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Bitter Süsse Tode

Titel: Bitter Süsse Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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den Jeans ab, rückte ein wenig von ihm ab und stellte mich auf die Zehenspitzen. Ich streifte ihm die Haare aus dem Gesicht, aber sie fielen wieder nach vorn. Langsam nervte mich das. Ich kämmte sie mit den Fingern aus dem Gesicht, bis es hielt. Sein Haar war weicher, als es aussah, dick und warm von der Hitze seines Körpers.
    Fast lächelte er. »Vor ein paar Monaten noch hätte ich dafür bezahlt«, flüsterte er mit brechender Stimme.
    Ich starrte ihn an, dann begriff ich, dass es ein Scherz sein sollte. Gott. Meine Kehle wurde eng.
    Burchard sagte: »Es ist Zeit zu gehen.«
    Ich blickte Philip in die Augen, in denen das Licht der Fackeln tanzte wie in schwarzen Spiegeln. »Ich lasse dich nicht hier, Philip.«
    Seine Augen huschten kurz zu dem Mann auf der Treppe. Die Angst machte sein Gesicht jung, hilflos. »Bis später«, sagte er.
    Ich trat von ihm zurück. »Du kannst dich drauf verlassen.«
    »Es ist nicht klug, sie warten zu lassen«, sagte Burchard.
    Da hatte er wahrscheinlich Recht. Noch einige kurze Augenblicke sahen wir einander in die Augen. Ich sah den Puls an seinem Hals hüpfen, als wollte er entkommen. Mir tat die Kehle weh; meine Brust verengte sich. Das Fackellicht verschwamm mir kurz vor den Augen. Ich drehte mich um und ging die Treppe hinauf. Knallharte Vampirtöter weinen nicht. Zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Nicht, wenn sie es verhindern können.
    Burchard hielt mir die Tür auf. Ich blickte zurück zu Philip und winkte wie ein Idiot. Er sah mich gehen, die Augen plötzlich viel zu groß für dieses Gesicht, wie ein Kind, das seine Eltern aus dem Zimmer gehen sieht, ehe die Monster alle fort sind.
    So musste ich ihn zurücklassen - allein, hilflos. Gott hilf mir.
    Nikolaos saß in ihrem geschnitzten Lehnstuhl, die kleinen Füße baumelten über dem Boden. Entzückend.
    Aubrey lehnte an der Wand, leckte sich die Lippen, um noch den letzten Rest zu ergattern. Valentine stand sehr still neben ihm und sah mich unverwandt an.
    Winter war an meiner Seite. Der Gefängniswärter.
    Burchard stellte sich neben Nikolaos, eine Hand auf der Rückenlehne ihres Stuhls.
    »Was denn, Animator, keine Scherze?«, fragte Nikolaos. Es war ihre Erwachsenenstimme. Sie schien per Knopfdruck hin und her schalten zu können.
    Ich schüttelte den Kopf. Mir war nicht nach Scherzen.
    »Haben wir Ihren Mut gebrochen, Ihnen die Kampflust genommen?«
    Ich starrte sie an. Meine Wut flimmerte in mir wie gestaute Hitze. »Was wollen Sie, Nikolaos?«
    »Oh, das ist schon viel besser.« Die Satzmelodie war lebhaft, bei jedem Wort ein Kleinmädchenkickser. Womöglich würde ich Kinder nie wieder leiden können.
    »Jean-Claude sollte in seinem Sarg immer schwächer werden. Hungern. Stattdessen ist er stark und wohl genährt. Wie kann das sein?«
    Ich hatte nicht die geringste Ahnung, also hielt ich den Mund. Vielleicht war die Frage ja rhetorisch?

38. Kapitel
    Sie war es nicht. »Antworten Sie mir, A-n-i-t-a.« Sie dehnte meinen Namen, biss jede Silbe einzeln ab.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Oh, doch.«
    Nein, aber sie würde mir nicht glauben. »Warum quälen Sie Philip?«
    »Ihm muss eine Lektion erteilt werden, nach dem gestrigen Abend.«
    »Weil er Ihnen entgegengetreten ist?«, fragte ich.
    »Ja«, sagte sie, »weil er mir entgegengetreten ist.« Sie schnellte aus dem Stuhl hoch und trippelte auf mich zu. Sie machte eine kleine Drehung, sodass das weiße Kleid um sie waberte. Sie hopste auf eine alberne Art vor mich hin und lächelte. »Und weil ich mit Ihnen böse war. Ich quäle Ihren Liebhaber, dann quäle ich Sie vielleicht nicht. Und vielleicht gibt Ihnen diese Demonstration neuen Ansporn bei der Suche nach dem Vampirmörder.« Ihr hübsches kleines Gesicht reckte sich mir entgegen, die blassen Augen leuchteten belustigt. Sie war gut.
    Ich schluckte angestrengt und stellte die Frage, die ich zu stellen hatte. »Warum waren Sie böse mit mir?«
    Sie legte den Kopf zur Seite. Wäre sie nicht mit Blut bespritzt gewesen, es hätte niedlich ausgesehen.
    »Kann es sein, dass Sie es nicht wissen?« Sie drehte sich zu Burchard um. »Was denkst du, mein Freund? Ist sie unwissend?«
    Er straffte die Schultern und antwortete: »Ich glaube, das wäre möglich.«
    »Oh, Jean-Claude ist ein sehr unartiger Junge gewesen. Das zweite Zeichen einer ahnungslosen Sterblichen zu gewähren.«
    Ich stand sehr still. Ich erinnerte mich an blau glühende Augen auf der Treppe und Jean-Claudes Stimme in meinem Kopf. Also gut, ich

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