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Bitter Süsse Tode

Titel: Bitter Süsse Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Meister, Theresa?«
    Sie starrte mich an, verdutzt, so als sei das Lachen eine Sinnestäuschung gewesen. Ihre Augen waren kalt und finster. Die Augen der Ratten enthielten mehr Persönlichkeit. »Bevor diese Nacht um ist, Animator, wird Nikolaos der Meister von allen sein.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht.«
    »Jean-Claudes Kraft hat Ihren Verstand beeinträchtigt.«
    »Nein«, erwiderte ich, »das ist es nicht.«
    »Was dann, Sterbliche?«
    »Ich würde eher sterben, als der Handlanger eines Vampirs zu werden.«
    Theresa zuckte mit keiner Wimper, sie nickte nur sehr bedächtig. »Der Wunsch wird Ihnen vielleicht erfüllt.«
    Mir kribbelte es im Nacken. Ich konnte ihrem Blick standhalten, aber das Böse hat etwas Eigenartiges an sich. Es bringt die Haare zum Stehen, es schnürt einem die Kehle zu, es verkrampft einem die Eingeweide. Bei Menschen ist es mir auch schon so gegangen. Man muss kein Untoter sein, um böse zu sein. Aber es ist ein klarer Vorteil.
    Ich ging voran. Theresas Stiefel warfen ein schnalzendes Echo an die Wände. Vielleicht war es die Angst, die mir das einredete, aber ich spürte ihren Blick, als würde mir ein Eiswürfel die Wirbelsäule hinunterrutschen.
    Der Raum war riesig wie ein Lagerhaus, aber die Wände waren massiv gemauert. Ich wartete darauf, dass Bela Lugosi in seinem Umhang herangefegt kam. Was da vor der Wand saß, war fast genauso gut.
    Bei ihrem Tod war sie zwölf oder dreizehn gewesen. Kleine, halb ausgebildete Brüste zeigten sich unter einem fadenscheinigen langen Kleid. Es war hellblau und sah warm aus auf ihrer weißen Haut. Sie war schon blass gewesen, als sie noch gelebt hatte; als Vampir war sie geisterhaft. Ihr Haar hatte dieses leuchtende Weißblond, das viele Kinder anfänglich haben. Aber ihr Haar würde nicht mehr nachdunkeln.

11. Kapitel
    Nikolaos saß in einem geschnitzten Lehnstuhl. Ihre Füße erreichten nicht ganz den Boden.
    Ein männlicher Vampir ging zu ihr und stützte sich auf ihre Armlehne. Seine Haut erinnerte an vergilbtes Elfenbein. Er beugte sich zu ihr und flüsterte ihr etwas ins Ohr.
    Sie lachte, und es klang wie ein Glockenspiel oder ein Schellenbaum. Ein hübscher, kalkulierter Effekt. Theresa ging zu dem Mädchen in dem Lehnstuhl und stellte sich dahinter auf, ihre Hände spielten in dem langen weißblonden Haar.
    Ein Mann stellte sich rechts neben den Stuhl, den Rücken starr gegen die Wand gelehnt, die Hände in die Seiten gehakt. Er starrte geradeaus, mit leerem Gesichtsausdruck. Er war nahezu kahl, hatte ein schmales Gesicht und dunkle Augen. Die meisten Männer sehen nicht gut aus ohne Haare. Dieser schon. Aber er vermittelte den Eindruck, als kümmerte ihn das nicht besonders. Ich hätte ihn für einen Soldaten gehalten, obwohl ich nicht wusste, warum.
    Ein weiterer Mann kam und lehnte sich an Theresa. Seine Haare waren rotblond und kurz geschnitten. Sein Gesicht war eigenartig, nicht gut aussehend, aber auch nicht hässlich, ein Gesicht, das man sich merkt. Eines, das man vielleicht schön findet, wenn man lange genug hineinsieht. Seine Augen hatten einen blassen grünlichen Ton.
    Er war kein Vampir, aber bei den Menschen wollte ich ihn auch nicht direkt einordnen.
    Jean-Claude kam als Letzter und stellte sich links neben den Stuhl. Er berührte niemanden, und obwohl er bei ihnen stand, gehörte er nicht dazu.
    »Tja«, sagte ich, »jetzt brauchen wir nur noch die Musik aus Blut für Dracula, dann kann's losgehen.«
    Ihre Stimme war wie ihr Lachen, hell und harmlos. Gespielte Unschuld. »Sie halten sich für witzig, nicht wahr?«
    Ich zuckte die Achseln. »Das vergeht wieder.«
    Sie lächelte mich an. Keine Fänge blitzten auf. Sie sah so menschlich aus, ein humorvolles Funkeln in den Augen, das Gesicht rund und freundlich. Sehen Sie, wie harmlos ich bin, nur ein hübsches Kind. Klar doch.
    Der schwarzhaarige Vampir flüsterte ihr wieder etwas zu. Sie lachte so hell und klar, man hätte es in Flaschen füllen können.
    »Üben Sie dieses Lachen oder sind Sie ein Naturtalent? Nein, ich wette, Sie üben jeden Tag.«
    Jean-Claude verzog das Gesicht. Ich war nicht sicher, ob er versuchte, nicht zu lachen oder nicht die Stirn zu runzeln. Vielleicht beides. Bei manchen Leuten habe ich diese Wirkung.
    Das Lachen sickerte aus ihrem Gesicht, bis nur noch das Funkeln in ihren Augen übrig war. Das sah sehr menschlich aus. Es war nichts Lustiges in diesen funkelnden Augen. Es war die Art Blick, die Katzen auf kleine Vögel

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