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Bitter Lemon - Thriller

Titel: Bitter Lemon - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Themen Platz gemacht: den Ölpreisen, den Strompreisen, den Aktienpreisen.
    Wenn man über großes handwerkliches Geschick verfügte und zugleich damit werben konnte, ein alter Freund der Familie Manthey zu sein, war es nicht schwer, auf Formentera einen Job zu finden. Aber Artur wollte nicht irgendeinen Job. Er wollte für die Tauchschule am Migjorn-Strand die Außenbordmotoren der Zodiac-Boote warten und reparieren. Dies tat er zwei Wochen lang, auf Honorarbasis und zur großen Zufriedenheit seines Arbeitgebers. In dieser Zeit eignete er sich durch Zuschauen und durch Bücher ein profundes theoretisches Wissen an, über Nullzeit und Nitrox, über die Zusammensetzung der natürlichen Atemluft in der Atmosphäre, über den prozentualen Anteil von Sauerstoff, Stickstoff und Edelgasen, über die biochemischen Vorgänge im menschlichen Körper bei erhöhtem Druck in großer Tiefe. Ende August waren sämtliche Motoren der Tauchschule inklusive des Generators und des verbeulten VW-Busses in einem Top-Zustand. Artur ließ sich ein Zeugnis ausstellen, packte seine Sachen, reiste mit der Fähre nach Ibiza und von dort weiter nach Mallorca.
    Fähren hinterließen keine elektronischen Spuren.
    Nach der Ankunft im Hafen von Palma stieg er die Treppen hinauf zur Kathedrale, bekreuzigte sich vor dem Hauptaltar, kniete in der ersten Bank nieder und betete. Anschließend suchte er eine Bar auf, aß eine Kleinigkeit, trank dazu ein Bier, bestellte anschließend einen Cortado und studierte die Fahrpläne der Linienbusse in Richtung Südwesten.
    Die Putzfrau fand Dr. Carsten F. Cornelsen an einem sonnigen Augustmorgen. Er hatte sich in der Nacht mit dem Gürtel seines Bademantels am Geländer der Treppe in seiner Villa im Stadtteil Marienburg aufgehängt. Das rechtsmedizinische Gutachten schloss Fremdverschulden kategorisch aus. Nicht wenige Medien, die seinerzeit nach der spektakulären Live-Sendung das Pech hatten, auf Kristina Gleisbergs Recherchen verzichten zu müssen, geißelten nun in scheinheiligen Kommentaren und eher selbstgefälligen als selbstkritischen Leitartikeln die Rolle der modernen Medien, die keine Skrupel hatten, einen Menschen in den Selbstmord zu treiben, obwohl doch nach abendländischem Rechtsverständnis erst ein Gerichtsurteil die Unschuldsvermutung beenden dürfe. Kristina Gleisberg blieb der Spießrutenlauf erspart, weil sie das überraschende Angebot angenommen hatte, für einen Pool von Regionalzeitungen als Korrespondentin nach Peking zu gehen, und ihre Zelte in Köln abbrach, noch bevor die Ärzte David aus dem künstlichen Koma holten.
    »Sie haben großes Glück gehabt. Herr Manthey.«
    Glück?
    Er hatte eine tückische Stichwunde, einen Bauchdurchschuss, einen immens hohen Blutverlust, eine siebenstündige Operation und das künstliche Koma überlebt.
    Er lebte.
    Glück. Großes Glück.
    Maja war tot.
    Zoran war tot.
    Er hatte überlebt. Machte ihn das glücklich?
    Nein. Nur einsam.
    Onkel Felix. Du fehlst mir so sehr.
    Hättest du Zoran helfen können?
    Aber Coach Manthey war mit seinem Latein bereits am Ende gewesen, noch bevor Zoran volljährig wurde.
    Astrid. Und ihr ungeborenes Kind, von dessen Existenz er nichts geahnt hatte. Hingerichtet in einem Frankfurter Hinterhof.
    Hätte er ihr helfen können?
    Vielleicht. Er wäre mit Sicherheit an ihrer Seite gewesen, wenn er gewusst hätte, dass sie sich für dieses Himmelfahrtskommando gemeldet hatte. Und wenn er von ihrer Schwangerschaft gewusst hätte, dann hätte er ihr …
    Elke Manthey schob sich mit Macht vor Astrid. Seine Mutter, die sich in der Küche ihres Bruders erhängt hatte, während Onkel Felix ihn aus dem Heim in Andalusien holte.
    Was hatte er wohl seiner Mutter bedeutet?
    Er wusste es nicht.
    Was hatte sie ihm bedeutet?
    Er scheute sich, eine Antwort zu finden.
    Und was hatte Zoran ihm bedeutet? Warum nur hatte er sich auf Zorans Spielregeln eingelassen?
    Aus alter Freundschaft?
    Das Koma hatte sein Gehirn erst durchgeschüttelt und dann aufgeräumt. Erschreckend nüchtern und klar betrachtete sein Verstand nun eine Freundschaft, die mehr als 20 Jahre lang auf Eis gelegen hatte. Wie konnte er sich nur einbilden, sie ließe sich so einfach wiederbeleben, als wäre nichts geschehen? Wie konnte er glauben, er könne diese Freundschaft, die schon vor mehr als 20 Jahren grandios gescheitert war, je wieder kitten?
    Weil er es glauben wollte, an ein Phantom glauben wollte. Das Phantom hatte einen Namen: Familie. War die Eigelstein-Gang

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