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Bitter Lemon - Thriller

Titel: Bitter Lemon - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Schrumpfschlauch-Titans, immer zu ihren Bridge-Partnerinnen gesagt und Klein-Kristina sehr früh darin geübt.
    YOU CAN’T ALWAYS GET WHAT YOU WANT.
    Hatte Mick Jagger gesungen. Du kannst nicht immer kriegen, was du willst. Mick, du verdammter Heuchler.
    Eines der Einweg-Handys aus Arturs unerschöpflichem Fundus klingelte. Es war ihres, erkannte sie am Ton. Kristina riss sich zusammen und checkte das Display.
    Friedbert.
    Der Leitwolf der Frischfutterlieferanten im Produktionsteam der Carsten-Cornelsen-Show.
    »Glückwunsch, Kristina. Sie sind drin.«
    Du bist drin du bist drin du bist drin du bist …
    »Kristina? Sind Sie noch dran?«
    »Klar, Friedbert. Ich freue mich riesig.«
    In dieser Branche freute man sich nicht einfach, sondern man freute sich immer gleich riesig, wenn man sich freute.
    »Ihr Exposé … grünes Licht, ohne Wenn und Aber. Und die Kleine hat tatsächlich ihr Abitur auf dem Sterbebett abgelegt?«
    »Onkologische Station der Kölner Universitätsklinik. Ist alles gecheckt. Sie haben doch die Fotokopien …«
    »Natürlich. Fantastisch. Grandiose Story. Hatte ich doch mal wieder die richtige Nase. Ich wusste es. Gleich von dem Moment an, als wir uns das erste Mal begegneten. Sie sind der Macher-Typ, Kristina. Das habe ich gleich gespürt. So was sehe ich auf den ersten Blick. Leute wie Sie brauchen wir. Anschließend dürfen Sie mich dann zum Abendessen einladen, Kristina.«
    »Gerne. Und vorher?«
    »Vorher?«
    »Die Show.«
    »Die Show, natürlich. Übermorgen sind Sie dran. Der Sendeplatz ist schon reserviert.«
    Übermorgen schon. Friedbert stand also unter Druck. Offenbar war ihm das Frischfutter ausgegangen. Interessenten gab es sicher stets genug. Aber richtig gute, quotenträchtige Geschichten …
    »Kristina?«
    »Ja?«
    »Sie wissen, die einmalige Stärke unserer Show ist die Improvisation. Die Kunst und die Lust des Moderators, live vor der Kamera zu agieren, ohne zu wissen, was ihn diesmal erwartet. Aber das ist jedes Mal auch ein Balancieren auf dünnem Seil. Ohne Netz und doppeltem Boden. Da darf also im Vorfeld nichts schiefgehen. Gelungene Improvisation bedeutet perfekte Organisation. Sie sorgen persönlich dafür, dass die Mutter der armen Kleinen, na, wie hieß sie noch …«
    »… Dalia …«
    »Nein, ich meine die Mutter …«
    »… Alenka …«
    »… exakt 90 Minuten vor Sendebeginn mit gewaschenen Ohren erscheint. Aber achten Sie bitte darauf, dass sie sich nicht zu sehr herausputzt. Nicht so, als ginge es zum Klassentreffen oder zur Christmette. Kein Schmuck, keine frischen Dauerwellen. Das wirkt sonst nicht authentisch. Klar?«
    »Klar. Wo?«
    »Studio 19. Der MMC-Campus in Hürth. Bitte, bitte, bitte nicht verwechseln mit den MMC-Studios im Ossendorfer Coloneum. Ich sage das nur, weil es schon mal passiert ist. Also: Studio 19 auf dem MMC-Campus in Hürth. Liefern Sie die Frau pünktlich ab, um den Rest kümmern sich dann unsere Leute. Klar so weit?«
    »Klar, Friedbert.«
    »Bis dann. Ciao.«
    Aufgelegt. Ciao, ciao, Friedbert. Und das Abendessen kannst du dir in den Arsch schieben.
    Willi Heusers Gewährsleute im Labor des Landeskriminalamtes in Düsseldorf bestätigten, dass die DNA der vor zwölf Jahren vorsorglich asservierten fremden Haarpartikel und Hautschuppen an der im Duisburger Hafen gefundenen unbekannten Mädchenleiche identisch war mit den fremden DNA-Spuren, die man unmittelbar zuvor in Köln an der Leiche der tschechischen Prostituierten Marie Pivonka und zwölf Jahre später an der Leiche ihrer ehemaligen Kollegin Eliska Sedlacek gesichert hatte. Nur hatte nie jemand eine Verbindung zwischen den Fällen hergestellt. Zwar war die DNA-Technologie vor zwölf Jahren noch gar nicht dazu in der Lage gewesen. Aber auch ohne den aktuellen Stand der modernen Kriminalforschung hätte man schon damals erkennen können, dass die gesicherten Spuren in Duisburg und Köln eine biochemische Gemeinsamkeit aufwiesen: Die sichergestellten und jetzt erneut im Labor untersuchten männlichen Hautzellen waren nicht in der Lage, den Pigment-Farbstoff Melanin zu produzieren.
    Schlamperei?
    Polizeilicher Alltag. Permanenter Personalnotstand in den Präsidien, finanzielle Engpässe in den forensischen Labors. Es gab noch Dutzende anderer Fälle in der Warteschleife. Wozu noch in die Details gehen, wenn man bereits einen Tatverdächtigen mit Motiv und krimineller Vita hatte? Einen Tatverdächtigen ohne Alibi, der beharrlich schwieg und ebenso wenig zu seiner Entlastung

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