Bitter Lemon - Thriller
vielleicht auch erst in drei Wochen oder in drei Monaten. Nur eines ist gewiss: Meine Rache wird grausam sein.«
Der Durchtrainierte klappte das Notebook zu, kaum dass er den letzten Satz vorgelesen hatte.
David Manthey biss sich auf die Unterlippe.
Zoran.
Zoran Jerkov, was hast du vor?
Hast du sie bei der Pressekonferenz alle getäuscht, als du den kleinen, hilflosen, ängstlichen, alten Mann gabst? Du warst schon immer ein Meister der Körpertäuschung. Wen wolltest du diesmal täuschen? Die Medien? Oder die Polizei? Mich kannst du nicht täuschen, Zoran. Denn ich habe soeben mit eigenen Augen gesehen, wie du dich auf das Motorrad geschwungen hast. Voller Kraft und Eleganz. Siegesgewiss. Wie damals. Als hättest du nicht nur die letzten zwölf Jahre im Knast, sondern die letzten zwanzig Jahre deines Lebens einfach so abgeschüttelt …
»Ich denke, Sie sollten ernst nehmen, was er sagt. Zoran hält gewöhnlich, was er verspricht.«
Ein zaghaftes Klopfen. Niemand reagierte. Schließlich wurde die Tür in David Mantheys Rücken ohne Aufforderung geöffnet. Willi Heuser stellte ein Tablett vor David ab. Bitter Lemon. Flaschenöffner. Ein Wasserglas, halb vollgefüllt mit Eis. Heuser würdigte ihn keines Blickes. Siehst gut aus, Willi. Nicht mehr so mager wie früher. Was macht dein Bein? David Manthey sagte nichts, nickte nur stumm und öffnete die Flasche. Willi Heuser verschwand und schloss lautlos die Tür.
»Eben weil wir diese Drohung sehr ernst nehmen, haben wir Sie kommen lassen, Herr Manthey.«
Aus dem ledernen Pilotenkoffer neben seinem Stuhl zog das Alpha-Tier einen braunen DIN-A-4-Umschlag hervor und schob ihn über den Tisch auf David zu.
»Was ist das?«
»Ein paar Fotos von Zoran Jerkov, wenn auch jüngeren Datums, ferner ein Dossier darüber, was er die vergangenen 22 Jahre so getrieben hat. Seit Ihre Freundschaft in die Brüche gegangen war. Die Biografie ist allerdings nicht ganz lückenlos, muss ich gestehen. Außerdem finden Sie in dem Umschlag eine Liste mit den Namen der unserer Ansicht nach aktuell gefährdeten Personen. Für all diese auf der Liste vermerkten Personen ist bereits Personenschutz und Objektschutz rund um die Uhr organisiert. Sicherheitsstufe eins. Wir wollen absolut kein Risiko eingehen. Ferner finden Sie in dem Umschlag einige Kopien von Zeitungsberichten über den Prostituiertenmord vor zwölf Jahren sowie über die aktuelle Entwicklung der jüngsten Zeit …«
»Ich stehe nicht zur Verfügung.«
»… ferner eine Kreditkarte auf Ihren Namen, mit der Sie Ihre sämtlichen Spesen begleichen können, und eine SIM-Karte. Die legen Sie einfach in Ihr Handy ein, und wir sind rund um die Uhr für Sie erreichbar. So können wir Sie auch orten und herausholen, wenn Sie in Schwierigkeiten geraten …«
»Ich sagte doch: Ich stehe nicht zur Verfügung.«
»… vernichten Sie einfach Kreditkarte und SIM-Karte, falls Sie ablehnen. Und bitte auch die Dokumente. Ich verlasse mich darauf. Sie finden in dem Umschlag ferner ein Rückflugticket auf Ihren Namen nach Ibiza, etwas Bargeld für ihre Unkosten während der Rückreise … das Taxi vom Airport hinunter zum Hafen, die Fähre nach Formentera …«
David griff nach dem Umschlag.
»… ferner ein rechtswissenschaftliches Gutachten, das wir in Auftrag gegeben haben und das Sie zweifellos interessieren wird. Es geht dabei nämlich um Ihr Buch.«
»Mein Buch?«
»Das Buch, das Ihnen seit zwei Jahren ein materiell sor genfreies Leben beschert und Ihnen neben der von Ihrem On kel vererbten Finca auf Formentera seinerzeit sicherlich die Entscheidung erheblich erleichtert hatte, die Polizei zu verlassen und ihren gesicherten Status als Kriminalhauptkommissar aufzugeben.«
»Als mein Buch erschien, hatte ich den Polizeidienst bereits verlassen. Aber das steht sicher alles in Ihrem Dossier.«
»Selbstverständlich. Das Disziplinarverfahren endete damals wie das Hornberger Schießen. Man hatte sich wohl durch den gewaltsamen Tod Ihrer … Kollegin beeindrucken lassen. Aber das von uns in Auftrag gegebene Gutachten findet einen völlig neuen Ansatz, Sie sogar strafrechtlich zu belangen, Herr Manthey. Und passen Sie auf sich auf: Sie sind mit Ihrem Buch nicht nur dem Staat, sondern auch der Drogen-Mafia auf die Füße getreten. Hier können wir Sie schützen. Auf Formentera nicht.«
»Ich kann ganz gut auf mich selbst aufpassen. Außerdem habe ich gute Freunde auf der Insel, wie Ihre beiden Mitarbeiter, die Sie losgeschickt hatten,
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