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Bitter Süsse Tode

Titel: Bitter Süsse Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Karten vor. Ein Mann kündigte mit donnernder Stimme die Show an. »Gleich geht's los, Leute. Halten Sie Ihre Karten bereit und treten Sie ein. Sehen Sie den Erhängten. Graf Alcourt wird vor Ihren Augen hingerichtet.«
    Ich war stehen geblieben, um zuzuhören. Winter wartete nicht. Zum Glück ging sein breiter weißer Rücken nicht im Getümmel unter. Ich musste rennen, um ihn einzuholen. Es widerte mich an, dass ich das tun musste. Ich fühlte mich wie ein Kind, das einem Erwachsenen hinterherläuft. Aber wenn ein bisschen Rennen das Schlimmste war, was mir heute Abend bevorstand, dann war alles in Butter.
    Es gab auch ein ausgewachsenes Riesenrad, dessen leuchtender Scheitel fast die Decke streifte. Ein Mann hielt mir einen Baseball hin. »Versuchen Sie Ihr Glück, kleine Dame.«
    Ich beachtete ihn nicht. Ich hasse es, wenn mich jemand kleine Dame nennt. Ich warf einen Blick auf die ausgestellten Gewinne. Sie rangierten zwischen Plüschtieren und hässlichen Puppen. Die Plüschtiere waren hauptsächlich Raubtiere, schwarze Panther, Bären so groß wie Kleinkinder, gefleckte Schlangen und riesige Plüschzahnfledermäuse.
    Vor dem Spiegellabyrinth stand ein Glatzkopf mit Clownsmaske und verkaufte Eintrittskarten. Er stierte den Kindern nach, die in sein Glashaus gingen. Fast konnte ich seine Blicke auf ihrem Rücken spüren, als prägte er sich jede Linie ihres kleinen Körpers ein. Nichts hätte mich dazu gebracht, an ihm vorbei in diesen funkelnden Strom aus Glas zu gehen.
    Die Juxbude war das Nächste, Clowns und Gekreische und das Zischen der Hydraulik. Der Laufsteg, der ins Innere führte, buckelte und schwankte. Ein kleiner Junge wäre fast hinuntergestürzt. Seine Mutter zog ihn auf die Füße. Warum brachten überhaupt irgendwelche Eltern ihre Kinder hierher, an diesen Furcht erregenden Ort?
    Es gab sogar ein Spukhaus das war beinahe komisch, gewissermaßen überflüssig, wenn Sie mich fragen. Das ganze bescheuerte Ding war ein Haus des Grauens.
    Winter war vor einer kleinen Tür stehen geblieben, die in die hinteren Bereiche führte. Er sah mich stirnrunzelnd an, die massigen Arme nicht ganz über der gleichfalls massigen Brust verschränkt. Das Verschränken klappte nicht so ganz, zu viel Muskeln, aber er gab sich Mühe.
    Er öffnete die Tür. Ich ging hindurch. Der große kahle Mann, den ich schon bei Nikolaos gesehen hatte, stand in strammer Haltung an der Wand. Sein gut aussehendes schmales Gesicht und die Augen, die sehr hervorstachen, weil da keine Haare waren oder sonst etwas, worauf man starren konnte, blickten auf mich herab wie ein Lehrer auf ein Unruhe stiftendes Kind. Du musst bestraft werden, kleine Dame. Aber was hatte ich denn angestellt?
    Der Mann sprach mit tiefer, kultivierter Stimme, klang ein wenig britisch, beinahe menschlich. »Durchsuch sie nach Waffen, bevor wir hinuntergehen.«
    Winter nickte. Warum reden, wenn Gesten es auch tun? Seine großen Hände hoben meine Jacke hoch und nahmen mir die Pistole ab. Er schubste mich an der Schulter an, sodass ich mich im Kreis drehte. Er fand die zweite Pistole. Hatte ich wirklich geglaubt, sie würden mir die Waffen lassen? Ja, wahrscheinlich. Dummerchen.
    »Und die Arme nach Messern.«
    Verdammt.
    Winter packte meine Jackenärmel, als wollte er sie zerreißen. »Warten Sie bitte. Ich ziehe die Jacke einfach aus. Dann können Sie sie durchsuchen, wenn Sie wollen.«
    Winter nahm mir die Messer ab. Der Kahle durchsuchte die Windjacke nach versteckten Waffen. Er fand keine. Winter klopfte mir die Beine ab, aber nicht sorgfältig. Er verfehlte das Messer am Fußgelenk. Ich hatte eine Waffe, und sie wussten es nicht. Glück gehabt.
    Jetzt die Treppe runter und in den leeren Thronsaal. Vielleicht war es mir anzusehen, denn der Mann sagte: »Der Meister erwartet uns, zusammen mit Ihrem Freund.«
    Er ging wie gehabt voraus. Winter ging als Letzter. Vielleicht dachten sie, ich würde sonst das Weite suchen. Klar doch. Und wo?
    Vor dem Kerker blieben sie stehen. Wieso hatte ich das gewusst? Der Kahle klopfte zweimal an die Tür, nicht zu kräftig, nicht zu sacht.
    Es war still dann trieb ein helles Lachen von drinnen auf mich zu. Mir kribbelte die Haut. Ich wollte Nikolaos nicht noch einmal sehen. Ich wollte nicht noch einmal in einer Zelle sitzen. Ich wollte nach Hause.
    Die Tür öffnete sich. Valentine machte eine einladende Geste. »Herein, herein.« Diesmal trug er eine silberne Maske. Am Stirnteil klebte eine dunkle Haarsträhne, sie war

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