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Bitter Lemon - Thriller

Titel: Bitter Lemon - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Rechtsstaat. Der Staatsanwalt müsste die Geldwäsche beweisen … falls er überhaupt davon weiß.«
    »David, mich kotzt dieser Rechtsstaat manchmal an, wenn er Verbrecher schützt, statt …«
    »Vorsicht, Kristina. Gefährliches Eis. Der Rechtsstaat ist dazu da, das Recht zu schützen. Missbrauch ist leider programmiert. Die Alternative wäre der Unrechtsstaat.«
    »Was haben die jetzt vor, David?«
    »Sie wollen Kecman kassieren, um ihn auszuquetschen. Sie wollen sein gesamtes Wissen. Wie die Geldwäsche funktioniert, wie die kriminellen Netzwerke im Internet technisch funktionieren und wer die Drahtzieher im Hintergrund sind.«
    »Warum sollte er ihnen das alles erzählen?«
    »Ich vermute, sie werden Milos Kecman abgreifen und vor die Alternative stellen: absolute Straffreiheit sowie Stillschweigen gegenüber der Öffentlichkeit und gegenüber Kecmans Bossen in Sankt Petersburg … oder aber ein öffentlicher Mordprozess vor einem deutschen Gericht.«
    »Aber du sagtest doch eben noch, dass sie ihn gar nicht belangen können … in unserem Rechtsstaat.«
    »Nicht für die vergangenen Taten. Aber möglicherweise für eine Tat, die bisher noch gar nicht begangen wurde. Mord oder Beihilfe zum Mord, völlig egal. Hauptsache, auf frischer Tat gefasst, ein öffentlicher Schauprozess und die Aussicht auf eine hohe Haftstrafe. Seine Bosse würden Kecman fallen lassen wie eine heiße Kartoffel. Und vielleicht würde er schon die U-Haft nicht überleben. Eines Morgens würde man ihn tot in der Zelle finden, mit einer Drahtschlinge um den Hals.«
    »Ein Mordprozess. Und wer ist das Opfer?«
    Nein, nein, nein.
    Sie ahnte die Antwort, kaum dass sie die Frage ausgesprochen hatte. Nein, das durfte nicht sein.
    »Kristina, der Rechtsstaat hat Uwe Kern mit der Gründung dieser Truppe namens SOK beauftragt, um sich im Interesse der nationalen Sicherheit außerhalb der Legalität bewegen zu können. Sie werden rechtzeitig zur Stelle sein und seelenruhig zuschauen, wie Zoran in die Falle geht und von Kecman getötet wird. Sie werden Zorans Hinrichtung vielleicht sogar auf Video aufnehmen. Dann haben sie ihr aktuelles Mordopfer. Und außerdem löst Zorans Tod eine Menge Probleme.«
    Draußen fuhr ein Auto auf den Hof. Sie blickten sich überrascht in die Augen, fanden aber keine Antwort im Gesicht des Gegenübers. David stand schweigend auf und verließ die Küche. Kristina schob vorsichtshalber das Notebook hinter die Pfannen im Küchenschrank, bevor sie ihm nach draußen folgte. Als sie den Hof erreichte, schloss Artur gerade das Tor. Der Passat-Kombi war ein Kurierfahrzeug des Westdeutschen Rundfunks, wie Kristina mit einem Blick an der Aufschrift erkennen konnte. Der Fahrer, ein bierbäuchiger Endfünfziger, kletterte noch aus dem Wagen, als David bereits die Heckklappe öffnete.
    Kristina registrierte die Bestürzung in seinen Augen.
    Maja.
    David half ihr aus dem Kofferraum, legte beschützend den Arm um ihre schmalen Schultern und führte sie zum Haus, während Artur mit dem Fahrer des Kurierkombis sprach. Obwohl ihr Körper in eine dicke Wolldecke gehüllt war, zitterte Maja am ganzen Leib und klapperte unentwegt mit den Zähnen, in dieser warmen, sternenklaren Sommernacht.
    In dieser warmen, sternenklaren Sommernacht fand Dr. Carsten F. Cornelsen keinen Schlaf. Gegen drei Uhr morgens gab er schließlich entnervt auf, verließ das Bett, schlüpfte in den Bademantel, der an der Tür des angrenzenden Badezimmers hing, stieg die Treppe ins Erdgeschoss hinunter, betrat das Wohnzimmer und goss sich einen Cognac ein. Auf dem Weg vom Bett bis zur Hausbar hatte er keinen einzigen Lichtschalter betätigt. Er brauchte kein Licht. Er kannte den Weg. Er ging diesen Weg Nacht für Nacht. Seit Jahren schon.
    Wie er diese Nächte hasste.
    Wie er dieses Leben hasste.
    Wie er diese Frauen hasste.
    Die anonymen Finanziers seines wohlständigen Lebens. Die Quotenmacher, die seine Show bevölkerten, vor der Kamera und vor den Bildschirmen. Die ihn auf der Straße ansprachen, beim Bäcker, im Café, ihn ungeniert berührten und ihren Müll auf ihm abluden. Sie nahmen sich das Recht dazu, denn sie hatten ihn groß und reich gemacht. Er war ihr Eigentum. Er gehörte ihnen, mit Leib und Seele. Er war nichts ohne seine Märtyrerinnen. Alles war für sie Schicksal, zum Glück unabwendbar, die undankbaren Kinder ebenso wie die Krankheiten, eine Prüfung, und Gott war ihr Zeuge. Seine Märtyrerinnen trugen praktische Kurzhaarfrisuren, bügelfreie

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