Bitter Love
Schnauben hinterherschickte und die beiden dann leise miteinandersprachen, während ich über den Rasen zurück nach Hause stürmte.
Als ich zwei Stunden später ins Bett gehen wollte, saßen sie immer noch draußen. Und ich war immer noch böse. Ich konnte nicht fassen, dass es auf einmal so wirkte, als wären sie zu zweit und ich allein, nach allem, was wir miteinander erlebt hatten.
Immerhin hatte ich Cole.
Kapitel 11
Wie sich herausstellte, verpasste ich am nächsten Samstag sowieso nichts. Bethanys Opa war gestürzt, als er aus der Badewanne steigen wollte, und die ganze Familie wartete im Krankenhaus darauf, dass die Platzwunde an seiner Stirn genäht und seine gebrochenen Rippen und das verstauchte Handgelenk verarztet würden.
Und Zack ging am Ende mit einem Mädchen namens Hannah zu einem Fußballspiel – sie war bei ihm in der Theater-AG.
Cole holte mich gerade ab, als Zack zu Hannah aufbrach. Die beiden beäugten sich über den Rasen hinweg wie zwei wilde Hunde, die sich gleich aufeinanderstürzen wollen.
»Komm schon«, raunte ich Cole zu und nahm ihn beim Ellbogen, um ihn abzulenken. Zack und ich hatten uns wieder versöhnt und er sollte nicht den Eindruck bekommen, ich wäre irgendwie schuld an Coles bösen Blicken.
Beim Einsteigen schüttelte Cole den Kopf und lachte in sich hinein. »Dieser Typ hat einfach was gegen mich«, sagte er. »Im Gewichtheben trainiere ich nie zu zweit mit ihm. Ich hab echt Angst, der lässt das Gewicht absichtlich auf mich fallen und zerquetscht mir die Kehle.«
»Der kriegt sich schon wieder ein«, sagte ich und beobachtete durchs Seitenfenster, wie Zack rückwärts aus der Einfahrt fuhr und die Straße entlangraste. »Er ist mit einem Mädchen verabredet«, fügte ich hinzu, in der Hoffnung, das würde Cole beruhigen. Allerdings erzählte ich ihm nicht, dass Zack Hannah zu laut fand und ihre näselnde Stimme nicht leiden konnte – er ging nur mit ihr aus, um seiner Mutter einen Gefallen zu tun, die mit Hannahs Mutter befreundet war.
Cole legte den Rückwärtsgang ein und setzte zurück. Aber nach ein paar Metern hielt er plötzlich wieder an. »Ich muss dich was fragen«, sagte er. »Was Wichtiges.«
Ich drückte das Kinn an die Brust und versuchte, mich zu wappnen. Ging es wieder darum, ob ich Zack gut fand und verknallt in ihn war? Oder wollte Cole wissen, warum bei uns zu Hause alles so heruntergekommen war? Würde er wissen wollen, wieso ich nie über meine Familie redete und wie es kam, dass er meine Mom oder meinen Dad noch nie gesehen hatte? Ich atmete tief durch. »Okay.«
»Magst du Butter auf deinem Popcorn?«
»Ich kann gar nicht genug davon kriegen«, antwortete ich, unendlich erleichtert.
Er schlug mit der Faust aufs Lenkrad und schrie: »Sie ist perfekt, echt!«
Lachend fuhren wir Richtung Kino und redeten über nichts anderes als über Popcornsorten und darüber, warum M&M’s beim Filmgucken eigentlich die perfekte Süßigkeit sind.
Am Cineplex war es knallvoll und wir fanden erst ganz weit hinten einen Parkplatz.
»Bleib, wo du bist«, befahl er, als ich die Tür aufmachen wollte. »Steig nicht aus.«
Ich ließ den Türgriff los und legte die Hand in den Schoß. Er schaltete den Motor aus, sprang aus dem Wagen und rannte auf meine Seite. Mit einer großen Geste öffnete er mir die Tür und verbeugte sich kurz, ein breites Grinsen im Gesicht.
»Mylady«, sagte er mit aufgesetztem britischem Akzent, über den ich gleich kichern musste. Dann beugte er sich vor und nahm meine Hand, zog mich sanft hoch und schloss mit der anderen Hand hinter mir die Wagentür.
Ich machte einen Knicks und gab nun selbst die englische Lady. »Seien Sie vielmals bedankt, werter Sir«, sagte ich. Doch als ich nach meinem Knicks wieder aufschaute, grinste er nicht mehr, sondern guckte ernst.
Er machte einen Schritt auf mich zu und legte mir beide Hände auf die Hüften, die von der Berührung sofort heiß wurden. »Du siehst wunderbar aus heute Abend«, sagte er und zog mich dicht an sich.
»Danke«, sagte ich. »Du siehst auch super aus.« Ich erwartete, dass er darauf irgendwas erwidern würde, aber stattdessen hob er die Hände, vergrub sie in meinen Haaren und küsste mich. Es war ein weicher, sanfter Kuss. Einer von diesen allerersten, vorsichtigen Küssen, die sich so gut anfühlen, dass man glaubt, jeden Moment zu schmelzen. Zugleich ist man furchtbar nervös, man könnte Mundgeruch haben, und vor lauter Aufregung ist der Kuss schon wieder
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