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Bitter Süsse Tode

Titel: Bitter Süsse Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Angst.«
    »Dann komm herauf und hol mich, wenn du kannst.«
    Die Ratte an meiner Hand ließ sich fallen, ihr folgte eine Blutfontäne. Die Haut zwischen Daumen und Zeigefinger war zerrissen.
    Die kleinen Ratten zögerten, blickten aufgeregt um sich. Eine, die halb an mir hinaufgeklettert war, ließ los.
    »Ich habe keine Angst.«
    »Dann beweise es.« Das klang schon ein bisschen sicherer, vielleicht wie neun anstatt wie fünf Jahre alt.
    Die Riesenratten sahen ihn an, aufmerksam, nachdenklich, abwartend. Er schnitt noch einmal mit der Hand durch die Luft in umgekehrter Richtung. Die Ratten setzten sich quiekend auf die Hinterbeine und blickten um sich, als könnten sie es nicht glauben, aber sie begannen, auf dem Weg, den sie gekommen waren, die Stufen wieder hinabzufließen.
    Ich lehnte mich mit weichen Knien an die Tür, drückte die verletzte Hand an die Brust. Der Rattenmann schlich die Treppe herauf. Er bewegte sich sacht auf den Ballen seiner lang gestreckten Füße, kräftige krallenbewehrte Zehen drückten sich auf den Stein.
    Lykanthropen sind stärker und schneller als Menschen. Das hat mit Tricks und Geschicklichkeit nichts zu tun, sie sind einfach besser. Es würde mir nicht gelingen, die Werratten noch einmal zu überraschen. Ich bezweifelte, dass er so sehr in Wut geraten und eine Dummheit machen würde, aber man soll die Hoffnung nie aufgeben. Ich war verletzt, unbewaffnet und auf mich allein gestellt. Wenn ich ihn nicht dazu brächte, einen Fehler zu machen, saß ich tief in der Scheiße.
    Eine lange rosa Zunge bog sich um seine Zähne. »Frisches Blut«, sagte er. Er sog laut die Luft ein. »Du riechst nach Angst, Mensch. Blut und Angst, das riecht mir ganz nach Abendessen.« Er ließ seine Zunge herausschnellen und lachte mich aus.
    Ich schob meine verletzte Hand hinter den Rücken, als wollte ich etwas hervorholen. »Komm näher, Rattenmann, dann schauen wir mal, wie dir das Silber schmeckt.«
    Er hielt halb geduckt auf der obersten Stufe inne. »Du hast kein Silber.«
    »Willst du dein Leben darauf wetten?«
    Er knetete seine Krallenhände. Eine der großen Ratten quiekte etwas. Er fauchte zu ihr hinunter: »Ich habe keine Angst!«
    Wenn sie ihn anstachelten, würde mein Bluff nicht funktionieren. »Du hast gesehen, was ich mit deinen Freunden gemacht habe, und das ohne Waffe.« Ich hörte mich ruhig und selbstsicher an. Gut für mich.
    Er beäugte mich mit einem großen Lacklederauge. Sein Fell glänzte im Fackelschein wie frisch gewaschen. Er machte einen kleinen Sprung und war auf dem Treppenabsatz, knapp außer Reichweite.
    »Ich habe noch nie eine blonde Ratte gesehen«, sagte ich. Nur um die Stille zu durchbrechen, um ihn an diesem letzten Schritt vorwärts zu hindern. Jean-Claude würde doch sicher bald wiederkommen. Plötzlich musste ich lachen, es kam trocken und unvermittelt.
    Der Rattenmann zuckte zusammen und sah mich prüfend an. »Warum lachst du?« Ein Anflug von Unbehagen. Gut.
    »Ich habe gerade gedacht, dass die Vampire mich hoffentlich bald holen und mich retten. Du musst zugeben, dass das komisch ist.«
    Er schien es nicht komisch zu finden. Viele Leute verstehen meine Witze nicht. Wenn ich unsicherer wäre, würde ich glauben, dass meine Witze nicht lustig sind. Blödsinn.
    Ich bewegte die Hand hinter dem Rücken und tat, als hätte ich ein Messer. Eine der Riesenratten kreischte, und selbst für meine Ohren hörte es sich höhnisch an. Es würde ihm ewig anhängen, wenn ich ihn zum Narren hielte. Und mir, wenn ich es nicht täte.
    Die meisten Leute, die mit einer Werratte konfrontiert sind, werden starr vor Schreck oder hektisch vor Panik. Ich hatte Zeit gehabt, mich an die Vorstellung zu gewöhnen. Ich würde nicht bei der ersten Berührung ohnmächtig werden. Und es gab noch eine Möglichkeit, mich zu retten. Wenn ich mich irrte, würde er mich umbringen.
    Mein Magen machte einen Handstandüberschlag, und ich musste hart schlucken. Lieber tot als pelzig. Bei einem Kampf würde ich doch lieber getötet werden. Was die Verwandlung in einen Lykanthropen betraf, waren Ratten nicht meine erste Wahl. Und wenn man Pech hat, kann einen der kleinste Kratzer infizieren.
    Mit etwas Glück könnte ich durchaus ins Krankenhaus kommen und behandelt werden. Etwa wie bei Tollwut. Natürlich, manchmal wirkten die Impfungen, aber manchmal bekam man auch Lykanthropie.
    Er nahm seinen langen nackten Schwanz in die Klauen. »Schon mal von einem Wer vernascht worden?«
    Ich war mir nicht

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