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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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des Hotels durch. Wenn es nicht bloß ein paar Minuten von hier entfernt ist, warten Sie damit nicht, bis Sie wieder zurück sind.«
    Es war nicht der Augenblick, ihn danach zu fragen, was er vorhatte, und so brach ich auf und tat genau das, was er mir gesagt hatte.
    Vic machte Schwierigkeiten wegen der Unterschrift für das Geld, aber dessen tatsächlicher Anblick und der würdevolle Ernst der Bankangestellten stimmten ihn nach und nach friedfertiger. Die alten Quittungen händigte er mir ohne einen auch nur gemurmelten Protest aus. Lediglich etwa die Hälfte des Geldes wurde in Hundertern ausgezahlt, und er hatte Mühe, alles in seine hübsche neue Aktentasche zu stopfen. Meinen Vorschlag, gemeinsam ein Taxi zu nehmen, lehnte er rundweg ab – jetzt, da er das Geld hatte, schien er plötzlich Angst vor mir bekommen zu haben –, aber er ließ mich eines für ihn herbeiwinken und dem Chauffeur sagen, wohin er fahren solle.
    Ich rief Carlo aus dem nächsten Café an und berichtete.
    »Gut«, sagte er. »Sie haben alle Empfangsbestätigungen? Großartig. Bringen Sie sie jetzt bitte hierher zurück, Paul.«
    Als er die Originale vor sich auf der Tischplatte ausgebreitet hatte, besah er sie sich, als seien sie alte und heißgeliebte Freunde.
    »Wie konnte ein ansonsten so vorsichtiger Mann nur derart töricht sein?« fragte er. »Wenn sie mir gehört hätten, hätte ich jeden einzelnen davon verbrannt und Ihnen die Asche ausgehändigt.«
    »Er war zu sehr wegen der Quittung besorgt, die er unterschreiben mußte.«
    »Darum habe ich sie ja verlangt. O ja, sie wird ganz nützlich sein, aber was zählen wird, das sind die ersten. Sehen Sie sich die Daten an! Wie interessant und wie verheerend schlüssig!«
    »Schlüssig wofür?«
    Er antwortete nicht sogleich. »Wie heißt das Wort, mit dem er Sie benannt hat, Paul?«
    »Schlepper?«
    »Ja. Was bedeutet das?«
    »Hauptsächlich ist es ein Slangwort für den Komplizen eines professionellen Spielers, der dazu da ist, das Gewinnen leicht erscheinen zu lassen, aber Schwindler und andere Gauner benutzen ebenfalls Schlepper. Ein Schlepper ist jemand, männlich oder weiblich, der die Opfer dazu überredet, ihr Glück zu versuchen und sich betrügen zu lassen.«
    Er seufzte. »Man könnte meinen, wir hätten das Geld dieses närrischen Mannes verloren , statt es zu verdoppeln. Nun, er wird für seine Unverschämtheit zahlen müssen. Nachdem Sie mich angerufen hatten, habe ich sofort veranlaßt, daß er beschattet wird, wenn er das Hotel verläßt.«
    Er reagierte auf meine hochgezogenen Brauen. »Ich will wissen, was er mit seinem Geld anfängt.«
    »Wenn er halbwegs bei Verstand ist, bringt er es auf eine Bank.«
    »Ja, aber auf welche Bank und wo? Heute ist es zu spät dafür, aber vielleicht nimmt er ja einen Nachtzug. Wohin? Lausanne? Basel?«
    Ein wüster Gedanke kam mir. »Sie denken doch nicht etwa daran, ihm das Geld wieder abzujagen, Carlo?«
    »Verdient hätte er es, aber wir sind keine Diebe. Nein, ich will einfach wissen, welche Filiale welcher Bank er sich aussucht.«
    »Und wozu das?«
    »Die amerikanischen Steuerbehörden zahlen Informanten, die ihnen Beweise dafür liefern, daß ein US- Staatsbürger es versäumt hat, Einkommen zu deklarieren, eine Belohnung von zehn Prozent.«
    »Sie würden Vic denunzieren?«
    »Ich? Lieber Himmel, nein! Ich habe einen Geschäftspartner in New York, der das tun wird. Ich werde ihm lediglich die Beweise liefern. Stellen Sie sich nur einmal das Händeringen vor, wenn die Steuerbehörden unserem Freund Mr. Vic mit ihren Forderungen nach Vorlage alter Bücher kommen! Woher stammt diese große Summe, die Sie während Ihrer Dienstzeit in der Armee an sich gebracht und über die wir Empfangsbestätigungen in Händen haben? Warum haben Sie sie nicht angegeben? Sie verweigern die Aussage, weil Sie sich andernfalls selber belasten könnten? Dann beantworten Sie Folgendes. Wir haben hier den Nachweis über einen Kapitalzuwachs zu Ihren Gunsten von über achtzigtausend Dollar. Warum sind darüber keine Angaben gemacht worden? Wo ist das Geld? Wir werden es Ihnen sagen. Es liegt auf der und der Bank. Und bevor Sie den restlichen Verbrechen, deren Sie beschuldigt werden, noch einen Meineid hinzufügen, lassen Sie sich eines gesagt sein. Das schweizerische Bankgeheimnis bietet Personen, denen nachgewiesen werden kann, kriminelle Vergehen wie Diebstahl von US- Armeegütern begangen zu haben, keinen Schutz. Was für eine herrliche Zeit die haben

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