Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bitter Süsse Tode

Titel: Bitter Süsse Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
Vom Netzwerk:
sprach mit der Undeutlichkeit der Südstaatler.
    Winter stellte sich zwischen uns. Der Vampir lachte, ein kräftiges Bellen. »Der Muskelmann hier denkt, er kann Sie beschützen. Soll ich ihn in Stücke reißen, um ihn zu widerlegen?«
    »Das wird nicht nötig sein«, erwiderte ich. Zachary trat an meine Seite.
    »Erkennen Sie meine Stimme?«, fragte der Vampir.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Es ist zwei Jahre her. Bis diese Geschichte hier aufkam, wusste ich nicht, dass Sie der Scharfrichter sind. Ich dachte, Sie wären tot.«
    »Können wir zur Sache kommen? Wer sind Sie und was wollen Sie?«
    »So eifrig, so ungeduldig, so menschlich.« Er hob die behandschuhten Hände und nahm den Hut ab. Kurzes kastanienbraunes Haar rahmte die Maske ein.
    »Tu das bitte nicht«, sagte Zachary. »Der Meister hat mir befohlen, die Frau sicher zu ihrem Wagen zu bringen.«
    »Ich habe nicht die Absicht, ihr ein Haar zu krümmen -heute nicht.« Die Handschuhe lüfteten die Maske. Die linke Gesichtshälfte war zernarbt, zerfressen, weggeschmolzen. Nur sein braunes Auge war noch heil und gesund, rollte in einem Kreis aus rosa-weißem Narbengewebe. So sehen Verätzungen aus. Nur dass diese nicht von Säure herrührte. Es war Weihwasser gewesen.
    Ich erinnerte mich, wie dieser Körper mich an den Boden heftete. Wie seine Zähne an meinem Arm rissen, während ich versuchte, ihn von meiner Kehle fern zu halten. An das scharfe Knacken des Knochens, den er durchbiss. Meine Schreie. Seine Hand, die meinen Kopf zurückbog. Wie er sich aufrichtete, um zuzubeißen. Hilflos. Er verfehlte den Hals ich habe nie erfahren, weshalb. Zähne bohrten sich um mein Schlüsselbein, schlossen sich darum. Er schleckte mein Blut auf wie eine Katze die Sahne. Ich lag unter seinem Gewicht und hörte zu, wie er leckte. Der Bruch schmerzte nicht, wegen des Schocks. Ich war so weit, keine Schmerzen mehr zu spüren, keine Angst mehr zu empfinden. Ich war so weit zu sterben.
    Ich streckte die rechte Hand ins Gras und berührte etwas Glattes - Glas. Ein Fläschchen Weihwasser war aus meiner Tasche geschleudert worden, deren Inhalt seine menschlichen Diener verstreut hatten. Der Vampir sah mich überhaupt nicht an. Er drückte das Gesicht in die Wunde. Seine Zunge erkundete das Loch, das er gemacht hatte. Seine Zähne kratzten über den nackten Knochen, ich schrie.
    Er lachte in meine Schulter, lachte, während er mich umbrachte. Ich schnippte den Deckel des Fläschchens ab und bespritzte ihm das Gesicht. Fleisch siedete. Seine Haut warf Blasen. Er kniete kreischend über mir, schlug sich die Hände vor das Gesicht.
    Ich hatte immer geglaubt, er sei in dem Haus gefangen gewesen, als es niederbrannte. Ich wollte damals, dass er umkam, wünschte ihm den Tod. Ich hatte diese Erinnerung vergessen wollen und weggeschoben. Jetzt stand er hier, mein Lieblingsalbtraum war zum Leben erwacht.
    »Was denn, kein Angstschrei? Ihnen bleibt nicht die Luft weg? Sie enttäuschen mich, Scharfrichter. Bewundern Sie nicht Ihr eigenes Werk?«
    »Ich dachte, Sie wären tot«, sagte ich mit erstickter Stimme.
    »Jetzt wissen Sie es besser. Und nun weiß ich, dass auch Sie noch am Leben sind. Wie erfreulich.«
    Er lächelte, und die Muskeln auf der vernarbten Hälfte machten es zur Grimasse. Selbst Vampire können nicht alles heilen. »Bis in die Ewigkeit habe ich das, Scharfrichter, in alle Ewigkeit.« Er streichelte über die Narben.
    »Was wollen Sie?«
    »Seien Sie tapfer, kleines Mädchen, seien Sie tapfer wie immer. Ich kann Ihre Angst spüren. Ich will die Narben sehen, die Sie von mir haben, will sehen, dass Sie sich so gut an mich erinnern wie ich mich an Sie.«
    »Ich erinnere mich an Sie.«
    »Die Narben, Mädchen, zeigen Sie mir die Narben.«
    »Ich zeige Ihnen die Narben, und was dann?«
    »Dann gehen Sie heim oder wohin auch immer. Der Meister hat strikte Anweisung gegeben, dass Ihnen kein Leid zugefügt werden soll, bis Sie Ihre Arbeit für uns getan haben.«
    »Und danach?«
    Er lächelte, zeigte die breite, leuchtende Spannweite seiner Zähne. »Danach bringe ich Sie zur Strecke und revanchiere mich dafür.« Er berührte sein Gesicht. »Kommen Sie, Mädchen, seien Sie nicht schüchtern, ich hab das alles schon mal gesehen. Ich habe Ihr Blut geschmeckt. Zeigen Sie mir die Narben, und der Muskelmann braucht nicht zu sterben, nur um zu zeigen, wie stark er ist.«
    Ich sah Winter von der Seite an. Gewaltige Fäuste lagen über seiner Brust verschränkt. Sein Rückgrat zitterte

Weitere Kostenlose Bücher