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Bitte sagen Sie jetzt nichts

Bitte sagen Sie jetzt nichts

Titel: Bitte sagen Sie jetzt nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loriot
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Zeit, in der man es rausschiebt?
    Loriot Da arbeitet irgendetwas von alleine, Gott sei Dank.
    Corti Aber das quält einen auch ...
    Loriot Ja, furchtbar.
    Corti Im Bauch arbeiten die falschen Säfte, aber irgendwo weiter oben ...
    Loriot Überall! Überall arbeitet es, es ist ganz grauenvoll, man schläft auch schlechter, das werden Sie alles kennen. Aber man tut irgendwie noch nichts. Und dann auf einmal weiß man - und das ist eine merkwürdige Uhr, die sich bei mir entwickelt hat - ich weiß, ich muss heute noch nicht unbedingt, habe ein schlechtes Gewissen, aber kann es noch mal rausschieben. Aber dann kommt der Moment, da weiß ich genau, wenn ich jetzt nicht anfange, ist alles verloren. Und dann fange ich an, und es endet auf rätselhafte Weise genau auf den Punkt. So ist es. Ich kann es nur jedem empfehlen oder dringend davon abraten!
    Corti Nichts ist schwerer zu ertragen als viele Interviews. Sie sind, das weiß ich nun aus der sorgfältigen Vorarbeit der Redaktion, oft und oft und oft interviewt worden, und ich habe auch oft und oft ähnliche Fragen entdeckt. Können Sie ihre eigenen Antworten noch hören?
    Loriot Ich kann vor allen Dingen die Fragen nicht mehr hören ... Meine Antwort kenne ich ja.
    Corti Das glaube ich.
    Loriot Sie haben offensichtlich hervorragend Schularbeiten gemacht. Aber es ist quälend, wenn ein Interviewer kommt und offensichtlich nichts dergleichen gemacht hat, nichts vorher gelesen hat und eine Frage stellt, von der man weiß, dass man sie bereits x-mal beantwortet hat. Dann kostet es sehr viel Disziplin, nicht etwas in dieser Art zu sagen: Nun komm, Junge, lass es, geh noch mal nach Hause und lies dir die paar Sachen durch, die es schon gibt, und komm dann wieder. Dann sparen wir uns viel Zeit!
    Corti Aber es gibt ja auch Fragen, die ganz gutgemeint sind, und nicht nur: Was heißt Loriot?
    Loriot Die sind alle gut gemeint...
    Corti Na ja, es gibt ein paar, die sind gut gemeint, aber es gibt doch Themen, zu denen man immer wieder aufgefordert wird. So im Laufe der verschiedenen Geburtstage. Und dann hört man sich sprechen und denkt: Das hab ich doch schon mal gesagt. Was macht man da?
    Loriot Ich habe natürlich im Grunde jedes Mal ein bisschen Angst davor, dass man weiß, was man auf eine Frage sagen wird, oder dass man es schon einmal gehört hat. Da kommt man sich dann besonders dämlich vor, weil man denkt: Wenn ich jetzt dieselbe Sache antworte, haben die anderen das auch alles schon mal gehört. Nur, womöglich haben die es noch nicht gehört. Aber immer so zu tun, als sagte man etwas zum ersten Mal, und dann auch noch das Gefühl vermitteln, man habe da eine tolle Pointe ... Nee, das ist manchmal fürchterlich, wirklich furchtbar. Ich versuche so etwas abzuwimmeln, soweit es geht. Und habe dadurch manchmal ein schlechtes Gewissen, weil für mich Journalisten auch Kollegen sind. Ich habe ja auch für Zeitungen gearbeitet. Wir arbeiten ja alle für ein öffentliches Medium. Ich weiß, dass ich auch eine Verantwortung dafür trage, ob sie ihren Job gut machen oder nicht. Darum gebe ich mir alle Mühe, in solchen Situationen ein »good sport« zu sein.
    Corti Die gefährliche Sache ist die: Man gibt ein Interview, dann geht der Journalist nach Hause und schreibt, was Sie nie gesagt haben.
    Loriot Es gibt Schlimmeres: Er geht nach Hause und schreibt genau das, was ich gesagt habe. Das ist gar nicht so komisch! Was neuerdings gemacht wird - und das finde ich keinen guten Journalismus -: sie stellen ein kleines Apparätchen vor einem auf, und da ist nun alles drauf, was man gesagt hat. Aber das hat man gesagt und nicht geschrieben, das ist unkorrigiert. Da sind »Ähs« und Wiederholungen oder »hmm« und »was ich« und »da mein ich«. Man sagt dreimal »denn« und sechsmal »wie« hintereinander. Das klingt, wenn man es liest, als ob ein Schwachsinniger gesprochen hätte. Ich hätte nichts dagegen, wenn dieser Journalist sich zu Hause hinsetzen würde und aus diesem Gequatsche, was man so von sich gibt, gutes Deutsch machen würde. Dann ist alles in Ordnung. Nur, dessen ist er entweder nicht mächtig, oder er ist zu respektvoll und sagt: Das hat der doch gesagt, daran kann ich nichts ändern. Damit tut er mir keinen Gefallen! Oder, was ich noch schlimmer finde, er sagt: Passen Sie auf, ich kenne das, ich weiß, da sind dann solche Dinge drin, die Sie nicht gerne lesen und auch Ihre Kollegen nicht gerne lesen. Ich schicke Ihnen das Ganze nach Hause, und dann können Sie

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