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Bitter Süsse Tode

Titel: Bitter Süsse Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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herab. Ich schützte meinen Kopf mit den Armen und betete. Bei meinem Glück würde mich ein fliegender Nagel erwischen.
    Stille, oder zumindest keine weiteren Explosionen. Ich hob vorsichtig den Kopf. Der Schuppen war verschwunden, nichts mehr davon übrig. Im Gras überall kleine Flammen. Edward lag auf dem Boden fast in meiner Reichweite. Er starrte mich an. Sah ich etwa so erstaunt aus wie er? Vermutlich.
    Unsere improvisierte Fackel setzte langsam den Rasen in Brand. Edward kam auf die Knie und hob sie auf.
    Ich sah, dass der Kanister unbeschädigt geblieben war, und stand auf. Edward kam mir nach, er trug die Fackel. Die Ghule schienen geflohen zu sein. Kluge Ghule. Aber für alle Fälle... Wir brauchten es nicht zu diskutieren. Paranoia, das hatten wir gemeinsam.
    Wir gingen zum Wagen. Die Anspannung war weg, und ich fühlte mich noch müder als vorher. Man hat nur soundso viel Adrenalin danach beginnt man abzustumpfen.
    Mit dem Hühnerkorb war es vorbei undefinierbare Teile und Stückchen lagen zerstreut um das Grab. Ich sah nicht so genau hin. Ich blieb stehen, um meine Sporttasche aufzuheben. Sie war unberührt, stand nur da. Edward ging an mir vorbei und schleuderte die Fackel auf den Kiesweg. Der Wind rauschte durch die Bäume; dann schrie Edward: »Anita!«
    Ich rollte mich über den Boden. Edwards Pistole feuerte, und etwas fiel quiekend auf den Rasen. Ich starrte auf den Ghul, während Edward seine Kugeln in ihn hineinpumpte. Nachdem ich mein Herz wieder runtergeschluckt hatte, kroch ich zu dem Kanister und schraubte ihn auf.
    Der Ghul kreischte. Edward trieb ihn mit der brennenden Fackel vor sich her. Ich schüttete Benzin auf das schreiende Wesen, fiel auf die Knie und sagte: »Anzünden.«
    Edward führte die Fackel erfolgreich. Feuer zischte über den Ghul, und er begann zu schreien. Die Nacht stank nach verbranntem Fleisch und Haaren. Und Benzin.
    Ich rollte mich über den Boden, versuchte das Feuer zu löschen, aber es wollte nicht ausgehen.
    »Du kommst als Nächster dran, Zachary Schätzchen. Du bist der Nächste«, flüsterte ich.
    Das Hemd war weggebrannt, und Edward warf die Harke auf den Boden. »Machen wir, dass wir hier wegkommen«, riet er.
    Ich war vollkommen einverstanden. Ich schloss den Wagen auf, warf meine Tasche auf den Rücksitz und ließ den Motor an. Der Ghul lag reglos da und brannte.
    Edward saß auf dem Beifahrersitz, die Maschinenpistole auf dem Schoß. Zum ersten Mal seit ich ihn kannte, sah er mitgenommen aus. Verängstigt sogar.
    »Willst du mit dem Ding ins Bett gehen?«, fragte ich.
    Er warf mir einen Blick zu. »Gehst du mit deiner Pistole ins Bett?«, fragte er.
    Ein Punkt für ihn. Ich nahm die engen Kurven des Kieswegs so schnell es ging. Mein Nova war nicht für schnelle Fahrmanöver gebaut. Auf dem Friedhof einen Totalschaden zu haben schien mir keine gute Idee. Die Scheinwerfer tanzten über die Grabsteine, aber nichts bewegte sich. Keine Ghule zu sehen.
    Ich holte tief Luft und atmete langsam aus. Das war der zweite Anschlag auf mein Leben innerhalb von zwei Tagen. Ehrlich gesagt, mir wäre lieber gewesen, man hätte wieder auf mich geschossen.

44. Kapitel
    Lange Zeit fuhren wir, ohne etwas zu sagen. Es war Edward, der schließlich in das Rauschen der Räder hineinsprach. »Ich glaube nicht, dass wir in dein Apartment zurückkehren sollten«, meinte er.
    »Einverstanden.«
    »Ich nehme dich mit ins Hotel. Es sei denn, du möchtest lieber woanders hin?«
    Wo hätte ich hingekonnt? Zu Ronnie? Ich wollte sie nicht noch mehr in Gefahr bringen. Wen könnte ich sonst in Gefahr bringen? Niemanden. Niemanden außer Edward, und der kam damit zurecht. Vielleicht besser als ich.
    Mein Piepser vibrierte an meiner Hüfte, sandte Druckwellen meine Rippen hinauf. Ich konnte es nicht leiden, den Piepser auf Vibrationsmodus zu schalten. Das verdammte Ding erschreckte mich jedes Mal, wenn es losging.
    Edward sagte: »Was zum Teufel ist los? Du bist zusammengezuckt, hat dich was gebissen?«
    Ich schlug auf den Knopf, um das Ding zum Schweigen zu bringen und zu sehen, wer mich anrief. Die Nummer leuchtete kurz auf. »Mein Piepser hat sich gemeldet. Er hat vibriert.«
    Er sah mich an. »Du wirst nicht im Büro anrufen.« Es klang wie eine Feststellung oder ein Befehl.
    »Hör mal, Edward, mir geht es nicht gerade prächtig, also streite nicht mit mir.«
    Ich hörte ihn ausatmen, aber was sollte er sagen? Ich saß am Steuer. Wenn er nicht die Pistole ziehen und mich kidnappen

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