Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Rolle in einem größeren Spielfilm bekam, feierten sie die ganze Nacht. Eine Woche später brachte er sie zum Flughafen und sie verabschiedeten sich umarmungsreich.
Bei ihrer Rückkehr ein halbes Jahr später war sie ein völlig anderer Mensch gewesen. Seine Traumfrau war zu seiner Albtraumfrau geworden. Das war einer der Hauptgründe dafür, dass er der Welt des Glamours den Rücken gekehrt hatte. Wenn es das war, was der Ruhm aus den Menschen machte, dann wollte er damit nichts zu tun haben.
Sie hatte jegliche Liebenswürdigkeit verloren. Hatte sich binnen sechs Monaten in eine Diva verwandelt. Bei ihrer Abreise war sie noch besonnen und verträglich gewesen – bei ihrer Rückkehr hitzköpfig und aufbrausend. Wo früher Zuneigung und Umarmungen gewesen waren, waren nun Zankereien und Würgegriffe. Sie redete mit ihm und kommandierte ihn herum, als sei er einer ihrer Hiwis am Filmset.
Und als er ihre Beziehung beendete, geschah das unter Tränen und Tobsuchtsanfällen ihrerseits.
Sie hatte ihn nicht loslassen wollen.
Ein bisschen wie Sydney in diesem Moment. Vorsichtig versuchte Rory, sich von dem schlafenden Kind zu lösen, doch da klammerte Sydney sich nur noch fester an ihn.
Leise lachend schaffte Rory es, sich die Schuhe abzustreifen. Sah ganz so aus, als würde er die Nacht hier verbringen.
Als die VIPs – oder Vipern, wie Freddie und sein Team sie nannten – an jenem Morgen in den Luxus-Kleinbus gestiegen waren, hatte man ihnen einige Unterlagen überreicht, darunter eine »Dos & Don’ts«-Liste mit Regeln, die vorschrieben, wie sie sich zu verhalten hatten, solange sie Teil des ESDS-Kandidatenteams waren. Jetzt, um vier Uhr morgens, waren die letzten Partygäste so betrunken, dass sämtliche Regeln vergessen waren.
Einen unbeteiligten Beobachter hätte die Szene bei gedämpftem Licht und schmeichelnder Musik womöglich an »Caligula« erinnert – so jedenfalls erging es der Frau des glatzköpfigen Oberbosses, als sie den Raum betrat.
Um Punkt Viertel vor vier hatte sie endlich aufgehört, im Schlafzimmer auf und ab zu gehen, und hatte die Kinder der Obhut des Nachtportiers überlassen, um ihren Mann zu suchen.
Sehr zur Freude des glatzköpfigen Oberbosses stand Wonderbra zwar überhaupt nicht auf kleine, glatzköpfige, unglücklich verheiratete Männer mit Bauchansatz, dafür aber umso mehr auf extrem erfolgreiche Fernsehfuzzis mit dicker Brieftasche – ganz gleich, wie groß, breit oder weit über ihre Frisur hinausgewachsen diese waren.
Seine bereits vor Wut schäumende Frau ertappte ihn in flagranti dabei, wie er völlig entrückt die keck auf seinem Schoß thronende Wonderbra mit Sahnetorte fütterte.
Die Frau des Oberbosses übernahm den Rest der Fütterung, indem sie Wonderbra die komplette Sahnetorte samt Teller ins Gesicht drückte, worauf Wonderbra sich taumelnd erhob, nach dem Teller ihres Sitznachbarn griff und diesen über dem Kopf der eifersüchtigen Ehefrau entleerte.
»Essensschlacht!«, schrie einer, und sofort fingen ein paar besoffene Idioten an, mit den Resten vom Buffet Völkerball zu spielen.
Gott sei Dank kam in dem Moment Brian wieder, der zuvor Geraldine und Diana nach Hause gebracht hatte.
Schon von der Tür aus erschloss sich seinem geschulten Auge das Ausmaß des Chaos. Er musste sich ducken, als ein Stück Kuchen angeflogen kam. Dann schob er die Ärmel so hoch, dass seine muskulösen Arme und sein Anker-Tattoo zu sehen waren, und machte sich wie ein äußerst effizientes Kindermädchen, das es mit ungezogenen Kleinkindern zu tun hatte, daran, die Übeltäter einzusammeln.
Als Monty irgendwann unter dem Buffettisch aufwachte, war er ganz allein im Lokal.
– 15 –
Monty war so betrunken, dass er den Nachhauseweg durch Quinns Gassen in Schlangenlinien zurücklegte und halluzinierte, er werde von einem Tiger verfolgt.
Vorsichtshalber sprach er in ganz normalem, ruhigem Ton mit dem Tier und lud es sogar auf einen Absacker zu sich nach Hause ein.
Als er am nächsten Tag aufwachte, lag auf dem Kissen neben ihm eine winzige junge orangerote Katze. Gut, dann hatte er also nicht alles halluziniert – nur die Proportionen etwas verzerrt wahrgenommen.
»Du bist die erste rothaarige Mieze in meinem Bett«, krächzte Monty, dann reckte und streckte er sich und gähnte so ausgiebig, dass das Katzenbaby locker in seinen weit aufgerissenen Schlund hätte fallen können. Monty meinte sich zu erinnern, dass es ihn letzte Nacht ziemlich angebrüllt hatte, und staunte
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