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Bitter Süsse Tode

Titel: Bitter Süsse Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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fuhr auf die Straße -vorsichtig. Die Wut fuhr mir den Rücken hinauf in Schultern und Hals. Ich packte das Lenkrad zu fest und merkte, dass meine Hände noch nicht ganz verheilt waren. Scharfe kleine Stiche, aber nicht genug. So viel Schmerz gab es nicht auf der Welt, um diese Wut zu vertreiben.
    Philip wurde meinetwegen etwas angetan. Genau wie Catherine und Ronnie. Schluss damit. Ein für alle Mal. Ich würde Philip holen, ihn auf irgendeine Weise retten; dann würde ich die ganze verfluchte Sache der Polizei übergeben. Ohne Beweise, jawohl, ohne irgendetwas untermauern zu können. Ich würde aussteigen, bevor noch mehr Leuten etwas zustieß.
    Meine Wut reichte fast, um die Angst dahinter zu verbergen. Wenn Nikolaos Philip wegen letzter Nacht folterte, würde sie mit mir auch nicht sehr glücklich werden. Ich würde diese Stufen wieder hinabsteigen, in das Versteck des Meisters, bei Nacht. Kam mir nicht besonders gescheit vor, so gesehen.
    Meine Wut wurde von einer kalten Welle der Angst hinweggespült. »Nein!«
    Ich würde nicht mit Angst da reingehen. Ich hielt an meiner Wut fest, mit allem, was ich hatte. So nah war ich echtem Hass seit Jahren nicht mehr gekommen. Hass; endlich mal ein Gefühl, das im Körper Wärme verbreitet.
    Hass beruht meistens auf die eine oder andere Weise auf Angst. Ja. Ich hüllte mich in Zorn, mit einer Prise Hass, und am Grund des Ganzen, in der eisigen Mitte, lag nackte Angst.

37. Kapitel
    Der Zirkus der Verdammten ist in einem alten Hafenspeicher untergebracht. Seine Name leuchtet in bunten Lichtern quer über das Dach. Große Clowns tanzen rund um die Buchstaben in erstarrter Pantomime. Wenn man ganz genau hinsieht, bemerkt man, dass sie Reißzähne haben. Aber nur, wenn man genau hinsieht.
    Die Seiten des Gebäudes sind mit großen Plastikfolien bespannt wie eine altmodische Schaubude. Eines dieser Transparente zeigte einen Erhängten. »Graf Alcourt trotzt dem Tod«, stand da. Auf einem anderen krochen Zombies aus einem Friedhof, da hieß es »Sehen Sie die Toten aus den Gräbern steigen«. Ein sehr schlechtes Bild zeigte einen Mann, der zur Hälfte ein Wolf war: Fabian, der Werwolf. Es gab noch mehr Transparente zu anderen Attraktionen. Keine davon sah sehr gesund aus.
    Das Guilty Pleasures balanciert auf einer dünnen Linie zwischen Unterhaltung und Sadismus. Der Zirkus überschreitet die Grenze und begibt sich in den Abgrund.
    Und den betrat ich jetzt. Welche Freude am Morgen.
    Gleich an der Tür überfällt Sie der Lärm. Schallende Karnevalsmusik, das Schieben und Stoßen der Menge, die Stimmen Hunderter Leute. Die Lampen vergießen ihr Licht in tausend kreischenden Farben, die in den Augen brennen und garantiert Ihre Aufmerksamkeit anziehen oder dafür sorgen, dass Sie Ihr Mittagessen wieder von sich geben. Zugegeben, vielleicht lag das auch nur an meinen Nerven.
    Es riecht nach Zuckerwatte, Würstchen, Waffeln mit Zimt, Fruchteis und nach dem Schweiß der Leute. Darunter mischt sich etwas Haarsträubendes. Blut riecht wie süße Kupfermünzen, und das durchdringt jeden anderen Geruch. Die meisten Leute erkennen ihn nicht. Aber noch etwas hängt in der Luft: Es riecht nach Gewalt. Natürlich hat Gewalt keinen Geruch. Trotzdem spürt man hier immer - etwas. Einen Hauch von lange verschlossenen Räumen und verrottenden Kleidern.
    Ich war noch nie hierher gekommen, außer in Polizeiangelegenheiten. Was hätte ich jetzt nicht für ein paar Kerle in Uniform gegeben.
    Die Menge teilte sich wie das Wasser vor einem Schiff. Winter, Mr. Muscles, bewegte sich hindurch, und unwillkürlich gingen sie ihm aus dem Weg. Ich wäre ihm auch aus dem Weg gegangen, aber ich glaubte nicht, dass mir diese Möglichkeit blieb.
    Winter trug das typische Kraftprotz-Outfit. Zebramuster auf einem weit gehend nackten Oberkörper. Die Beine steckten in gestreiftem Leopardenmuster wie in einer zweiten Haut. Sein Bizeps war in ungebeugtem Zustand dicker als meine Arme zusammengenommen. Er blieb vor mir stehen, turmhoch überlegen, was er genau wusste.
    »Ist Ihre ganze Familie so unanständig groß oder nur Sie?«, fragte ich.
    Er runzelte die Stirn und kniff die Augen zusammen. Ich glaubte nicht, dass er das verstanden hatte. Schade. »Folgen Sie mir«, sagte er. Damit drehte er sich um und schritt durch die Menge.
    Vermutlich sollte ich ihm folgen wie ein braves kleines Mädchen. Scheiße. Ein großes blaues Zelt nahm eine Ecke des Speicherhauses ein. Menschen standen davor Schlange und zeigten

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