur machen sie immer Feuerwerk am 14. Juli. Wenn ich ein bißchen gereizt bin, dann nur, weil ich mit Frank gesprochen habe, also seien Sie nachsichtig mit mir. Ich habe mir auch Ihre vorausgegangene Unterhaltung mit ihm angehört und … Paul? Sind Sie noch da?«
    »Ich bin hier.«
    »Paul, was Frank Ihnen heute morgen gesagt hat, war eine einzige endlose Lüge.«
    »Meinen Sie eine einzige ununterbrochene Lüge oder viele zusammengestoppelte einzelne Lügen?«
    »Ich scherze nicht , Paul. Aus möglicherweise verständlichen Gründen, aber ganz ohne meine Erlaubnis hat Frank einen verdammten Narren aus sich gemacht. In dem Bestreben, Ihnen mit einem Ablenkungsmanöver zu helfen, hat er eine Reihe von Dingen getan, die er besser hätte bleibenlassen. Er wollte den Neunmalklugen mimen und ist prompt auf die Nase gefallen. Da ich für ihn verantwortlich bin, möchte ich mich vorab entschuldigen.«
    »Entschuldigung angenommen.« Alles, was er bis jetzt gesagt hatte, klang, als spräche ein braver Untergebener mit einem launischen Zuchtmeister. Ich versuchte, ihn zu überrumpeln, indem ich plötzlich zum launenhaften Zuchtmeister wurde und in einem Ton mit ihm redete, den er, wenn je, dann schon lange nicht mehr gehört hatte.
    »Aber sagten Sie nicht«, fuhr ich ihn an, »daß sich zu entschuldigen das erste gewesen sei, was Sie tun wollten? Wie steht’s mit dem zweiten und dritten? Oder haben Sie auf Ihrem schwarzen Hintern gesessen und darauf gewartet, daß jemand anders Ihnen das Denken abnimmt?«
    Er nahm meinen Einwurf nicht zur Kenntnis, sondern setzte gelassen zu Punkt zwei an. »Paul, erinnern Sie sich noch an die Zeit vor ein paar Jahren, als wir – das heißt Sie – erwogen, uns in dieses malaiisch-chinesische Gummi-Syndikat einzukaufen? Wir fuhren los, um diesen Leuten da oben bei Kedah einen Besuch zu machen.«
    »Nein, ich kann mich daran überhaupt nicht erinnern, und ich bin auch nie in Kedah gewesen.«
    » Bei Kedah, habe ich gesagt. Es war kurz nachdem dieser Amerikaner einen

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