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Bitter Love

Bitter Love

Titel: Bitter Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brown
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Ein paar Leute grölten und zum Glück achtete danach keiner mehr auf mich. Auch nicht Renee Littleton, die jetzt mit durchdringender Stimme dem Jungen neben sich vorschwärmte, wie toll es neulich auf Padre Island gewesen war.
    Schnell tauchte ich in der Menge ab, so gut es ging, senkte das Gesicht und versuchte, jeden Blickkontakt zu vermeiden.
    Dann schlüpfte ich in einen Gang auf der anderen Seite der Küche. Bestimmt war hier irgendwo das Bad. Doch die ersten drei Türen führten in Schlafräume. In zweien davon waren Leute   – hinter der ersten Tür spielten an die zehn Jungs und Mädels
Twister
und machten sich vor Lachen fast in die Hosen, hinter der nächsten knutschte ein Pärchen derart wild, dass es wirkte, als würden sie sich gleich die Kleider vom Leib reißen. Der letzte Raum musste das Elternschlafzimmer sein. Ich wagte mich hinein und fand daran angrenzend tatsächlich ein Bad.
    Nachdem ich die Tür hinter mir zugemacht und dasLicht angeschaltet hatte, drehte ich mich zum Spiegel hin.
    Wie von selbst schlug ich mir die Hände vors Gesicht und stieß ein Keuchen aus, das fast wie ein Schluchzer klang. In Coles Auto hatte ich zu viel Angst gehabt, um mich im Spiegel zu betrachten   – ich fürchtete, ich würde weinen müssen, wenn ich sah, wie schlimm es war, und diese Genugtuung wollte ich Cole nicht geben. Aber, großer Gott, es sah noch tausend Mal schlimmer aus, als ich gedacht hatte.
    Anscheinend hatte auch meine Nase geblutet, obwohl ich überhaupt nicht gemerkt hatte, dass sie auf dem Boden aufgeschlagen war. Aber überall um Nase und Mund war dunkles, verkrustetes Blut, das sich deutlich von meinem blassen Gesicht abhob. Ich sah aus, als hätte ich mit einem Clown geknutscht. Unten an meinem Kinn hing ein Fetzen Haut und die Oberlippe war dick angeschwollen.
    Ich machte den Mund auf und klappte ihn gleich wieder zu. Wie befürchtet war mein Zahn nicht nur ein bisschen angeschlagen. Er war komplett abgebrochen und stand in einem seltsamen Winkel nach hinten weg, seine scharfe Kante zeigte direkt auf meine Zunge. Ich zog die Lippen von den Zähnen und streckte die Zunge in die Lücke, zog sie aber gleich wieder zurück, weil der Zahn auf die Berührung hin höllisch wehtat. Mit diesem Zahn würde ich nicht mal mehr essen können.
    Ich versuchte, ruhig zu bleiben, drehte das warme Wasser auf und spritzte es mir ins Gesicht. Bestimmt würde ich nicht mehr ganz so erbärmlich aussehen, wenn ich mich erst mal richtig gewaschen hatte. Bestimmt würde man dann nichts als eine kleine Schürfwundesehen und dazu die dicke Lippe. Mit ein bisschen Glück würde es kaum mehr auffallen.
    Aber der Zahn   … der fiel auf.
    Meine Taubheit verging und ich fing an zu weinen. Ich betrachtete mich im Spiegel, während ich mir vorsichtig das Blut wegrieb, und stellte fest, dass sich nur wenig davon abwaschen ließ. Mein Gesicht war eine einzige riesige Wunde. Kein Wunder, dass meine Haut so furchtbar brannte.
    Trotzdem weinte ich nur ganz leise. Ich weinte wie jemand, der aufgegeben hat. Ehrlich gesagt hatte ich nicht die geringste Ahnung, was ich tun sollte. Ich wollte mich von Cole trennen, hatte aber Angst davor. Ich wollte ihn weiterhin lieben, aber zugleich keine Person sein, die jemanden liebte, der ihm so etwas antat.
    Da klopfte es vorsichtig an der Tür und sie ging auf, zuerst nur ein Stück weit. In dem Spalt erschienen Bethanys Brillengläser.
    »Renee sagt, du hast dir wehgetan«, meinte sie. »Darf ich reinkommen?«
    Erst wollte ich nicht, dann nickte ich doch und sie kam herein.
    »O Mann«, keuchte sie, schnappte sich einen Waschlappen vom Handtuchständer und hielt ihn unter den Wasserhahn. »Was ist passiert?«
    So schwer lastete die Trauer auf mir, dass ich kaum sprechen konnte. Ich wusste nicht, wie ich es sagen sollte. Ich hatte keine Ahnung, ob ich Bethany immer noch alles anvertrauen konnte. Ich öffnete den Mund, aber es steckte alles tief in meinem Innern fest, genau wie an dem Abend, als ich mit Georgia auf der Terrasse gesessenhatte. Mir wurde klar, dass ich es nicht herausbringen würde, nicht an diesem Abend, nicht hier im Badezimmer von Trents Eltern.
    »Ich bin gefallen«, sagte ich schließlich. »Auf dem Parkplatz.«
    Sie hörte auf, an meinem Gesicht herumzutupfen, und beäugte mich. »Du bist also gefallen«, sagte sie, doch es war keine Frage, sondern ein Statement. Sie glaubte mir nicht. Was mich anging, hatte Cole womöglich recht   – vielleicht war ich wirklich

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