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Bittere Mandeln

Bittere Mandeln

Titel: Bittere Mandeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata
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Schule konnte sich bereits Ende der fünfziger Jahre importierte Blumen leisten.«
    Ich kam mir ein bißchen wie eine Angehörige der Stop-Killing-Flowers-Gruppe vor, als ich sagte: »Auch heute noch werden Blumen, besonders Rosen und Nelken aus Kolumbien, mit starken Pestiziden besprüht. Das könnte die Ursache für Ihre Krebserkrankung sein. Natürlich sollten Sie auch weiterhin Ikebana-Unterricht geben, aber vielleicht nur noch mit organisch gezüchteten Pflanzen.«
    »Nun, dazu ist es jetzt zu spät.« Sie berührte leicht die rechte Seite ihrer Brust. »Sie haben sie mir abgenommen. Wenn ich nicht mehr mit Blumen arbeiten dürfte, würde das bedeuten, daß mir auch noch das Herz herausgeschnitten wird.«
    »Es tut mir schrecklich leid, daß Ihnen das passiert ist. Natürlich werde ich niemandem davon erzählen. Aber meinen Sie nicht, es könnte anderen als Warnung dienen, wenn Sie selbst darüber reden?«
    »Meinen Freundinnen, die ebenfalls mit Blumen arbeiten, geht es gut. Ich bin ein Einzelfall. Ich habe einfach mehr Gestecke gemacht, als gut für mich war. Vielleicht habe ich mir nicht nach jedem Kurs die Hände gewaschen. Takeo-san hat die Angestellten angewiesen, Schilder über den Waschbecken in den Kursräumen anzubringen, die die Schüler auffordern, sich nach dem Umgang mit Blumen die Hände zu waschen. Außerdem befolge ich seinen Rat und habe hier in der Wohnung keinerlei lebende Blumen.«
    »Wie hat Takeo-san von Ihrer Erkrankung erfahren?«
    »Als Takeo-san noch an der Keio-Universität studiert hat, ist es ihm schwer gefallen, sich zurechtzufinden, und so ist er oft zu mir gekommen, um mit mir zu reden. Einmal hat er mich in den Ferien unangemeldet besucht, als ich gerade die Chemotherapie gemacht habe. Als er sah, daß mir fast alle Haare ausgegangen waren, wollte er wissen, was los ist. Ich habe dem Jungen nichts vormachen können.«
    Allmählich formte sich aus den Einzelteilen ein Bild. Während seiner Studienzeit war Takeo zum überzeugten Umweltschützer geworden. Vielleicht hatte seine Sorge um Mrs. Koda dabei eine Rolle gespielt.
    »Damals hat Takeo-san mir geholfen, einen Weg zu finden, wie ich weiterarbeiten konnte. Er hat mir eine Perücke mit meinem Haarschnitt besorgt, so daß niemand merkte, daß ich krank war. Außerdem hat er mir erlaubt, mich, wann immer ich es wollte, in seinem Zimmer auszuruhen. Und wenn jemand mich fragte, warum ich nirgends zu finden war, sagte ich immer, ich arbeite gerade an einem Sonderprojekt für Takeo-san.«
    »Haben Sie sich auch in seinem Büro ausgeruht, als Sakura gestorben ist?« fragte ich.
    »Nein, da war ich gerade beim Arzt. Aber ich habe in letzter Zeit so oft gefehlt, daß ich es nicht gewagt habe, das zu sagen. Es war viel einfacher, so zu tun, als sei ich im Gebäude gewesen.«
    Ich stöhnte. »Ist Ihnen eigentlich klar, daß Sie ein wunderbares Alibi haben und es nicht nutzen? Wenn Sie behaupten, Sie hätten sich im Gebäude aufgehalten, als niemand Sie finden konnte, wirkt das viel verdächtiger. Vielleicht haben Ihnen die Leute von der Polizei bisher nicht allzuviele Fragen gestellt, aber ich an Ihrer Stelle würde die Wahrheit sagen.«
    »Rei-san, Sie glauben doch nicht etwa, daß … daß ich Sakura-san etwas angetan habe?« Mrs. Kodas Augenlider flatterten heftig. »Ja, natürlich glauben Sie das. Deshalb haben Sie auch den Tee nicht angerührt.«
    Ich sah sie an. »Das letzte Mal, als wir zusammen Tee getrunken haben, bin ich sehr krank geworden. Die Polizei hat denjenigen, der dafür verantwortlich ist, noch nicht gefaßt. Seitdem bin ich vorsichtig.«
    Nach einer Weile sagte sie: »Das ist vernünftig. Ich würde das gleiche tun, wenn ich in Ihrer Lage wäre.«
    »Ich würde Ihnen gern noch eine Frage stellen: Warum hat Mari Kumamori die Prüfung zum Lehrerdiplom dreimal nicht bestanden?«
    »Sie ist im Kurs sehr gut, aber bei den Prüfungen verliert sie offenbar die Nerven. Ihre Arrangements haben immer irgendeinen schwerwiegenden Mangel. Ich würde ihr das Diplom gern geben, doch das kann ich nicht. Die Fehler sind einfach zu augenfällig.«
    »Gibt es während der Prüfung irgendeinen Zeitpunkt, zu dem sich niemand im Raum aufhält? Ich meine, zwischen der Fertigstellung der Gestecke durch die Studenten und dem Hereinkommen des Prüfers?«
    »Der Raum wird die ganze Zeit überwacht. Wir wollen sichergehen, daß die Schüler nicht schwindeln und gerecht bewertet werden.«
    »Überwachen Sie den Raum auch in der Zeit, in der die

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