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Bitter Lemon - Thriller

Titel: Bitter Lemon - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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beitrug wie sein Anwalt.
    »Ich muss vorsichtig sein, David.«
    »Was ist los, Willi?«
    »Die wollen mir doch tatsächlich ein Disziplinarverfahren an den Hals hängen, weil ich den Mund nicht aufmache. Weil ich nichts dazu sage, woher ich den Tipp mit dem rumänischen Lastwagen und der Fabrik in Dellbrück hatte.«
    »Wir halten dich die nächste Zeit besser raus aus der Sache, Willi. Ich will nicht, dass du deine sauer verdiente Pension verspielst. Wenn sie wieder fragen, dann sag ihnen doch, ich hätte dich angerufen. Dann haben sie was zum Grübeln.«
    David Manthey fuhr mit Willi Heuser von Düsseldorf zurück nach Köln, setzte ihn am Gereonswall ab und machte sich alleine auf den Weg zur Deutzer Brücke. Er hatte vor, einige der alten Abenteuerspielplätze aufzusuchen. So wie gestern schon. Weil ihm nichts Besseres einfiel. Weil er das Warten nicht mehr aushielt und weil er hoffte, Zoran zu finden. Nur um das Eigelstein-Viertel machte er einen großen Bogen.
    Der Albino also. Kecmans namenloser Söldner aus dem Baltikum hatte Marie getötet, Zorans große Liebe. Außerdem Eliska und den Anwalt Heinz Waldorf. Und ein dreizehnjähriges moldawisches Mädchen namens Irina.
    Um ein Haar auch noch Maja.
    Sie war am Morgen mit Artur zum Baden an den Bleibtreusee gefahren. Sie hatte sich für zwei Tage krank gemeldet, mit einer Kollegin den Dienst getauscht und es so eingerichtet, dass sie auf alle Fälle morgen in der Show die Studioregie führte. Artur würde ihr bis dahin nicht mehr von der Seite weichen.
    Nur Kristina hatte heute noch alle Hände voll zu tun. Sie saß wie schon gestern in der Küche vor dem Notebook und schrieb an einer Story, von deren Existenz bisher noch kein einziges Medium etwas ahnte. Weil das Ereignis, das die Story so begehrenswert machte, erst morgen eintrat.
    Kristina war seltsam verändert seit gestern. Schweigsam. Ernst. Abgewandt. Vermutlich die Anspannung. Vielleicht sollte er mit ihr reden. Später, am Abend.
    David bückte sich und zog den Kopf ein. Der Einstieg in den Bauch der Brücke an der Markmannsgasse war nur knapp einen Meter hoch. Dahinter öffnete sich ein Tunnel aus Beton, grau und kahl bis auf die Versorgungsrohre, knapp zehn Meter breit, drei Meter hoch und so lang wie drei Fußballplätze. Hier hatten sie tatsächlich Fußball gespielt, wenn es draußen regnete, gut elf Meter über dem Fluss, über Bande wie beim Billard, das hatte einen Höllenlärm und deshalb einen Höllenspaß gemacht. Im Bauch der Brücke hatte er seinen ersten Joint geraucht, und im blickdichten Niemandsland zwischen den beiden Flussufern seine erste Massenschlägerei erlebt, Zorans Eigelstein-Truppen gegen die Türken-Gang vom Deutzer Bebelplatz.
    »David, merk dir: Ein Versteck muss mindestens zwei Fluchtwege haben. Sonst ist es kein Versteck, sondern eine Falle.«
    David untersuchte die Nordwand, kehrte erst kurz vor dem östlichen Rheinufer um und marschierte entlang der Südwand des Tunnels zurück. Nichts deutete auf Zoran hin. Nicht einmal eine Zigarettenkippe der Marke Nil. David verließ den Brückenbauch, stieg in den R4 und fuhr zur Indianersiedlung am Zollstocker Bahndamm, redete mit den alten Männern und Frauen. Vertraute Gesichter, ohne Arg, dankbar für den kleinen Plausch über Fensterbänke und Gartenzäune hinweg. Aber keine große Hilfe. Denn niemand hatte etwas gehört oder gesehen. Anschließend fuhr er zur alten Wachsfabrik, die aber inzwischen, nach all den Jahren, bis zur Unkenntlichkeit zum idyllischen Künstler-Biotop mutiert war. David durchquerte die Stadt erneut, als ihm plötzlich der Ehrenfelder Helios-Turm in den Sinn kam, und beendete die Odyssee schließlich auf dem Container-Bahnhof Eifeltor. Nur widerwillig akzeptierte Davids Verstand, was seine Intuition längst als gesicherte Erkenntnis abgehakt hatte: Zoran war nicht zu finden, wenn Zoran nicht gefunden werden wollte. Schließlich gab er auf und fuhr zurück zum Schrottplatz.
    Kristina saß in der Küche und schrieb.
    In atemberaubender Geschwindigkeit flogen ihre Finger über die Tastatur des Notebooks, elegant und scheinbar schwerelos, wie Pianistenhände über die Klaviatur.
    Sie nahm keinerlei Notiz von ihm.
    Also verließ er die Küche, so leise er konnte, um sie nicht in ihrer Konzentration zu stören, setzte sich auf die provisorische Bank vor der Werkstatt und dachte nach, während er auf Artur und Maja wartete. Über Zoran. Über Freundschaft. Über das Leben. Über den Tod. Und über

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