Bitte keine Rosen mehr
Unterhaltung mit Connell und Henson gemieden. Sie mochten jetzt Bundesgenossen sein, mehr aber auch nicht. Ich konnte von ihnen nicht erwarten, daß sie Krom, wenn es wegen der in Brüssel ausgesprochenen Drohungen und Zusagen wieder ans Feilschen ging, die Unterstützung verweigerten. Es war daher wichtig, daß sie Zeit genug hatten, sich an die Idee zu gewöhnen, mir bei dem zu helfen, was zählte, ohne mich wegen anderer Dinge, die inzwischen kaum mehr eine Rolle spielten, erneut bekämpfen zu müssen. Die Lösung hatte darin bestanden, daß ich in meinem Zimmer blieb und es Melanie überließ, Krom mit Vor-Tisch-Drinks zu traktieren. Mat, das wußte ich, würde nicht ohne Vorankündigung anrufen. Vorab würde es einen unheilschwangeren bildlichen Trommelwirbel oder ein, zwei Theaterdonnerschläge geben, verabreicht, um in die Herzen von uns schlichten Seelen Furcht zu säen. Ich hatte die Zeit dazu benutzt, sämtliche Tonbänder wohlverpackt und -versteckt in der kleinen Reisetasche zu verstauen, die ich auf die Flucht mitzunehmen gedachte, und die Telefonnummern der örtlichen Funktaxidienste herauszusuchen. Die Flasche gefrorenen Champagners, die mir der Ehemann der Köchin gebracht hatte, war genügend aufgetaut, um es mir zu ermöglichen, zwei Gläser davon zu trinken, und der Burgunder, den es zum Essen gegeben hatte, war recht gut gewesen. Die Nervenanspannung war nicht zu leugnen, aber ich behielt sie unter Kontrolle. Als wir auf die Terrasse hinaustraten, war ich bereit, Krom freundlich gegenüberzutreten.
Er dagegen zeigte mir wieder seine Zähne, und nicht nur die gewohnte Menge.
»Ich spreche von unserer ursprünglichen Vereinbarung«, sagte er, »und es ist zwecklos, die Augen zu rollen, Mr. Firman. Ich beabsichtige, die Bedingungen in jeder Hinsicht durchzusetzen.«
»Mit Hilfe welcher Sanktionen, Herr Professor?«
Er bot mir die Weitwinkelansicht seiner zahntechnischen Brückenbauten. »Zwanzig Prozent dessen, was ich bereits hätte benutzen können, mein Freund. Zwanzig Prozent von Symposia statt einhundert, und die Gewißheit, daß, selbst wenn es nur ein Prozent wäre und wir es mit einem kriminellen Frühstücksdirektor zu tun hätten, der Direktor des Instituts für Internationale Anlage- und Treuhandberatung nach wie vor den Anschein aufrechterhalten muß, ein ehrenwerter Mann zu sein.«
»Jeder Versuch Ihrerseits, zu behaupten, ich sei es nicht, wird Ihnen gerichtliche Schritte wegen Beleidigung, Verleumdung und übler Nachrede einbringen, Herr Professor, je nachdem, in welcher Form Sie Ihre Behauptungen aufstellen und wo. Hören Sie inzwischen auf meinen Rat. Sie werden über kurz oder lang Ihre ganze Kraft benötigen, übernehmen Sie sich also nicht. Ich habe weitere Papiere für Sie vorbereitet, und Sie werden sie zu geeigneter Zeit ausgehändigt bekommen. Melanie hat die Kopien fertig und abrufbereit vorliegen. Im Augenblick allerdings hält sie sich zur Entgegennahme eines Anrufs bereit, den ich erwarte, den von Mat Williamson. Sie können ihn mithören, wenn Sie wollen. Tatsächlich bin ich der Meinung, Sie sollten ihn mithören, Sie alle.« Ich hatte mich, während ich sprach, zu Yves umgewandt. »Mit der technischen Ausrüstung, die Sie haben, müßte sich das doch einrichten lassen, oder?«
Yves wand sich sichtlich, versuchte dann aber, sich zusammenzureißen, Mißmut wurde von Bombast abgelöst.
»Bei allem Respekt, Patron, meine ich, daß es bei einem solchen Gespräch, falls es dazu kommen sollte, angemessener wäre, wenn Sie Ihr eigenes Tonbandgerät benutzten.«
»Yves ist empfindlich, was seine technischen Fertigkeiten betrifft«, erläuterte ich. »Es war bloß ein Vorschlag. Ich dachte, vielleicht würden Sie es alle gern mithören.«
»Ich bin dafür«, sagte Connell. »Authentischer so, würde ich sagen. Meinen Sie nicht auch, Herr Professor?«
»Wenn Mr. Firman möchte, daß wir eine telefonische Unterhaltung mithören, stellt sich die Frage nach ihrer Authentizität nicht. Es kann davon ausgegangen werden, daß sie gefälscht ist.«
Ich zuckte die Achseln. »Nun gut, wie Sie meinen. Ich wollte es nur erwähnt haben.«
Das war der Augenblick, in dem Yves der Kragen platzte. Er stand unvermittelt auf.
»Patron, wozu noch warten? Wozu auf schlechte Nachrichten warten? Weil es höflich ist, das zu tun? Ich will nichts damit zu schaffen haben, und das habe ich auch Melanie gesagt. Ich glaube, sie denkt jetzt genauso darüber.«
»Worüber, Mr. Boularis?« Dr.
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