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Bittere Delikatessen

Bittere Delikatessen

Titel: Bittere Delikatessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Der Rest des Depots, das Enzo und seine Bande hier angelegt hatten.
    Tom war beeindruckt. Für einen Moment musste er an Gabi und den Kleinen denken und daran, was sie sich alles für diese Summe leisten könnten. Als er sich umwandte, machte sein Herz einen Knall.
    Er sah in die Mündungen dreier Pistolen.
    Tom ließ sofort seine Waffe fallen und streckte die Hände in die Luft.
    Es dauerte einige Minuten, den Kollegen klarzumachen, wer er war.
     
     
    6.
     
    »Eine schöne große Wohnung haben Sie«, sagte Ben und ließ den Blick schweifen. »Ich liebe hohe Decken. Bei mir zu Hause sieht's leider anders aus. Dachwohnung. Ich stoße ständig mit dem Kopf gegen die Schrägen.«
    Sie lachte. »Eigentlich ist das hier zu groß für mich und Felix. Ich suche etwas Kleineres. Aber ich habe es nicht eilig. Mein Exmann zahlt die Miete.«
    Sicher nicht wenig, dachte Ben.
    Felix streckte die Hand durchs Laufstallgitter und begann zu quengeln. Sein Schnuller lag außer Reichweite. Die junge Mutter blickte ungerührt zu Ben auf.
    »Die Wohnung von Fabian liegt genau unter Ihnen. Er lebte allein?«
    »Ja. Auch geschieden, soviel ich weiß. Aber schon lange.«
    »Hatten Sie Kontakt?«
    »Nein, kaum. Wir trafen uns nur ab und zu am Briefkasten oder bei den Mülltonnen. Er war ein netter Mann. Klar, auf den ersten Blick wirkte er hässlich, weil er so dick war. Aber er war immer freundlich und höflich.«
    »Kennen Sie Bekannte von ihm? Angehörige?«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Von Angehörigen hat er nie gesprochen. Ich weiß nicht, ob er überhaupt welche hatte. Meistens hat er nur über Wein und Trüffel geredet und so.«
    »Hatte er in der letzten Zeit irgendwelchen Ärger? Hatte er sich irgendwie verändert?«
    »Er stöhnte höchstens über die Steuer und über faule Angestellte, aber das tat er oft.«
    »Namen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Wer besuchte ihn?«
    »Keine Ahnung. Davon bekam ich nichts mit. Das Haus ist gut saniert worden. Durch diese Wände dringt kaum ein Laut. Höchstens ...«
    »Ja?«
    »Na ja, höchstens, wenn die Studentin nebenan Besuch von ihrem Freund hat. Sie ist ein wenig laut, Sie wissen schon, was ich meine. Aber von unten hört man hier nichts.«
    »Und gesehen?«
    »Nein. Aber fragen Sie doch den alten Schmitz, der gegenüber von Fabian wohnt. Der weiß alles, was im Haus vorgeht. Ich glaube, der verbringt den halben Tag am Schlüsselloch.«
    »Gestern Abend waren Sie die ganze Zeit zu Hause?«
    »Ja, seit der Kleine da ist, bin ich auch am Wochenende meistens daheim.«
    »Wirklich nichts gehört oder gesehen? Streit? Geräusche? Ein lautes Wort?«
    »Nein, nichts. Nur ...«
    »Von nebenan.«
    »Genau.«
    Felix quengelte wieder. Sie hob ihn aus dem Laufstall. »Ich glaube, er hat Durst«, sagte sie.
    Ben verabschiedete sich.
    Auf diesem Stockwerk gab es zwei weitere Türen. An der einen war ein Holzschild mit handgemalten Blümchen und dem Namen Valetta, aus der anderen kam gerade Ria Pohl.
    »Und?«, fragte Ben.
    Seine Kollegin Ria verdrehte nur die Augen.
     
     
    7.
     
    Auf dem Rückweg hatte Tom einen Ventilator gekauft. Es gebe nur noch eine Sorte, Restposten, hatte der Verkäufer gesagt, als Tom völlig durchgeschwitzt die Elektroabteilung gefunden hatte. Er müsse sich rasch entscheiden, hatte der Mann im Kittel gedrängt, denn innerhalb der nächsten Stunde wäre alles verkauft.
    Xaver hieß das Hoch, und wenn Tom dem Wetterbericht glauben konnte, würde es sich bis weit in den Juli halten. Tom hatte genug geschwitzt in der letzten Stunde.
    Die Kollegen hatten sich geweigert, ihn auch nur bis zur Bushaltestelle zu bringen. Nicht einmal den Weg hatten sie ihm gezeigt. Sture Idioten. Sie waren schuld, dass er sich die Seele aus dem Leib rennen musste.
    Aus einer glühend heißen Telefonzelle hatte er der Sonderkommission Koks Meldung gemacht. Der Junge, das Depot, kein Wort jedoch von seinem Alleingang und dem Krach mit den Kollegen.
    Dann hatte ihn ein übervoller Bus auf Schleichwegen durch die Stadt geschaukelt. Mit seinen großen Scheiben war er Tom wie ein fahrendes Treibhaus erschienen. Und dort hatte er die Maskenbildnerin kennengelernt.
    Tom drückte die raschelnde Kaufhaustüte an seine Brust, als er das Präsidium betrat. Die Festung, so nannten die Kollegen das Gebäude. Mit dem Taxi wäre er dreimal so schnell hier gewesen. Doch die Behörde bezahlte ihm so etwas nicht.
    Auf die Idee mit dem Ventilator hatte ihn die Maskenbildnerin gebracht. Sie hatte eine ganze

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