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Bitter Lemon - Thriller

Titel: Bitter Lemon - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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bereits feststellen durften.«
    Das Alpha-Tier lächelte.
    David Manthey nahm den Umschlag, stopfte ihn in seine Reisetasche, erhob sich vom Tisch, schulterte die Tasche und verließ wortlos den Raum.
    Erst als die Tür des Konferenzraums ins Schloss gefallen war, stellte das Alpha-Tier das Lächeln ein.
    Der einzige Einzelhändler weit und breit sei ein vereinsamter Zigarettenautomat, spottete man im restlichen Köln über den Stadtteil Hahnwald. Eingekeilt zwischen der Autobahn nach Bonn, den Godorfer Ölraffinerien im Süden und dem Forstbotanischen Garten im Norden, war der 1949 gegründete Stadtteil einer der jüngsten und mit knapp 2000 Einwohnern auch einer der kleinsten Kölns. Mehr Menschen konnte der Hahnwald auch deshalb nicht beherbergen, weil die Bungalows auf Grundstücken von durchschnittlich 2000 Quadratmetern standen.
    Während jenseits des Forstbotanischen Gartens, im Stadtteil Marienburg, seit Mitte des 19. Jahrhunderts der alteingesessene Kölner Geldadel um die Familien Gerling, Pferdmenges und Oppenheim im geschlossenen, denkmalgeschützten Ensemble schmucker Gründerzeitvillen residierte, hatte man zeitgleich mit der Gründung der Bundesrepublik den Hahnwald zum Bauplatz für die Gewinner des Wirtschaftswunders erklärt.
    Im Hahnwald wohnten RTL-Boss Hans Mahr, TV-Moderator Stefan Raab oder Fußball-Coach Christoph Daum, bis er den 1. FC verließ. Als Bonn noch Hauptstadt war, schätzten prominente Bundespolitiker wie die Ex-Minister Gerhart Baum und Hans-Jürgen Wischnewski den Hahnwald als Domizil, weil das Regierungsviertel nur 20 Autominuten entfernt lag.
    Seit dem Umzug der Regierung von Bonn nach Berlin hatte die Polizeipräsenz im Hahnwald arg nachgelassen. So dauerte es nicht lange, bis straff organisierte osteuropäische Einbrecherbanden das abgeschiedene Viertel mit der eigenen Autobahnanbindung als lukrative und risikoarme Einnahmequelle entdeckten; zeitweise wurden pro Woche im Schnitt sechs bis acht Bungalows ausgeräumt. Als schließlich bei einem Einbruch die 22-jährige Tochter eines Hauseigentümers vor den Augen ihres gefesselten Freundes vergewaltigt wurde, nahmen knapp 300 Hahnwalder Familien ihre Sicherheit selbst in die Hand und engagierten für monatlich 16 000 Euro eine private Schutztruppe, die seither durchs Viertel patroullierte.
    Heinz Waldorf gehörte nicht zu diesen 300 Familien. Der Rechtsanwalt verweigerte standhaft die Zahlung und vertraute lieber dem speziellen Ruf und der schützenden Hand der Klientel seiner Kanzlei. Und auf seine hypermoderne Alarmanlage. So wurden beispielsweise zu Beginn der Dämmerung wie von Geisterhand die Rollläden im gesamten Haus per elektronischer Steuerung in Minutenabständen herabgelassen und verriegelt, und zwischen 6.15 Uhr und 7.15 Uhr am Morgen schwebten sie zeitversetzt wieder nach oben.
    Außer an diesem Morgen.
    Als Heinz Waldorf aus dem Schlaf schreckte, wusste er daher auf der Stelle, dass etwas nicht stimmte.
    Es war stockdunkel im Raum.
    Nicht einmal das Display des Radioweckers auf seinem Nachttisch leuchtete.
    Die Nacht war längst vorbei, das sagte ihm seine innere Uhr.
    Heinz Waldorf tastete das Laken ab.
    Er war alleine im Bett.
    Er war am Vorabend nicht alleine zu Bett gegangen.
    Sie waren zu dritt gewesen.
    Das gehörte mitunter zur Entlohnung seiner Tätigkeit. Eine kleine, steuerfreie Zusatzvergütung in Naturalien. Harmloser Zeitvertreib. Die Frauen, die seine Klienten ihm schickten, waren für jeden Spaß zu haben. Er auch. Manchmal hasste er sich dafür. Nicht für die Nutten. Sondern dafür, dass er käuflich war. Wie eine Nutte.
    Die beiden Nutten waren verschwunden.
    Verfluchte Weiber.
    Er hatte viel getrunken gestern Abend. Wie viele Flaschen Taittinger hatte er geöffnet? Vier Flaschen? Fünf?
    Er konnte sich nicht erinnern.
    Er konnte sich an so gut wie nichts mehr erinnern.
    Nur, dass es spät geworden war.
    Wie spät mochte es jetzt sein?
    Warum hatte die Putzfrau nicht längst die kaputte Glühbirne in der Leselampe ausgewechselt?
    Vielleicht sollte er sie einfach feuern. Personal, das zu lange mit derselben Aufgabe betraut war, arbeitete irgendwann nicht mehr engagiert und gewissenhaft. Das lehrte ihn seine Erfahrung.
    Wo war das Telefon?
    Das Telefon lag wie immer auf dem Nachttisch. Heinz Waldorf griff danach und versuchte vergeblich, das Display zum Leuchten zu bringen. Aber das Telefon war tot.
    Nur keine Panik.
    Heinz Waldorf schwang seine Beine über die Bettkante, stellte die Füße auf

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