Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
nicht hier mit ihm hinsetzen und ihn besser kennenlernen musste.
Doch das Lächeln, mit dem er sie dann ansah, zog nicht nur seine Mundwinkel nach oben, sondern ließ seine meerblauen Augen funkeln wie Sonnenlicht auf dem Wasser vor Quinn.
Sie konnte gar nicht anders, als sein Lächeln zu erwidern, zu nicken und sich ebenfalls zu setzen.
– 20 –
Linda kam zurück nach Arandore, als alle sich gerade in der Küche versammelten.
»Und? Wie war der Job?« Pip bedeutete ihr, sich dazuzusetzen.
Linda lächelte breit und unergründlich.
»Gut, danke.«
Alle sahen sie erwartungsvoll an, während sie ihren Platz neben ihrer Schwägerin einnahm. Sie waren so gespannt auf ihre Antwort, wollten so gerne etwas über das Cockleshell oder Rory oder ESDS hören. Jede Art von Tratsch war ihnen so willkommen wie die Spaghetti Bolognese vor ihnen auf dem Tisch.
»Nicht viel, um ehrlich zu sein.«
Ihnen stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Pips Mutter Judy häufte sich als Erste Pasta auf den Teller.
»Wir haben die meiste Zeit nur dagesessen und geredet.«
Da erhellten sich die Mienen wieder ein wenig.
»Ihr habt geredet?«
Linda nickte.
»Wer hat geredet?«
»Rory und ich.«
Gabeln wurden abgelegt.
Beau und Raphael sahen sich vielsagend an.
»Er bezahlt dich dafür, dass du dich zu ihm setzt und mit ihm redest?«, fragte Beau spitzbübisch.
»Ja, aber nicht so, wie du denkst, Beau ...«
»Toller Job! Den würde ich sogar machen, wenn ich kein Geld dafür bekommen würde!« Judy war ganz aus dem Häuschen, während ihre Tochter Tante Susan tief in die Augen sah.
»Das gehörte zur Einarbeitung!«, protestierte Linda und wurde dabei rot wie eine Tomate.
Am nächsten Morgen hatte Rory einen Pressetermin.
Besser gesagt, fünf Pressetermine. Da die Kandidaten alle weg waren, hatte Freddie nämlich ganze fünf Interviews für ihn arrangiert, alle nacheinander.
Und alle stellten sie dieselben Fragen.
Doch Rory behielt die Nerven und beantwortete alle Fragen fünf Mal und lächelte noch dabei.
Sie löcherten ihn beinahe so, wie er am Tag zuvor Linda gelöchert hatte. Er war vollkommen hingerissen von ihrer melodischen Stimme und davon, wie ihre vollen Lippen sich beim Sprechen bewegten. Also hatte er sich zurückgelehnt, sie reden lassen und einfach nur genossen.
Die Begeisterung allerdings, mit der sie von ihren Reiseplänen gesprochen hatte, hatte ihn verunsichert. Die Schilderungen dessen, was sie unternehmen wollte, waren so lebendig, als habe sie die Reise schon längst hinter sich.
Und er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass genau das der Fall wäre.
Den Kaffee hatten sie vollkommen vergessen, so vertieft waren sie in ihre Unterhaltung. Und als er sie nicht länger dabehalten konnte, hatte er sie widerwillig nach Hause geschickt. Aber kaum war sie gegangen, wartete er auch schon wieder sehnsüchtig auf ihre Rückkehr.
Als Linda am nächsten Tag zum Cockleshell zurückkehrte, war sie zwar wieder irgendwie aufgeregt, aber nicht so ängstlich-nervös wie am Tag zuvor.
Da Rory wusste, dass er den ganzen Vormittag Interviews haben würde, hatte er sie erst für mittags bestellt.
Aber sie war schon etwas früher da.
Und er wartete bereits.
»Ich dachte, wir könnten eine Art Inventur im Trevail machen, bevor die ESDS-Leute wiederkommen«, schlug er vor, worauf sie gleich hinübergingen zu dem leeren Gebäude, das ihr nach nur einem Tag schon so wunderbar vertraut war.
So kam es, dass sie heute tatsächlich arbeitete. Zusammen mit Rory ging sie die Garderobenräume, die Küche und die Lagerräume durch, bis sie im Restaurant selbst angelangt waren.
Unterdessen redeten sie nur das Nötigste.
Zufrieden beobachtete er sie.
Sie sah verstohlen zu ihm hinüber, wenn sie glaubte, dass er gerade nicht hersah. Was nicht besonders häufig war.
Er konnte sie einfach nicht nicht ansehen.
Ab und zu begegneten sich ihre Blicke, dann lächelten sie verlegen, doch die Verlegenheit war süß und leicht und überhaupt nicht unangenehm.
Als Letztes wandten sie sich den Vorräten hinter der langen, halbmondförmigen Bar zu. Jeder fing an einem Ende an, bis sie sich schließlich in der Mitte trafen.
Er legte als Erster seine Lagerliste beiseite.
Wandte sich ihr zu und sah sie fragend an.
»Alles klar?«
»Bin gleich fertig. Ich weiß nicht, was ich mit dieser Flasche machen soll.«
Linda nahm die Flasche zur Hand, die sie auf den Tresen gestellt hatte, studierte noch einmal das Etikett und dann
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