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Bitter Süsse Tode

Titel: Bitter Süsse Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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sollte.
    Würde ihm einfallen, dass er Philip einfach den Arm zermalmen könnte? Ich bezweifelte es.
    Aber Nikolaos fiel es ein. »Lass ihn los. Wenn er unbedingt kommen will, dann lass ihn.« Ihre Stimme verhieß eine Menge Schmerzen.
    Willie trat zurück. Philip blieb stehen und schaute an ihr vorbei zu mir. »Geht es Ihnen gut, Anita?«
    »Gehen Sie wieder ins Haus, Philip. Ich weiß Ihre Sorge zu schätzen, aber ich habe eine Abmachung getroffen. Sie wird mich nicht beißen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Du hast versprochen, dass ihr nichts geschieht. Du hast es versprochen«, sagte er zu Nikolaos und vermied es sorgfältig, sie anzusehen.
    »Und darum wird ihr nichts geschehen. Ich halte mein Wort, Philip, meistens.«
    »Es geht mir gut, Philip. Sie sollen nicht meinetwegen Schaden erleiden«, bat ich.
    Die Verwirrung war ihm anzusehen. Er schien nicht zu wissen, was er noch tun sollte. Sein Mut war versiegt. Aber er zog sich nicht zurück. Ein Sonderpunkt für ihn.
    Ich hätte mich zurückgezogen, vielleicht. Wahrscheinlich. Oh, Mann, Philip war tapfer, und ich wollte ihn nicht deswegen sterben sehen.
    »Gehen Sie nur hinein, Philip, bitte!«
    »Nein«, sagte Nikolaos. »Wenn sich der kleine Mann tapfer fühlt, soll er's versuchen.«
    Philips Hände schlossen sich um etwas Imaginäres.
    Nikolaos war plötzlich bei ihm. Ich hatte ihre Bewegung nicht gesehen. Und Philip sah sie noch immer nicht. Er blickte da hin, wo sie gerade noch gestanden hatte. Sie trat ihm die Beine weg, sodass er fiel. Er sah sie verblüfft an, als wäre sie aus dem Nichts erschienen.
    »Tun Sie ihm nichts!«, rief ich.
    Eine bleiche kleine Hand schoss nach vorn, berührte ihn kaum, und sein ganzer Körper wurde zurückgeworfen. Er rollte sich zur Seite, sein Gesicht war blutig.
    »Nikolaos, bitte!«, sagte ich. Tatsächlich hatte ich zwei Schritte auf sie zugemacht. Unwillkürlich. Ich konnte jederzeit nach meiner Waffe greifen. Damit würde ich sie nicht umbringen, aber vielleicht Philip die Zeit verschaffen, um wegzurennen. Falls er wegrennen würde.
    Vom Haus drangen Schreie herüber. Ein Mann schrie: »Ihr Perversen!«
    »Was ist da los?«, fragte ich.
    Nikolaos antwortete: »Die Kirche des Ewigen Lebens hat ihre Gesandtschaft geschickt.« Es klang nach milder Belustigung. »Ich muss unser nettes Beisammensein jetzt leider verlassen.« Sie drehte sich heftig zu mir herum und ließ den benommenen Philip liegen. »Wie konnten Sie meine Narbe sehen?«, fragte sie.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Kleine Lügnerin. Wir werden das später erledigen.« Damit war sie fort, floss wie ein blasser Schatten unter die Bäume. Wenigstens war sie nicht geflogen. Ich glaube nicht, dass mein Verstand das an dem Abend noch verkraftet hätte.
    Ich kniete mich neben Philip. Er blutete von ihrem Schlag. »Können Sie mich verstehen?«
    »Ja.« Er setzte sich langsam auf. »Wir müssen hier weg. Die Kirchgänger sind immer bewaffnet.«
    Ich half ihm aufzustehen. »Fallen sie oft in die Freakpartys ein?«
    »Wann immer sie können«, antwortete er.
    Er schien sicher auf den Füßen zu stehen. Gut, denn weit hätte ich ihn nicht tragen können.
    Willie ließ sich vernehmen: »Ich weiß, ich habe kein Recht dazu, aber ich werde Ihnen zum Wagen helfen.« Er wischte sich die Hände an den Hosenbeinen ab. »Lassen Sie mich fahren?«
    Ich konnte nicht anders, ich musste lachen. »Können Sie nicht einfach verschwinden wie die anderen?«
    Er zuckte die Achseln. »Weiß noch nicht, wie.«
    »Oh, Willie.« Ich seufzte. »Machen wir, dass wir wegkommen.«
    Er grinste mich an. Dass ich ihm in die Augen sehen konnte, ließ ihn fast menschlich erscheinen. Philip hatte nichts dagegen, dass der Vampir sich uns anschloss. Wie hatte ich etwas anderes erwarten können?
    Aus dem Haus kamen Schreie. »Jemand wird die Bullen rufen«, sagte Willie.
    Er hatte Recht. Ich würde das Ganze kaum erklären können. Ich fasste Philips Hand, um mich abzustützen, und zog mir die hohen Schuhe wieder an. »Wenn ich gewusst hätte, dass wir heute Abend vor aufgebrachten Fanatikern wegrennen müssen, hätte ich flachere Absätze getragen«, sagte ich.
    Ich hielt mich an Philips Arm fest, während wir uns durch das Minenfeld von Eicheln bewegten. Das war nicht der richtige Zeitpunkt, um sich den Knöchel zu verstauchen.
    Wir waren fast auf dem Kiesweg, als drei Gestalten aus dem Haus stürzten. Einer hielt ein Schlagholz in der Hand. Die anderen waren Vampire. Sie brauchten keine Waffe. Ich

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