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Bittere Mandeln

Bittere Mandeln

Titel: Bittere Mandeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata
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bekommen.
    Lila schlief also mit dem iemoto. Jetzt begriff ich, wieso sie den Weg zur Privatwohnung der Kayamas kannte und woher die Kratzer auf ihrem Rücken stammten. Es waren Spuren der Leidenschaft.
    Hatte Sakura davon gewußt? Höchstwahrscheinlich, besonders wenn der Leiter der Schule es sich im Lauf der Jahre zur Gewohnheit gemacht hatte, ausgewählte Schülerinnen zu verführen. Lila war Mitte Dreißig und ausgesprochen attraktiv – in dem Body hatte ihr durchtrainierter Körper einfach wunderbar ausgesehen. Armer Mr. Braithwaite, der gegenwärtig in Kanada weilte. Vermutlich war er zu beschäftigt, um zu ahnen, daß seine Frau fremdging. Vielleicht wußte Richard Bescheid. Wahrscheinlich machte er sich als Babysitter nützlich, wenn Lila Zeit für ihren Liebhaber brauchte. Woher die Frau mit drei kleinen Kindern die Energie für eine Affäre nahm, war mir ein Rätsel. Doch dann fiel mir ein, daß sie bei unserem Treffen gesagt hatte, sie liebe Trubel, weil so das Leben nicht langweilig werde.
    Ich legte den Gang ein und machte mich in dem Lieferwagen auf den Weg zu Richards Wohnung in Shibuya. Der Polizist hatte mir gesagt, er würde ihn dort anrufen, um ihm zu sagen, daß ich David gefunden hatte.
    Es gelang mir, einen Parkplatz in einer Seitenstraße zu finden. Wegen der Antiquitäten im Wagen sah ich nach, ob auch alle Türen verschlossen waren.
    Dann ging ich um die Ecke zur Wohnanlage Moonbeam Villa. Die Wohnungen dort waren teurer als meine. Hier gab es sowohl ausländische als auch japanische Mieter. Ich selbst hätte mir ein Domizil in dieser Anlage mit meinem unsicheren Einkommen nicht leisten können, aber das war schon in Ordnung so, denn Yanaka gefiel mir ohnehin besser.
    Ein junger Mann mit roter Baseballjacke saß auf einem eleganten pseudoviktorianischen Stuhl im Foyer und las eine spanischsprachige Zeitung. Ich verhielt mich unauffällig, bis ich sicher war, daß es sich bei dem Mann nicht um Che handelte. Nein, es war Enrique, Richards Exfreund.
    »Bist du nicht Enrique?« fragte ich auf spanisch, und er hob überrascht den Kopf.
    »Ach, Rei-san!« Er lächelte mich an. »Ich mache gerade eine kleine Siesta, während Richard sich um die Kinder kümmert. Mir sind sie zu lebhaft.«
    Da ich wußte, wie energiegeladen Enrique getanzt hatte, bezweifelte ich die Richtigkeit seiner Aussage. Ich setzte mich neben ihn und fragte: »Also hat Richard die anderen beiden mit zu sich genommen? Dann verstehe ich nicht, warum die Leute von der Polizei mir gesagt haben, ich soll David nach Roppongi Hills bringen. Das war ein Fehler!«
    »Ja, Richard war ziemlich durcheinander, als die Polizei bei ihm angerufen hat. Das Ganze war offensichtlich ein Mißverständnis. Was ist denn in Roppongi Hills passiert?« An Enriques Gesichtsausdruck sah ich, daß er über Lila Bescheid wußte.
    »Ich hab’ sie in flagranti erwischt«, sagte ich. »Und jetzt komme ich mir vor wie ein Volltrottel.«
    »Che hat uns gesagt, daß der Blumenmeister keinen guten Charakter hat. Das stimmt also, oder?«
    »Nun, er ist verwitwet, und so stürzt er wenigstens keine Ehefrau ins Unglück. Aber Lila ist verheiratet.«
    »So sollte Liebe nicht aussehen«, sagte Enrique mit Nachdruck.
    »Und wie stellst du dir die ideale Beziehung vor?« fragte ich ihn. Es war schon merkwürdig, ein solches Gespräch mit ihm zu führen. Ich war eifersüchtig gewesen, als Richard Enrique mir vorgezogen hatte, doch jetzt war ich fest entschlossen, ihm eine Chance zu geben.
    »Ich glaube, daß Liebe ewig wären sollte. Man verliebt sich nicht in einen Menschen und dann eine Woche oder ein Jahr später in einen anderen! Ricardo hat Probleme damit«, sagte Enrique. »Er verliebt sich Hals über Kopf, und irgendwann kühlt die Sache wieder ab. Das ist wie eine Hitzewelle gefolgt von einem Schneesturm. Die einzige, für die seine Gefühle unverändert stark bleiben, bist du.«
    »So pauschal kann man das auch nicht sagen. Er hat mir sozusagen den Laufpaß gegeben und sich Che und dessen Gruppe zugewandt. Er will mir nicht sagen, was heute passieren wird.«
    »Vielleicht weiß er das selber nicht so genau«, sagte Enrique. »Wenn ich eins über den Jungen rausgefunden habe, dann das, daß er immer mehr Show macht, als letztlich dahintersteckt.«
    »Weißt du denn, was heute geschehen soll?«
    Enrique schüttelte den Kopf. »Ich gehöre nicht zum innersten Zirkel. Weil Richard sich auch mit ausländischen Journalisten unterhalten kann, ist er näher dran. Aber

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