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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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und darüber zu entscheiden, wer wieviel von ihrem Inhalt zu lesen bekäme. Ich gewann die Wette.
    Als der Kaffee serviert war, bat ich Melanie, unseren Gästen Akte Nummer eins zu reichen. Krom hinderte sie sofort daran, indem er blitzschnell ihren Arm umklammerte. Er war außer sich wie ein Kind, dem gerade gesagt wurde, daß es das prächtige neue Spielzeug, das ihm allein hatte gehören sollen, nun doch mit anderen teilen müsse.
    »Ich bin der Auffassung, Mr. Firman«, sagte er und zeigte seine Zähne, »die Austeilung aller Dokumente sollte, sowohl in Ihrem als auch in unserem Interesse, streng begrenzt bleiben.«
    »Ich stimme ganz mit Ihnen überein, Herr Professor.«
    Ich starrte unverwandt auf Melanies Arm, bis er ihn losließ. »Es gibt nur drei Kopien von diesem Dokument, eine für Sie und je eine für Ihre Zeugen. Ich muß darauf bestehen, daß mir die letztgenannten beiden Durchschriften zurückgegeben werden, sobald sie gelesen und mit Ihrem Text verglichen worden sind, damit ich sie vernichten kann.«
    Er suchte nach einer Möglichkeit, auf nicht beleidigende Weise zu sagen, daß er seinen Zeugen keinen freien Zugang zu einem Material zubilligen wolle, das nur ihm allein gehöre, da sie beabsichtigen könnten, ihm Teile davon zu stehlen. Natürlich gelang es ihm nicht; es gibt keine harmlos-freundliche Weise, etwas Derartiges zu sagen. Er versuchte, die Schwierigkeit zu umgehen.
    »Notizen könnten gemacht werden.«
    »Selbstverständlich. Und ich bin sicher, daß sie gemacht werden«, sagte ich munter. »Dr. Connell hat ein Tonbandgerät, und Dr. Henson hat einen Stenographenblock in ihrem Handkoffer. Ich wage zu behaupten, daß sie außerdem auch ein gutes Gedächtnis hat.«
    Henson lachte plötzlich auf und erntete einen wütenden Blick von Krom.
    Sogleich hob sie, um Vergebung bittend, beide Hände.
    »Tut mir leid, aber mir kam ein unpassender Gedanke«, erklärte sie. »Ich hatte, nur ganz flüchtig, aber doch eindeutig, die Idee, daß es Mr. Firman vollkommen gleichgültig ist, ob und wie viele Notizen wir machen, weil er nicht beabsichtigt, uns etwas sehen oder hören zu lassen, was ihn irgendwie kompromittieren könnte.«
    Erzürnt schaltete Yves sich ein. »Da täuschen Sie sich aber gewaltig, Dr. Henson. Allein schon dieses Treffen kompromittiert ihn und uns.« Seine ausgestreckte Hand bezog Melanie mit ein.
    »Keine Sorge, Mr. Boularis.« Krom versuchte plump, ihm das Knie zu tätscheln, und schien Yves’ instinktives Zurückweichen übelzunehmen. »Aber geben Sie acht, daß Sie sich weder selbst täuschen noch von dem da täuschen lassen«, fuhr er speichelsprühend fort. »Ihr Freund Firman war bereits vor Jahren kompromittiert, als ich ihn in Zürich sah.«
    Connell unterdrückte, was der Anfang eines leisen Aufstöhnens gewesen sein mochte. »Ah ja«, sagte er, »da wären wir wieder einmal bei der berühmten Oberholzer-Firman-Identifikation. Wird es uns diesmal gestattet sein, zu hören, was genau daran so Kompromittierendes gewesen sein soll, oder gilt auch hier: ›pas devant les enfants‹ , Herr Professor?«
    Das klang, als sei er Kroms so überdrüssig, wie ich es war. Ehe der Große Alte Mann auch nur durchdringende Blicke verschießen und erneut die Zähne fletschen konnte, gab ich Melanie ein Zeichen.
    Diesmal machte sie die Runde um den Tisch umgekehrt, so daß die Zeugen ihre Kopien der Dokumente als erste bekamen.
    »Da können Sie alles nachlesen«, sagte ich zu Connell.
    Das Verhalten der Zeugen mir gegenüber hat seither viel zu wünschen übriggelassen, vielleicht war das nicht zu vermeiden; aber ich bedaure noch immer, daß – inzwischen erwiesenermaßen überflüssige – Sicherheitserwägungen mich daran hinderten, ihnen mehr Einblick in die Wahrheit zu geben, als ich es tat. Vielleicht hätten sie etwas gelernt, nicht nur zu ihrem eigenen Vorteil, sondern auch zu meinem, was in dieser schwierigen Zeit sofort geholfen hätte.

    Hier nun folgt, wie es in Wahrheit dazu kam, daß Krom mich in Zürich sah.
    Das Alarmtelegramm erreichte mich erst am späten Dienstagabend, mehr als vierundzwanzig Stunden nachdem Kramer erkrankt war.
    Der Telegrammtext besagte lediglich, daß er sich auf der Intensivstation für Herzerkrankte im Kantonsspital in Zürich befand. Die Unterschrift war jedoch in Codeform angegeben, was nicht nur zu bedeuten hatte, daß dort Material dringend der Abholung bedurfte, sondern auch, daß strikteste Sicherheitsvorkehrungen zu treffen waren. Die

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