Bitter Love
Schweigen. »Gehst du mit Cole Cozen?« Ich warf ihr vom Handtuchspender aus einen Blick zu. Alle bis auf Maria starrten mich an. Sie guckte auf den Boden.
»Ja«, sagte ich so herausfordernd wie möglich. »Ich bin seine Freundin.« Es fühlte sich seltsam an, das zu sagen, denn ich hatte es ja selbst erst vor fünf Minutengehört. Trotzdem konnte ich mir nicht verkneifen, dabei herablassend zu lächeln.
Sie tauschten ernste Blicke. »Wie lange kennst du ihn schon?«, fragte die Sommersprossige.
Ich zuckte mit den Schultern. »Eine Weile«, sagte ich unverbindlich. Wenn Maria nicht ganz richtig im Kopf war, wie Cole mir gesagt hatte – und ich fand das absolut glaubwürdig, so seltsam, wie sie sich benahm –, konnte es gut sein, dass ihre Freundinnen auch irgendwie eigenartig waren.
Im Augenwinkel sah ich eine Bewegung: Maria zog das Sommersprossen-Mädchen am Ärmel und wieder begannen alle, aufgeregt zu flüstern.
Ich warf die Papiertücher weg und steuerte auf die Tür zu, was bedeutete, dass ich mich zwischen ihnen hindurchschlängeln musste. Ich spürte förmlich, wie es ein paar Grad kälter wurde, als ich vorbeiging. Geballte Eifersucht, oder?
Im Kinosaal war es jetzt dunkel, und gerade als ich mich wieder auf meinen Platz setzte, begann der erste Filmtrailer.
»Sorry«, flüsterte ich. »Deine Pine-Gate-Freundinnen haben mich aufgehalten. Du hast total recht …« Ich beendete den Satz nicht, denn mir fiel auf, dass der lange Kerl in der Reihe vor mir verschwunden war. Ich deutete auf den leeren Platz. »Wo sind die denn hin?«
Cole grinste. »Ich hab sie überzeugt, dass es besser ist umzuziehen«, sagte er. »Jetzt hast du wieder einen freien Blick.«
Das ist es, dachte ich. Das ist das Beziehungs-Feeling, von dem ich immer geträumt habe. Ich wusste, dass esexistiert. Die echte Romantik. Die Seelenverwandtschaft. Das, was ich auf den Fotos meiner Eltern gesehen habe – Glück, Liebe und Füreinander-Einstehen. Großes, Wahrhaftiges. Hier ist es. Ich hab es gefunden.
»Ich hab noch eine viel bessere Idee«, sagte ich, beugte mich vor und nahm seine Hand. »Komm mit.«
Wir schnappten uns unser Popcorn und unsere Getränke und dann führte ich ihn vor bis in die erste Reihe, die komplett leer war.
»Aber was ist mit deinem Kopfweh?«, flüsterte Cole, während er in den Sitz neben mir sank.
Ich lachte leise. »Scheiß drauf. Ganz vorne ist die Action.«
Kapitel 12
»So langsam dreh ich durch«, keuchte Bethany durchs Telefon. Seit wir unsere Colorado-Pläne schmiedeten, machte sie Fitnesstraining. Mit einer schwabbeligen Figur hätte es keinen Sinn, nach süßen Jungs Ausschau zu halten, meinte sie. Im Hintergrund hörte ich das Surren von ihrem Laufband. »Ich muss jetzt endlich wissen, ob wir im Sommer oder im Winter fahren wollen, das ist das Mindeste.«
»Klar«, sagte ich ungefähr zum millionsten Mal.
»Ich muss schließlich auch ans College denken, verstehst du?«
»Klar«, wiederholte ich.
»Wenn wir nämlich im Winter fahren wollen, kann ich vielleicht nicht mit.« Ein Piepsen erklang und ihre Schritte wurden lauter. Sie rannte jetzt.
»Ich weiß.«
»Andererseits kommen im Sommer die Promis nicht«, schnaubte sie. »Und Zack will, glaub ich, unbedingt den Winter.«
»Blödsinn. Zack träumt bloß davon, dass ihm ein Skihäschen vor die Füße fällt, das nicht richtig fahren kann. Wir können ihn garantiert leicht zum Raften überreden, mit einem einzigen Wort: Bikinis.«
Bethany kicherte, ich hörte wieder ein Piepsen undihre Schritte wurden noch schneller und noch lauter. »Ich muss jetzt … aufhören«, sagte sie zwischen zwei schnaufenden Atemzügen. »Können wir … uns mal treffen … vor Samstag?«
»Sicher«, sagte ich. »Wie wär’s morgen nach der Schule? Im
Shubb’s
?«
»Gut«, antwortete sie. »Ich sag Zack … Bescheid … schick ihm eine SMS.« Es piepste wieder. »Mist«, fluchte Bethany und legte auf.
Der nächste Tag verging langsam, wie fast jeder Tag, seit Cole und ich richtig zusammen waren. Es kam mir vor, als würde die Zeit den ganzen Tag über stillstehen, doch wenn die siebte Stunde endlich kam, war sie viel zu schnell wieder vorbei. Cole hatte in Englisch lauter gute Noten gekriegt, also vertrieben wir uns die Tutorenzeit damit, meine alten Gedichte zu lesen und Songs aus ihnen zu machen oder mit zusammengeknülltem Papier Football zu spielen. Oder wir küssten uns in der Ecke zwischen dem Büroschrank und der
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