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Bitte sagen Sie jetzt nichts

Bitte sagen Sie jetzt nichts

Titel: Bitte sagen Sie jetzt nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loriot
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Entwicklungen freien Lauf gelassen?
    Loriot Ja, das ist meine preußische Hemmungslosigkeit.
    Corti Ihre Bücher, diese Bücher über diese Männlein mit dem anständigen Benehmen, die jedermann in Deutschland kennt, haben ja eine Vielmillionen-Auflage. Wie weit sind Sie mit dem nur geschriebenen Buch?
    Loriot Es gibt eines, das ist aber gewissermaßen erschummelt, weil es die Texte der Sketche enthält. Das kann glücklicherweise zum Teil auch als nur Geschriebenes bestehen. Nicht jeder Sketch ist als nur Geschriebenes auch verständlich. Aber das ist eigentlich alles. Nun, es gibt ein paar Reden, und es gibt den Text zu Peter und der Wolf und noch so ein paar andere Sachen, aber im Grunde neige ich mehr zum Darstellerischen, sei es die Zeichnung oder sei es die Rolle.
    Corti Sie sind doch ein präziser Mensch, Sie wissen genau, dass ich das nicht gefragt habe.
    Loriot Dann fragen Sie doch noch mal.
    Corti Wo ist das Buch, das Sie sich doch bestimmt schon vorgenommen haben oder bereits angefangen - wo ist Ihre Lyrik?
    Loriot Sie wollen darauf anspielen, dass ich irgendwas noch nicht gemacht habe. Das heißt, den 8oo-Seiten-Bildungsroman oder den Gedichtband.
    Corti Es kann auch ein Bändchen sein.
    Loriot Nein, da muss ich Sie enttäuschen. Der Lyrikband besteht bisher aus einem Gedicht, es heißt Advent. Und dieses Gedicht hat mir so viel Arger eingebracht, dass ich zunächst darauf verzichtet habe, den Gedichtband zu vollenden.
    Corti Können Sie es mal aufsagen?
    Loriot Ich hab es lange nicht gelesen, und ich kann es auch nicht auswendig, nur so viel: Eine Försterin schlachtet ihren Gatten.
    Corti Das soll ja vorkommen.
    Loriot Ja, aber eben nicht zur Adventszeit. Das war nicht sooo gut ... Wolfgang Hildesheimer hat eine sehr hübsche Exegese über dieses Gedicht geschrieben und sich ernsthaft damit auseinandergesetzt. Das ist lesenswert!
    Corti Das ist ja bei den Exegeten die Regel. Wenn sie sich der Lyrik bemächtigen, werden viele Seiten über wenige Strophen abgesondert.
    Loriot Richtig, und das war in diesem Fall sehr gut so.
    Corti Haben Sie Zeit?
    Loriot Nein, nie. Aber das täuscht. Ich glaube, dass man im Lauf der Jahrzehnte das Gefühl bekommt, man hätte keine Zeit. Und dieses Gefühl wird jeder irgendwann haben, obwohl ... Eine Weile hat man wirklich keine Zeit, und dann hat man sich so daran gewöhnt, keine Zeit zu haben, dass man, wenn man dann Zeit hat, es nicht mehr merkt. Und jedem, der fragt: »Könntest du mal ...«, antwortet: »Nein, ich habe leider keine Zeit!« Das ist einfach nur ein dummes Gefühl.
    Corti Schaffen Sie Ihre Aufgaben? Die Genauigkeit, die Ihnen voranweht, nachweht ...
    Loriot ... klingt nicht gut.
    Corti Für mich klingt das sehr gut! Die gibt mir jedenfalls den Eindruck: Dieser Mann weiß, dass er für seine Arbeit Zeit braucht. Können Sie sich die lassen?
    Loriot Ich lasse sie mir geben, weil ich sie brauche. Zum Beispiel beim Fernsehen oder beim Film. Eine Sendung zu machen ist eine Zeitfrage. Wir sitzen hier in einem Sender. Wir wissen, wie kostbar die Zeit ist, aber wenn ich eine bestimmte Sache machen will, dann weiß ich, ich brauche die Zeit von hier bis da. Und sehr ungern lasse ich mich da einzwängen. Glücklicherweise bin ich immer auf großes Verständnis gestoßen, auch bei den jüngsten Projekten.
    Corti Haben Sie diesen Stößen denn so Anstoß gegeben, als Sie da so stießen ...
    Loriot Nein, merkwürdigerweise gar nicht. Mir wehte der von Ihnen eben genannte Ruf der Penibilität so voraus, dass man bereits wusste: Nee, pass auf, wir wissen genau, vierzig Tage sind zu knapp, nehmen wir doch lieber fünfzig Tage. Und so war es dann auch. Ich musste gar nicht darum bitten. Sie hatten da wahrscheinlich mit Recht große Angst, dass ich mit meiner üblichen Penibilität anfange zu drehen und mir dann so viel Zeit nehme, wie ich brauche, und wir mit der Zeit nicht auskommen - und das wäre sehr ärgerlich gewesen. Ein guter Produzent weiß das.
    Corti Aber ich meinte ja jetzt nicht nur das Fernsehen oder den Film. Ich meine auch, wenn Sie für den Verlag oder für andere Gelegenheiten -Zeitungen und so - arbeiten. Kommt da Stress vor? Im Sinn von: »Verdammt, ich muss das Männchen noch ...«
    Loriot Es ist sehr seltsam, aber ich habe dasselbe Leiden wie ein Schüler mit einem Aufsatz. Man schiebt ihn so lange wie möglich raus. Und dann geschieht die ganze Geschichte ziemlich schnell gegen Ende der zur Verfügung stehenden Zeit.
    Corti Was passiert in der

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