Bitter Love
schüttelte den Kopf.
»Sie haben sich geprügelt, weil Cole dauernd Sprüche gemacht hat, dass er dich rumkriegen und mit dir schlafen will. Anscheinend hat er ziemlich abstoßend darüber geredet, darum hat Zack sich eingemischt.«
»Wieso abstoßend?«
Sie zuckte mit den Achseln, lehnte sich zurück und schnippte mit dem Daumennagel einen Teigrest von ihren Jeans. Zack und sein Vater waren jetzt fertig im Garten und kamen zurück zum Haus. »Na ja, er hat über deinen Körper gesprochen. In allen Details.«
Ich wurde rot. Cole hatte im Umkleideraum über mich geredet. Und zwar so, dass mein »großer Bruder« Zack das Gefühl gekriegt hatte, er müsste einschreiten. Vor wer weiß wie vielen Leuten. Wie peinlich. Ich steckte mir einen Klumpen Teig in den Mund, aber auf einmal schmeckte er mir nicht mehr.
Wir hörten Zack und seinen Vater nebenan in der Garage hantieren, bis das Tor schließlich mit lautem Dröhnen zuging.
»Alex«, sagte Bethany und legte mir die Hand auf die Schulter. »Ich weiß, dass du ihn liebst, aber er ist … er ist nicht … Pass gut auf dich auf, ja?«
Ich widerstand der Versuchung, die Augen zu verdrehen. Ihre Art, mit mir zu reden, kam mir irgendwie herablassend vor. Sie tat fast so, als wäre sie meine Mutter.
»Okay, dann hat er eben in der Umkleide über mich geredet. Kann schon sein, dass das peinlich war, aber das ist doch kein Weltuntergang. Vielleicht hat er’s ganz anders gemeint.« Wahrscheinlich hatte er nur ausdrücken wollen, wie sehr er mich wollte. Cole würde mich nie absichtlich blamieren.
Bethany kannte Cole eben nicht so, wie ich ihn kannte. Keiner von den beiden tat das. Aber was war, wenn sie ihre Einstellung zu Cole nie änderten? Sie würden sichentscheiden müssen, ob sie auf meiner Seite waren oder nicht. Sie hatten die Wahl. Unsere Freundschaft stand nicht nur wegen mir auf der Kippe.
»Ich pass auf mich auf«, sagte ich mit dem Mund voller Teig. »Das verspreche ich.«
Kapitel 22
Ich bekam Cole den ganzen nächsten Tag nicht zu Gesicht.
Na ja, eigentlich sah ich ihn ziemlich oft. Aber er nahm mich nicht wahr. Er kam auch nicht wie sonst nach der zweiten Stunde an mein Schließfach. Ich musste an die Party am See denken, wenn ich ihn durch die Gänge laufen sah – er strahlte eine geradezu unheimliche Energie aus. Wenn ich ihn in der Menge entdeckte, lachte er immer übertrieben laut oder schlug irgendwem auf die Schulter, als wollte er allen vorführen, wie gut er drauf war. Es war total merkwürdig.
Zuerst versuchte ich, nicht viel darauf zu geben. Am Tag davor hatte er sich um irgendwelche Familiensachen kümmern müssen. Ich wusste ja, wie es ihm mit Brenda und seinem Dad ging, darum war eine plausible Erklärung, dass es ihm vielleicht schlecht ging und er darum lieber für sich sein wollte.
Aber mich damit zu beruhigen klappte nur für eine Weile. Um die Mittagspause herum war ich dann doch sehr gekränkt über sein Verhalten. Sollte nicht ich diejenige sein, bei der er Trost suchte und in deren Gegenwart alles von ihm abfiel, was ihm zu schaffen machte? Diejenige, die ihm das Gefühl gab, trotz allem nicht allein zu sein? Ich hatte geglaubt, dass wir einanderinzwischen wirklich vertrauten, auch in Familiendingen.
In den letzten Tagen hatten wir ein paarmal eng aneinandergeschmiegt dagesessen und über unsere Eltern geredet, über unsere Einsamkeit und die Sehnsucht nach einem anderen, besseren Leben. Immer wieder hatte er gesagt:
Ich hab das noch nie vorher irgendwem erzählt, Alex.
Und andauernd hatte wir einander versichert, dass wir immer füreinander da wären. Wir verstanden uns. Aber jetzt brauchte er mich anscheinend nicht. Das kapierte ich einfach nicht.
Als die sechste Stunde vorbei war und es Zeit wurde, zum Lernlabor zu gehen, war ich total aufgeregt. Mittlerweile redete ich mir nicht mehr ein, dass seine Distanziertheit mit seiner Familie zu tun hatte. Irgendwas stimmte nicht zwischen uns. Ich konnte es spüren. Nur wusste ich nicht, was es war. Ich zerbrach mir unentwegt den Kopf, was ich gesagt oder getan haben könnte, dass er jetzt sauer auf mich war. Cole war manchmal ohne echten Grund schlecht drauf, das kannte ich schon, aber meistens richtete sich seine Wut dann auf Brenda. Wenn sie ihn anrief, war er praktisch immer grantig. Er brüllte sie an, ohne auch nur Hallo zu sagen, dann legte er auf und schaltete sein Handy aus. Aber dass er mit mir einen ganzen Tag lang nicht redete, war noch nie vorgekommen.
Er
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