Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Lieblingsplatz: Statt auf der Küchenarbeitsfläche saßen sie jetzt immer auf einem Barhocker am Tresen.
Da das Personal ihm immer wieder gerne alle möglichen Snacks brachte, waren sie mit dem neuen Platz wunderbar zufrieden.
Der Einzige, der immer noch nichts von Pimpfs Existenz wusste, war Rory. Frank und Linda waren eingeweiht worden und angesichts ihr Kulleraugen dahingeschmolzen wie Butter in der Sonne. Und mit ihrem unwiderstehlichen Schnurren hatte sie selbst Woody für sich gewonnen, der sonst der Ansicht war, jedes Tier in seiner Küche schmackhaft zubereiten zu müssen. Woody nannte die Katzendame King Kong Kitty und war so verliebt in sie, dass er immer wieder die Hand in Montys Bauchtasche steckte, um sie mit Leckerbissen zu verwöhnen – was fremde Gäste wiederum für homoerotische Zuneigungsbekundungen hielten.
Pimpfs größter Fan aber war Sydney. Am liebsten hätte er sich neben sie in Montys Bauchtasche gekuschelt und sich ebenfalls regelmäßig mit allerlei Leckereien füttern lassen. Wahrscheinlich wäre er sogar leichter gewesen als die übergewichtige Katze.
Dass Rory die Existenz der Vierbeinerin noch nicht aufgefallen war, lag natürlich daran, dass er so hingerissen war von seinem Goldlöckchen Linda. Da hätte Monty eine Polonaise aus Pirouetten drehenden Zirkustieren quer durch das Cockleshell anführen können, und Rory hätte es nicht mitbekommen.
Selbst jetzt konzentrierte sich Rorys Aufmerksamkeit trotz des angeregten Gesprächs um ihn herum wieder auf Linda. Wie wunderbar melodisch ihre Stimme doch klang, wenn sie Spanisch sprach. Er verstand kein Wort, war aber wie verzaubert. Für ihn war das Musik in seinen Ohren.
»Den hat’s echt schlimm erwischt«, raunte Frank Monty zu, als der sich wieder gesetzt hatte.
Pimpf nutzte Rorys Abgelenktheit aus und schlüpfte aus Montys Bauchtasche, um Sydney Guten Tag zu sagen und den großen Kopf an Franks Bein zu reiben.
»Allerdings. Wie soll das bloß werden, wenn sie irgendwann weg ist?«
»Diana meint ja, dass sie bleiben wird«, murmelte Frank und kraulte die kuschelhungrige Katze.
Doch Monty schüttelte den Kopf.
»Das glaube ich nicht.«
»Wieso?« Frank sah enttäuscht aus.
»Weil ich den Eindruck habe, dass die beiden die Sache trotz allem recht vernünftig angehen. Selbst wenn sie zu ihrer Reise aufbrechen sollte – es wird ja nicht für immer sein. Sie kann jederzeit wiederkommen.«
»Und was ist, wenn sie unterwegs jemanden oder etwas findet, der oder das sie Quinn vergessen lässt ... und meinen Sohn ...«
»Dann wäre das der Beweis dafür, dass es sich nur um einen Urlaubsflirt gehandelt hat. Wenn sie jetzt aber ihre Traumreise durchführt und sich die Welt anguckt und Rory hinterher immer noch anziehender und spannender findet als das Taj Mahal oder eine Amazonas-Exkursion, dann wissen wir, dass es ihr wirklich ernst ist ... Sei nicht so negativ, Frankie. Wenn die beiden füreinander bestimmt sind, werden sie schon wieder zusammenkommen. Sie wird wiederkommen.« Er zwinkerte dem Mann zu, der ihm fast mehr Vater gewesen war als sein eigener alter Herr. »Soll ich jetzt vielleicht noch ›Que sera, sera‹ singen?«
»Immerhin wär’s die richtige Sprache.« Frank rang sich ein gequältes Lächeln ab. »Würde also gut passen.«
In der Zwischenzeit sprach Linda mit Beau, der genau wusste, wo seine Schwester am besten zu erreichen war.
»Wie geht es allen? Wie geht es Mum und Dad?«
»Die haben mich als Allererstes gefragt, wann du nach Hause kommst«, berichtete er etwas spitz. »Was das angeht, kannst du jederzeit mit einer entsprechenden Ansage von Dad rechnen. Ich habe versucht, ihm zu erklären, dass du nicht unbedingt sofort Folge leisten würdest, aber du kennst ihn ja ...«
»Ja, ja. Der glaubt, ich wäre immer noch dreizehn. Er braucht sich keine Sorgen zu machen, Beau, ich bin kein Kind mehr. Sag ihnen, dass es mir gut geht, dass ich glücklich bin und dass ich irgendwann wieder nach Hause kommen werde.«
»Irgendwann ziemlich bald?«
»Da möchte ich mich lieber nicht festlegen. Kannst du es nicht bei ›irgendwann‹ belassen?«
»Das bezweifle ich, aber ich werd’s versuchen. Was hast du denn nun vor, Kleine? Selbst, wenn du einfach nur in England bleiben willst, solltest du vielleicht demnächst wenigstens mal kurz nach Hause kommen und mit Mamá und Papá reden, sie beruhigen. Du weißt doch, was für Sorgen sie sich machen.«
»Ich bleibe nicht für immer hier, Beau.«
»Du willst also
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