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Bitter Süsse Tode

Titel: Bitter Süsse Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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werde dich töten.« Er grub dem Blonden die Krallenhände in den Hals, bis der nach Atem rang. Dann warf er ihn die Treppe hinunter. Der Rattenmann fiel kollernd nach unten, als hätte er keine Knochen im Leib.
    Vom Fuß der Treppe sah er wütend herauf, ein keuchender Haufen Fell, der Schmerzen litt. Der Hass in seinen Augen hätte einen Scheiterhaufen zum Brennen gebracht.
    »Alles in Ordnung?«, fragte der Neue.
    Ich brauchte eine Minute, um zu begreifen, dass er mit mir redete. Ich nickte. Augenscheinlich wurde ich gerade gerettet, nicht dass das nötig gewesen wäre. Natürlich nicht. »Danke.«
    »Ich bin nicht gekommen, um Sie zu retten«, sagte er. »Ich habe meinem Volk verboten, Vampire zu jagen. Darum bin ich gekommen.«
    »Gut, ich weiß, wo ich rangiere, irgendwo überm Floh. Trotzdem Danke. Wofür auch immer.«
    Er nickte. »Gern geschehen.«
    Ich bemerkte die Brandnarbe auf seinem linken Unterarm. Sie hatte die Form einer plumpen Krone. Jemand hatte ihm ein Brandzeichen verpasst. »Wäre es nicht einfacher, eine Krone und ein Zepter mit sich herumzutragen?«
    Er sah auf seinen Arm, dann bleckte er die Zähne und schenkte mir ein Rattenlächeln. »So habe ich die Hände frei.«
    Ich sah ihm in die Augen, ob er mich necken wollte, und kam zu keinem Schluss. Versuchen Sie mal, in einem Rattengesicht zu lesen.
    »Was wollen die Vampire von Ihnen?«, fragte er.
    »Sie wollen, dass ich für sie arbeite.«
    »Tun Sie es. Sie werden Ihnen was antun, wenn Sie es nicht machen.«
    »Wie sie Ihnen was antun, wenn Sie die Ratten fern halten?«
    Er zuckte die Achseln, was linkisch aussah. »Nikolaos denkt, sie ist die Königin der Ratten, weil es das Tier ist, das ihr gehorcht. Wir sind keine gewöhnlichen Ratten, sondern Männer, und wir können uns frei entscheiden. Ich kann mich frei entscheiden.«
    »Tun Sie, was sie sagt, dann wird sie Ihnen nichts antun«, sagte ich.
    Wieder dieses Lächeln. »Ich gebe gute Ratschläge. Aber ich befolge sie nicht immer.«
    »Ich auch nicht«, erwiderte ich.
    Er blickte mich mit einem schwarzen Auge an, dann sah er zur Tür. »Sie kommen.«
    Ich wusste, wer »sie« waren. Die Party war vorbei. Die Vampire im Anmarsch. Der Rattenkönig sprang die Stufen hinab und hob den am Boden liegenden Blonden hoch. Er warf ihn sich über die Schulter, als wäre das keine Anstrengung, dann war er fort, rannte zum Tunnel, flink wie eine Maus, die vom Licht der Küchenlampe überrascht wird. Ein schwarzer Fleck.
    Ich hörte Absätze auf dem Gang knallen und trat von der Tür zurück. Sie öffnete sich, und Theresa stand an der Treppe. Sie schaute auf mich nieder und durch den leeren Raum, die Hände in der Hüfte, den Mund zusammengepresst. »Wo sind sie?«
    Ich hielt die verletzte Hand hoch. »Sie haben ihren Teil getan, dann sind sie verschwunden.«
    »Sie sollten nicht verschwinden«, sagte sie. Theresa machte tief in der Kehle ein aufgebrachtes Geräusch. »Es war dieser Rattenkönig, stimmt's?«
    Ich zuckte die Achseln. »Sie sind gegangen ich weiß nicht, warum.«
    »So ruhig, so unerschrocken. Haben die Ratten Ihnen keine Angst gemacht?«
    Ich zuckte wieder die Achseln. Wenn etwas funktioniert, bleibe dabei.
    »Sie sollten kein Blut saugen.« Sie sah mich an. »Werden Sie beim nächsten Vollmond die Gestalt wechseln?« In ihrer Stimme klang eine Spur Neugier an. Neugier ist der Tod des Vampirs. Es gibt immer Hoffnung.
    »Nein«, antwortete ich und beließ es dabei. Keine Erklärung. Wenn sie wirklich mehr wissen wollte, könnte sie mich gegen die Wand stoßen, bis ich ihr sagte, was sie hören wollte. Sie würde nicht einmal ins Schwitzen geraten. Andererseits wurde Aubrey gerade bestraft, weil er mir etwas getan hatte.
    Ihre Augen wurden schmal, während sie mich musterte. »Die Ratten sollten Ihnen Angst einjagen, Animator. Sie scheinen ihre Arbeit nicht erledigt zu haben.«
    »Vielleicht kann man mir nicht so leicht Angst machen.« Ich konnte ihrem Blick mühelos begegnen. Es waren nur Augen.
    Theresa grinste mich plötzlich an, sodass ich die Fänge zu sehen bekam. »Nikolaos wird etwas finden, das Ihnen Angst macht, Animator. Denn Angst ist Macht.« Das Letzte flüsterte sie, als fürchtete sie sich, es laut auszusprechen.
    Wovor fürchteten sich Vampire? Erschreckte sie die Vorstellung von gespitzten Pfählen und Knoblauch oder gab es schlimmere Dinge? Wie ängstigt man einen Toten?
    »Gehen Sie vor mir her, Animator. Treffen Sie Ihren Meister.«
    »Ist Nikolaos nicht auch Ihr

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