Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Boho-Chic-Kleid, sondern in etwas, das an Flamenco erinnerte. Und Javier mit einem noch viel sehnsüchtigeren, liebestolleren Blick als Beau. Sie schüttelte heftig den Kopf, lachte und gestikulierte abwehrend. Doch innerlich hauchte, rief und juchzte sie: »Ja! Ja! Ja!«
– 9 –
Rorys erster April verlief deutlich anders.
Keine freudige Erregung, keine glückliche Spannung.
Nur das nackte Grauen.
»Was hab ich nur getan ...«, murmelte er, als er mit Monty dabei zusah, wie Freddie und seine Crew ankamen. Mit einem Konvoi aus Minibussen voller Menschen und Filmausrüstung blockierten sie die einzige Uferstraße des Ortes.
»Deine Seele an den Teufel verkauft. Zumindest für die nächsten acht Wochen«, lautete Montys gnadenlose Antwort.
»Danke, bist ein echt guter Kumpel.«
»Ich wäre kein guter Kumpel, wenn ich nicht ehrlich mit dir wäre. Du kennst Freddie und du weißt, mit was für Leuten er zusammenarbeitet ...« Monty schaltete auf ziemlich ernst und feierlich um: »Aber du weißt ja genau, warum du das tust, und das musst du dir nun ständig vor Augen halten. Acht Wochen sind schnell vorbei.«
Frank und Sydney kamen von ihrem allmorgendlichen Strandspaziergang zurück und schlängelten sich an irgendwelchen Scheinwerfern vorbei.
»Da ist dein Vater«, sagte Monty. »Jetzt reiß dich zusammen, ring dir ein Lächeln ab und tu so, als fändest du das alles ganz toll.«
Sofort zog Rory seine Mundwinkel nach oben. Er wollte seinen Vater auf gar keinen Fall weiter belasten.
Der hatte ohnehin schon ein schlechtes Gewissen, dass sich sein Sohn nur wegen ihm auf etwas eingelassen hatte, was er sonst niemals getan hätte. Außerdem hatte er Schwierigkeiten, jemanden zu finden, der ihn, einen »Kindesentführer«, durch den Paragrafendschungel lotsen und ihm zum Sorgerecht für Sydney verhelfen wollte.
Als Erstes hatte Rory seinen Anwalt angefragt. »Wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf, Mr. Trevelyan: Lassen Sie sich da bloß nicht mit reinziehen ...« Er ließ ihn derart arrogant abblitzen, dass Rory beschloss, nun endgültig einen anderen Syndikus für die Belange seines Unternehmens zu suchen. Dieser war ihm ohnehin nie hundert Prozent sympathisch gewesen.
Und auch Montys Tipp, der vermutlich gerissenste Rechtsverdreher in ganz Südengland, war reine Zeitverschwendung gewesen. Er hatte viel zu drastische Maßnahmen vorgeschlagen.
»Bist du sicher, dass er wirklich Rechtsanwalt ist?« Frank lachte angespannt und trank seinen Kaffee aus. »Mir kommt er eher vor wie aus einem Gangsterfilm entsprungen ...«
Monty vergrub die Hände in den Taschen und grinste schief.
»Mein Vater nennt ihn den Zauberer ... Weil er jedes Problem einfach verschwinden lassen kann.«
»Schon klar ...« Frank fröstelte ein wenig. Er sah zum Bürogebäude hinüber und erwartete fast, von dort beobachtet zu werden. »Aber ich fürchte, Consuela in eine Kiste zu legen und in der Mitte durchzusägen würde mir nicht unwesentlich viel mehr Ärger einbringen, oder was meinst du?«
Auch ohne diese ganze Problematik war Franks Leben gerade schwierig genug. Die Rückkehr nach Quinn war mit gemischten Gefühlen verbunden. Einerseits war er überglücklich, wieder zu Hause zu sein, denn er war wirklich nur wegen Consuela nach Ibiza gezogen. Es war ihr dringender Wunsch gewesen, und weil er bis über beide Ohren in sie verliebt war, hatte er ihr jeden Wunsch erfüllen wollen.
Wenn er jetzt daran zurückdachte, wie sehr er sie damals geliebt hat, spürte er, dass er doch noch nicht ganz über die Trennung hinweg war. Natürlich war seine Liebe zu Consuela nicht zu vergleichen gewesen mit der Liebe, die er für Elizabeth empfunden hatte. Sie war beständig gewesen, solide und geerdet, während die Liebe für Consuela etwas Unbekümmertes, aber auch Verzehrendes hatte. Er hatte sich wieder jung gefühlt, sie hatte ihn zum Lachen, aber auch zum Weinen gebracht. Es war die berühmte Achterbahnfahrt der Gefühle gewesen.
Tief in seinem Herzen hatte er gewusst, dass es nicht von Dauer sein würde. Gleichzeitig hatte er sich gefragt, was das Leben ihm in puncto Liebe wohl noch bieten würde in seinem Alter, und darum hatte er gehofft, die Zeit auf Wolke sieben würde die Bruchlandung am Ende wettmachen.
Aber jetzt fühlte er sich älter denn je.
Und kam sich vor wie ein ganz großer Esel.
Genau wie damals, als Elizabeth gestorben war, unterdrückte er seine eigenen Gefühle, indem er sich voll und ganz auf den kleinen Jungen in
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