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Bitter Süsse Tode

Titel: Bitter Süsse Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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kleinen Ratten und meine Leute davon abhalten, ihr zu helfen, aber das ist alles.«
    »Bringen Sie uns einfach hinein. Wir erledigen den Rest.«
    »Sind Sie so zuversichtlich?«
    »Ich bin entschlossen, mein Leben zu riskieren«, antwortete ich.
    Er stützte die Ellbogen auf den Tisch und legte die Fingerspitzen aneinander. Die Brandnarbe an seinem Unterarm hatte er sogar in seiner menschlichen Gestalt, eine grobe, vierzackige Krone. »Ich bringe Sie hinein«, sagte er.
    Ich lächelte. »Danke.«
    Er blickte mich an. »Wenn Sie lebend wieder heraus kommen, dann können Sie mir danken.«
    »Abgemacht.« Ich hielt ihm die Hand hin. Nach kurzem Zögern schlug er ein.
    »Möchten Sie ein paar Tage warten?«, fragte er.
    »Nein«, sagte ich. »Ich will morgen hinein.«
    Er legte den Kopf schief. »Sind Sie sicher?«
    »Warum? Ist das ein Problem?«
    »Sie sind verletzt. Ich dachte, Sie würden sich auskurieren wollen.«
    Ich hatte ein paar blaue Flecke, und der Hals tat mir weh, aber...
    »Woher wissen Sie das?«
    »Sie riechen, als hätte der Tod Sie heute Nacht gestreift.«
    Ich starrte ihn an. Irving machte das nie mit mir, dass er seine übernatürlichen Kräfte einsetzte. Ich will nicht behaupten, dass er es nicht könnte, aber er bemühte sich sehr darum, wie ein Mensch zu wirken. Dieser Mann tat das nicht.
    Ich holte tief Luft. »Das geht nur mich etwas an.«
    Er nickte. »Wir werden Sie anrufen und Ihnen Zeit und Ort nennen.«
    Ich stand auf. Er blieb sitzen. Es gab anscheinend nichts mehr zu sagen, also ging ich.
    Etwa zehn Minuten später stieg Edward zu mir ins Auto.
    »Was jetzt?«, fragte er.
    »Du hast was von einem Hotelzimmer gesagt. Ich werde schlafen, so lange ich kann.«
    »Und morgen?«
    »Nimmst du mich mit und zeigst mir, wie die Maschinenpistole funktioniert.«
    »Danach?«, fragte er.
    »Danach stürzen wir uns auf Nikolaos.«
    Er gab einen zittrigen Seufzer von sich, hörte sich fast wie ein Lachen an. »Junge, Junge.«
    Junge, Junge? »Schön, dass wenigstens einer Spaß an der Sache hat.«
    Er grinste mich an. »Ich liebe meine Arbeit«, sagte er.
    Ich musste lächeln. Ich nämlich auch.

45. Kapitel
    Tagsüber lernte ich, mit einer Schrotflinte umzugehen. Abends ging ich mit den Werratten die Höhlen erforschen.
    Die Höhle war dunkel. Ich stand von völliger Schwärze umgeben und griff nach meiner Lampe. Ich fasste mir mit der Hand an die Stirn und konnte nicht das Geringste sehen, außer den komischen weißen Bildern, die die Augen machen, wenn es kein Licht gibt. Ich trug einen Grubenhelm mit einer Lampe daran, die noch ausgeschaltet war. Darauf hatten die Werratten bestanden. Rings um mich gab es Geräusche. Schreie, Stöhnen, das Knacken von Knochen, eigenartige Gleitlaute, wie ein Messer, das durch Fleisch schneidet. Die Werratten verwandelten sich aus ihrer menschlichen Gestalt in die tierische. Es klang, als sei das mit Schmerzen verbunden - mit großen Schmerzen. Sie hatten mich schwören lassen, kein Licht anzumachen, bevor sie es mir erlaubten.
    Ich hatte mich immer davor gefürchtet, eines Tages nichts mehr sehen zu können. So schlimm konnte das doch nicht sein. Oder? Aber versprochen war versprochen. Ich hörte mich an wie Horton der Elefant. »Eine Person ist eine Person, egal wie klein.« Was zum Teufel stand ich da mitten in einer Höhle im Dunkeln unter Werratten und zitierte Dr. Seuss, wenn ich vorhatte, einen tausend Jahre alten Vampir zu töten?
    Das war eine der seltsamsten Wochen meines Lebens.
    Rafael, der Rattenkönig, sagte: »Sie dürfen das Licht einschalten.«
    Ich tat es sofort. Meine Augen schienen das Licht gierig aufzusaugen. Die Rattenmänner standen in kleinen Gruppen in dem breiten, flachen Tunnel. Sie waren zu zehnt. Ich hatte sie vorher gezählt, als sie noch in menschlicher Gestalt waren. Die sieben Männer trugen jetzt Fell und abgeschnittene Jeans, zwei auch ein weites T-Shirt. Die drei Frauen hatten weite Kleider an, wie Umstandsmode. Ihre schwarzen Knopfaugen glitzerten. Jeder war im Pelz.
    Edward stellte sich neben mich. Er musterte die Wertiere kühl und nichts sagend. Ich fasste seinen Arm. Rafael hatte ich gesagt, ich sei kein Kopfgeldjäger, aber Edward war einer, gelegentlich. Ich hoffte, dass ich diese Leute nicht in Gefahr gebracht hatte.
    »Sind Sie bereit?«, fragte Rafael.
    »Ja«, sagte ich.
    Edward nickte.
    Die Werratten verteilten sich rechts und links von uns, kletterten über niedrigen, verwitterten Tropfstein. Ich sagte zu niemand

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