Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
unbedingt Javier erwähnen müssen?
Denn da machte Antonio sich plötzlich Gedanken, wie dieser junge Mann, den er in etwa so heftig umwarb wie dieser seine jüngste Tochter, es wohl finden würde, dass Linda in England blieb. Darüber hatte er am Abend in seiner Wein- und Glückseligkeit überhaupt nicht nachgedacht.
Doch kurz vor der Kehrtwende schritt Beau ein, indem er laut und deutlich verkündete, wie dankbar er und Pip für Lindas Hilfe in den nächsten Wochen seien. Und ihre neue Schwägerin schlug in dieselbe Kerbe und bedankte sich vielmals bei ihrem neuen Schwiegervater, dass er ihnen Lindas Arbeitskraft für ein paar Wochen überließ – schließlich konnten sie gerade jede Unterstützung gebrauchen.
Für diesen Einsatz war Linda den beiden unendlich dankbar, und so musste sie nicht mit den anderen in einen der Mietwagen steigen, der sie zum Flughafen bringen sollte.
Sie hielt die Luft an, als die Wagen die lange Einfahrt hinunterrollten, und atmete erst wieder vorsichtig durch, als kein einziges Motorengeräusch mehr zu hören war.
Arm in Arm gingen sie und Beau zurück zum Haus. Pips Familie freute sich über ihren Gast und war regelrecht fasziniert von Linda. Alle bewunderten, wie fließend sie Englisch sprach und liebten ihren aparten Akzent und ihre großen braunen Augen. Die hatten sie und ihr Bruder gemeinsam, genauso wie den Humor und das ansteckende Lachen.
Auch Beau freute sich, seine jüngste Schwester bei sich zu haben. Insgeheim war sie seine Lieblingsschwester, aber das hätte er niemals laut gesagt.
»So, dann antworte mir jetzt mal wahrheitsgetreu, Linda Rivera: Bist du tatsächlich hiergeblieben, um deinem Bruder auf seinem Weingut zu helfen?«
»Wenn ihr meine Hilfe braucht, selbstverständlich.«
»Und wenn wir eigentlich ganz gut zurechtkommen und nur ab und zu mal einen Mitstreiter bräuchten?«
»Dann könnte ich vielleicht irgendetwas ganz anderes machen ...«, erwiderte sie hoffnungsfroh.
Beau fing an zu lachen.
»Hab ich’s doch gewusst! Du wolltest gar nicht hierbleiben, um uns zu helfen, stimmt’s?«
»Doch, natürlich, wenn ihr mich braucht, helfe ich euch, versprochen, Beau! Aber ich hoffe schon, dass ich auch ein paar andere Sachen machen kann ... Mich hier in der Gegend ein wenig umsehen zum Beispiel. Mal was sehen, was nichts mit Trauben, Rebstöcken oder Wein zu tun hat ... Du weißt, dass ich das alles liebe, aber ...«
»... das Leben hat mehr zu bieten als das«, beendete Beau lächelnd ihren Satz. »Natürlich willst du auch was von England sehen, wenn du schon mal hier bist. Wärst ja auch schön blöd, wenn nicht. Es ist wunderschön hier, Linda, ich glaube, es wird dir gefallen. Ich weiß, unser Vater hat dir nur erlaubt, hierzubleiben, weil er davon ausgeht, dass du von morgens bis abends unter meinem wachsamen Blick hier schuften wirst, aber ich finde, unsere Eltern sind zu streng mit dir. Du bist doch kein Kind mehr, und das müssen sie langsam akzeptieren. Ist doch völlig in Ordnung und normal, dass du etwas von der Welt sehen willst. Man kann nie wissen, was man in der Fremde so findet.«
Bei diesen letzten Worten richtete er einen verträumten Blick auf seine Frau, die wenige Schritte vor ihnen Arm in Arm mit ihrer wunderbaren Mutter Richtung Haus marschierte.
»Du hast jedenfalls etwas ganz Kostbares gefunden, Beau«, versicherte Linda ihrem Bruder. »Pip ist einfach toll.«
»Ich weiß.« Ein überglückliches Lächeln ließ sein schönes Gesicht strahlen. »Sie ist einfach der Hammer«, sagte er leise. »Und du? Unser Küken? Bist ja eigentlich gar kein Küken mehr. Ich habe gehört, dass du womöglich auch kurz davor bist, dich fest zu binden ...«
Er prustete vor Lachen, als er ihr Gesicht sah.
»Wie? Soll das etwa heißen, du und Javier, ihr seid nicht die Nächsten, die vorm Altar stehen?«, zog er sie auf. Er wusste ganz genau, das war das Letzte, was Linda wollte.
Als Antwort reichte denn auch ein leichter Knuff in seine Seite.
»Ich glaube, die Tatsache, dass du dich so freust, hier zu sein, während er in Spanien sitzt, sagt mir alles über deine Gefühle für Javier. Ich hoffe nur, dass du dir sicher bist, denn deine Schwester Inez hat ein Auge auf den Burschen geworfen, soweit ich weiß. Wenn du nicht aufpasst, spannt sie ihn dir womöglich aus, während du weg bist.«
Linda sah ihn verschmitzt von der Seite an.
»Genau das ist ja der Plan«, gestand sie.
»Wie bitte?«
»Dass sie ihn mir ausspannt. Dass sie ein Auge
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