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Bitter Love

Bitter Love

Titel: Bitter Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brown
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kam zu spät. Viel zu spät. Ich hatte meine Hausaufgaben herausgeholt, hatte mich aber nicht konzentrieren können. Ich fühlte mich viel zu verloren und durcheinander und war immer wieder kurz vorm Weinen. Doch gegen Ende der Stunde, kurz bevor die Glocke klingelte, kam er auf einmal hereingestürmt.
    Ich erstarrte. Sah ihm zu, wie er rasch den Raum durchquerte und sich auf den gleichen Stuhl wie immer setzte.
    »Du bist spät dran«, sagte ich und versuchte, die Tränen zurückzuhalten. Ich wollte verärgert klingen, aber meine Stimme hörte sich dermaßen kläglich an, dass das Gegenteil der Fall war: Ich wirkte verzweifelt, furchtsam und jämmerlich. Das Gegenteil von stocksauer.
    Er warf mir einen scharfen Blick zu. »Na und?«
    War das alles, was er zu sagen hatte?
Na und?
    »Wo bist du heute gewesen?«, fragte ich. »Du hast mir nicht mal Hallo gesagt. Was war denn los mit deiner Familie gestern? Wieso hast du mich nicht angerufen?«
    »Wow«, sagte er und beugte sich mit einem arroganten kleinen Grinsen vor. Die Stimmung im Raum wurde immer unbehaglicher. Er strahlte etwas aus, das viel schlimmer war als schlechte Laune. Und auch schlimmer als Wut. »Du hast jede Menge Fragen.«
    Die Stille zwischen uns dehnte sich. Meine Augen brannten, ich konnte die Tränen nur mit großer Anstrengung zurückhalten. Mir war klar, dass ich schnell von hier wegmusste, bevor ich zu weinen begann oder   … bevor sich herausstellte, warum ich mich in seiner Gegenwart auf einmal so furchtbar unwohl fühlte. Ich stand auf und warf meine Bücher und Papiere in den Rucksack, so schnell ich konnte.
    »Für heute lassen wir’s wohl lieber, okay?«, sagte ich und hätte mich am liebsten getreten dafür, dass meine Stimme so zitterte. Ich zog gerade den Reißverschluss am Rucksack zu, da streckte er den Arm aus und packte mit festem Griff mein Handgelenk. »Das glaube ich nicht.«
    Es schockierte mich, wie hart dieser Griff war. Ich musste an den Abend am See denken, an dem er mein Knie so fest umklammert hatte, dass hinterher die Abdrücke seiner Finger zu sehen gewesen waren. Fassungslos starrte ich ihn an. Ich hatte geglaubt, das mit dem Knie wäre ihm einfach so passiert, ohne jede Absicht aus dem Moment heraus, und nach unserer Versöhnung hatte ich nie mehr daran gedacht. Aber jetzt umklammerte er mein Handgelenk derart fest, dass sich wieder Abdrücke bilden würden. Und seine zu einer dünnen Linie aufeinandergepressten Lippen verrieten mir, dass das hier nicht zufällig passierte. Er quetschte mein Handgelenk, weil er es wollte.
    Ich versuchte, mich loszureißen. »Lass mich, Cole. Ich gehe jetzt.« Da drückte er noch fester zu. Seine Finger gruben sich tief in mein Fleisch. Und dann verdrehte er mein Gelenk so weit, dass es vor Schmerz zu pochen begann. »Au«, zischte ich und ging stolpernd in die Knie. »Du tust mir weh. Lass mich los. Das mein ich ernst, Cole.«
    Er stand auf und kam um den Tisch, bis er so dicht vor mir stand, dass sich unsere Nasen beinahe berührten. Ich roch den Kaugummi, auf dem er herumkaute. Er starrte mich an und ich konnte dabei zusehen, wie seine Augen mit jedem Gedanken, der ihm durch den Kopf ging, immer dunkler wurden. Das Grinsen war jetzt verschwunden, eine Art Zähnefletschen war an seine Stelle getreten. Ich hätte nicht gedacht, dass das möglich war, aber er packte mich jetzt noch fester. Das Pochen in meinem Handgelenk wurde stärker und der Druck unerträglich. Ich keuchte und ging noch mehr in die Knie.Jetzt konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten, nur noch wütend gegen sie anblinzeln.
    Ewigkeiten stand er da und starrte mich nur an. Dann kam er noch näher heran und flüsterte: »Was denn? Fasst Zack dich etwa sanfter an?«
    Ich geriet ins Taumeln vor lauter Überraschung. Eine Sekunde lang vergaß ich meine Hand und sah ihn entgeistert an. Was meinte er bloß? »Was soll denn   … Au! Cole, hör auf. Das tut saumäßig weh!«
    Aber er machte einfach weiter, mit einer solchen Gewalt, dass er dabei selbst zu zittern begann. Meine Finger verfärbten sich, und weil die Blutzufuhr unterbrochen war, konnte ich sie nicht mehr bewegen. »Ich hab euch gesehen«, sagte er mit rotem Gesicht und einer Stimme, die wie ein böses Bellen klang und mir Gänsehaut bereitete. Mit der freien Hand versuchte ich, seine Finger von meinem Arm wegzuziehen. Doch sie bewegten sich kein bisschen   – er war einfach zu stark. »Ich hab gesehen, wie ihr euch auf dem Parkplatz begrapscht habt.

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