Bitter Süsse Tode
ein leeres Apartment richtete. Ich war müde, und ich wollte ins Bett. Verdammt!
Ich konnte jederzeit einfach reingehen und losballern. Nein. Ich konnte die Tür aufschieben und auf dem Boden liegend jeden da drinnen erschießen. Wenn sie bewaffnet waren. Wenn jemand drinnen war.
Das Gescheiteste wäre, Geduld zu beweisen, aber ich war zu müde. Der Adrenalinrausch verebbte unter der frustrierend großen Auswahl. Es kommt der Moment, wo man einfach nur noch müde ist. Ich glaubte nicht, dass ich in der klimatisierten Stille stehen und in Alarmbereitschaft bleiben könnte. Ich würde im Stehen einschlafen, aber es war eine Überlegung wert. Noch eine Stunde und meine Nachbarn wären auf den Beinen, vielleicht würden sie in die Schusslinie geraten. Unakzeptabel. Was immer zu geschehen hatte, es musste gleich geschehen.
Sache entschieden. Gut. Nichts macht den Kopf so klar wie Angst. Ich hielt so großen Abstand zur Tür wie möglich und wechselte auf die Türangelseite. Ich öffnete sie. Gib ihr einfach einen Stoß, dass sie gegen die Wand fliegt, ganz einfach. Klar doch.
Ich ging auf ein Knie nieder, zog die Schultern hoch, als könnte ich den Kopf einziehen wie eine Schildkröte. Ich setzte darauf, dass ein Schuss über mich hinweggehen würde, auf Brusthöhe. Geduckt war ich ein gutes Stück unterhalb Brusthöhe.
Mit der linken Hand schob ich die Tür auf und hielt mich dicht an der Türschwelle. Es klappte fantastisch. Ich hatte den Bösen vor der Mündung und zielte auf seine Brust. Nur dass er längst die Hände gehoben hatte und mich anlächelte.
»Nicht schießen«, sagte er. »Ich bin's, Edward.«
Ich kniete da und starrte ihn an; Ärger stieg in mir auf wie eine warme Flut. »Du Scheißkerl. Du hast gewusst, dass ich hier draußen stehe.«
Er legte die Fingerspitzen aneinander. »Ich habe die Schlüssel gehört.«
Ich suchte mit den Augen den Raum ab. Edward hatte meinen weißen Sessel verrückt, um der Tür gegenüberzusitzen. Sonst schien nichts verrückt worden zu sein.
»Ich versichere dir, Anita, ich bin ganz allein.«
»Das glaube ich. Warum hast du nicht gerufen?«
»Ich wollte sehen, ob du noch immer so gut bist. Ich hätte dich wegpusten können, als du vor der Tür gezögert und so hübsch mit den Schlüsseln geklimpert hast.«
Ich schloss die Tür hinter mir und drehte den Schlüssel herum, obwohl ich, da Edward im Zimmer war, sicherer gewesen wäre, wenn ich mich ausgeschlossen hätte. Er war als Mann nicht eindrucksvoll, nicht beängstigend, wenn man ihn nicht kannte. Er war einsfünfundsiebzig, schlank, blond, blauäugig, charmant. Aber wenn ich der Scharfrichter war, dann war er der Tod persönlich. Er war es, den ich den Flammenwerfer hatte benutzen sehen.
Ich hatte früher mit ihm zusammengearbeitet, und man fühlte sich weiß Gott sicher bei ihm. Er trug mehr Feuerkraft mit sich herum als Rambo, aber er war ein bisschen zu sorglos, was unbeteiligte Passanten betraf. Er hatte als Killer angefangen. So viel wusste auch die Polizei. Ich glaube, die Menschen wurden ihm zu einfach, darum verlegte er sich auf Vampire und Lykanthropen. Und ich wusste, falls es irgendwann einmal vorteilhafter wäre, mich zu töten, als mein »Freund« zu sein, so würde er es tun. Edward hatte kein Gewissen. Das machte ihn zum perfekten Killer.
»Ich bin die ganze verfluchte Nacht über auf gewesen, Edward. Ich bin nicht in Stimmung für deine Spielchen.«
»Wie viel hast du abbekommen?«
Ich zog die Schultern hoch und zuckte zusammen. »Die Hände sind wund, hauptsächlich blaue Flecke, aber es geht mir gut.«
»Der Spätdienst hat gesagt, dass du auf einer Junggesellinnenparty bist.« Er grinste mich mit funkelnden Augen an. »Muss eine mächtige Party gewesen sein.«
»Ich bin da einem Vampir in die Arme gelaufen, den du vielleicht kennst.«
Er zog seine gelben Augenbrauen hoch und formte mit den Lippen ein stilles »Oh«.
»Erinnerst du dich an das Haus, das du ringsherum abgeflammt hast?«
»Ist zwei Jahre her. Wir haben sechs Vampire und zwei ihrer Diener umgebracht.«
Ich ging an ihm vorbei und ließ mich auf die Couch fallen. »Einen haben wir verfehlt.«
»Das haben wir nicht.« Seine Aussprache war sehr präzise. Edward, wenn er am gefährlichsten war.
Ich betrachtete seinen sorgfältig geschnittenen Hinterkopf. »Vertraue mir, was den einen angeht, Edward. Er hätte mich heute Nacht beinahe umgebracht.« Was eine partielle Wahrheit war, auch bekannt als Lüge. Wenn die Vampire
Weitere Kostenlose Bücher