Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
den Absätzen ihrer Lieblings-Stilettos. Keine Sorge, mein Sohn, wir haben alles unter Kontrolle ...«
Die Promis waren am späten Vormittag aus Irland zurückgekehrt. Vollkommen erledigt nach diversen Lektionen mit dem diabolischen Padraic O’Mahoney. In dem, was sie nun »Teufels Küche« nannten, hofften sie, sich direkt ins Poseidon House verziehen, ins Bett fallen und bis zum nächsten Morgen durchschlafen zu können.
Doch Freddie wusste aus Erfahrung, wie gut wohldosierte Grausamkeit gegenüber den internierten Kandidaten bei der Zielgruppe vor den Fernsehern ankam, und darum wurde die Gurkentruppe beim Trevail abgesetzt, wo sie eine Überraschungsaufgabe erwartete: Für eine Gruppe berühmter deutscher Opernsänger, die vor ihrem abendlichen Auftritt in der Hall for Cornwall in Truro ihre Stimmbänder schmieren wollten, sollten sie eine Tonne Austern schälen.
Nach dieser schlüpfrigen, nicht gerade wohlriechenden und schier unendlichen Angelegenheit waren selbst die Belastbarsten und Geduldigsten unter ihnen leicht verstimmt. Und als dann auch noch Brian geordert wurde, um die Sängerinnen und Sänger nach Truro zu fahren, wogegen die ESDS-Kandidaten zu Fuß zum Poseidon House gehen sollten, war der Ofen ganz aus.
Ausgehungert, übermüdet und grottig genervt davon, ständig für andere Leute köstlichstes Essen zuzubereiten, wurden sie übermütig wie schwänzende Schulkinder. Da die als Oberaufseherin für die Küche des Trevail zuständige Linda nicht da war, hinterließen sie den Ort des Geschehens nicht in dem sonst geforderten makellosen Zustand, und statt sich zu Fuß auf den Weg zu Diana zu machen, ließen sie sich mit dem Rest der Austern und mit einigen übrig gebliebenen, herrlich kühlen Flaschen Poilly Fuisse auf der Veranda des Restaurants nieder.
Sie genossen die Nachmittagssonne und die Köstlichkeiten und merkten gar nicht, wie sie immer lauter redeten und lachten. Woody, der ins Trevail gekommen war, um sicherzustellen, dass nach dem spontan anberaumten Austernessen alles wieder sauber und aufgeräumt war, und um für Rorys romantisches Abendessen alle Tische bis auf einen von der Veranda zu räumen, staunte nicht schlecht.
Die Promis waren echt gut drauf, und sein Kontakt mit ihnen bescherte ihm das eine oder andere Freibier im Pub, wenn er im Gegenzug dazu Anekdoten aus dem Promi-Kochlager erzählte, das ganz Großbritannien an den Fernsehbildschirmen mitverfolgte.
Und wenn die Promis alle hier waren, war sie ganz sicher auch hier ...
»Hey! Was macht ihr denn hier? Ihr hättet doch schon längst weg sein sollen, oder?«
Sie zuckten schuldbewusst zusammen.
»Ja, hätten wir, aber wir haben keine Lust mehr auf hätten und sollen und müssen. Wir machen jetzt, was uns gefällt!«, verkündete Annabelle, die offenbar die Anführerin dieser Minimeuterei war. Sie fuchtelte dekadent mit dem halb vollen Glas herum, während die anderen ihm freundlich zuprosteten.
»Gut, aber tut mir leid, ich muss euch jetzt bitten, von hier zu verschwinden. Ich habe Anweisungen, die Veranda so vorzubereiten, dass sie mehr dem Balkon aus Romeo und Julia gleicht als dem Außenbereich eines Restaurants. Und da seid ihr mir jetzt leider total im Weg.«
Woody fing an, die Tische hineinzutragen.
Die Versammlung löste sich langsam und unwillig auf.
Ohne ein weiteres Wort packte Theo mit an, und die anderen räumten die Überreste ihres spontanen Picknicks auf.
Nur Annabelle rührte sich nicht vom Fleck. Sie leerte in aller Gemütsruhe die Flasche Wein vor sich auf dem Tisch und sah zu. Als die anderen drinnen waren, um ihre Jacken und Taschen zu holen, und Woody allein auf der Veranda erschien, gähnte sie und streckte sich, schenkte sich noch einmal ein und erkundigte sich betont beiläufig: »Soso. Romeo und Julia. Was ist der Anlass?«
Woody kannte Annabelle nicht von früher und hatte sich ordentlich in sie verknallt. Verschwörerisch lächelte er sie an:
»Romantischer Abend zu zweit.«
»Klingt ja ganz wunderbar.« Annabelle schenkte ihm einen koketten Blick. »Und wer sind die beiden Glücklichen?«
»Rory und Linda natürlich ...«
»Natürlich. Und gibt es einen bestimmten Grund für dieses Candle-Light-Dinner?«
Woody holte Luft und musste sich sehr anstrengen, Annabelle nicht zu auffällig anzustarren. Was ihm ziemlich schwerfiel, als sie sich vornüberbeugte und ihn mit ihren großen Bambiaugen anblinzelte. »Ich glaube, Linda wird bald abreisen ...«
Hatte er Halluzinationen oder
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