Bittere Mandeln
Gesetzesinitiative zugunsten sicherer Blumenimporte einzusetzen.«
Also waren Ches große Überraschung ein paar Politiker gewesen? Sah so das Geheimnis aus, das Richard vor mir gehabt hatte? Ich war wütend, gab mich aber nicht so schnell geschlagen. »Selbst wenn meine Vermutung, daß die Stop-Killing-Flowers-Gruppe der Initiator dieser Einladung gewesen sein könnte, falsch war, halte ich die Situation immer noch für gefährlich. Warum sollte jemand ein Interesse daran haben, alle, die etwas mit Sakuras Tod zu tun hatten, hier zusammenzubringen? Könnte es sein, daß wir nur auf einen neuen Todesfall warten?«
Lieutenant Hata schwieg ein paar Sekunden. »Essen die Gäste irgend etwas?«
»Nein, hier gibt es nichts zu essen. Die Leute beschweren sich schon. Allerdings sollen sashimi geliefert werden, und es könnte gut sein, daß jemand in böser Absicht Gift darüberstreut.« Ich übertrieb ein bißchen, um ihn zu beunruhigen.
»Ich setze mich mit dem zuständigen Beamten auf Izu in Verbindung. Aber die Halbinsel ist groß, und Sie haben mir kaum Hinweise auf die Lage des Kayama-Anwesens gegeben. Ich kann Ihnen nicht versprechen, daß die örtliche Polizei sich die Mühe machen wird, zu dem Fest zu fahren. Wenn sich kein Verbrechen ereignet hat, kann ich die Beamten nur dazu bringen, indem ich ihnen sage, jemand hätte sich wegen des Lärms und der Betrunkenen beschwert. Miss Shimura, sind Sie der Meinung, daß es auf diesem Fest zu laut zugeht und es zu viele Betrunkene gibt?«
Ich begriff sofort. »Ja, durchaus.«
Was machte es schon, daß die meisten Gäste über Fünfzig und nicht gerade von der lebhaften Sorte waren? Seit dem Eintreffen der Alkoholika war der Lärmpegel tatsächlich ein wenig gestiegen.
»Trinken Sie nicht zu viel, und bitte geben Sie mir Ihre Nummer dort, damit ich mich mit Ihnen in Verbindung setzen kann.«
Als ich ihm die Nummer durchgab, hörte ich ein Klicken in der Leitung. Jemand hatte aufgelegt. Entweder hatte Lieutenant Hatas Frau unser Gespräch mitgehört oder jemand im Haus der Kayamas.
»Wissen Sie, wo Ihre Frau ist?« fragte ich Lieutenant Hata.
»Aber sicher. Sie sitzt hier bei mir am Tisch und schuppt einen Bonito-Fisch fürs Abendessen. Warum fragen Sie, Miss Shimura?«
»Ach …« Ich wollte ihm meinen Verdacht nicht mitteilen. »Ich freue mich schon auf das Eintreffen der Polizei«, sagte ich statt dessen und legte auf.
Unten im Flur kam ich an Takeo vorbei, der sich gerade mit Mari Kumamori unterhielt.
»Ich möchte, daß Sie die Prüfung fürs Lehrerdiplom noch einmal machen«, sagte er zu ihr. »Vielleicht könnten Sie mir auch ein paar von Ihren Gefäßen für die Ausstellung im Herbst zur Verfügung stellen.«
»Ach nein!« Mari holte tief Luft, und ihr Gesicht strahlte vor Freude. »Meine Sachen sind wirklich nicht gut.«
»Ich finde, Sie könnten damit zur Vorreiterin unserer neuen Ausrichtung werden. Die Schule will sich von nun an mehr an Umweltfragen orientieren, und da wären Töpferwaren mit natürlicher Glasur ideal.« Als ich an den beiden vorbeiging, um im Eingangsbereich meine zōri anzuziehen, wandte er sich mir zu und sagte: »Bitte geh noch nicht, Rei.«
»Ich will nur eine Weile ins Freie, keine Sorge. Ich komme wieder.« Da ich mir im Augenblick ein bißchen wie ein weiblicher Arnold Schwarzenegger vorkam, war es schade, daß ich nur meine Holzsandalen und keine Springerstiefel hatte.
Die Reihe der geparkten Autos war ungefähr zweihundert Meter lang. Es handelte sich hauptsächlich um japanische Personenwagen. Dazu kamen ein paar dem Trend entsprechende Geländewagen. Ich ging in der Dunkelheit die Autos ab und sah mir die neu ankommenden Gäste an. Man begrüßte sich mit einem Nicken oder einer leichten Verbeugung, doch Angestellte der Schule waren nicht darunter.
Der Pfad führte auf die Rückseite des Hauses zu dem Kirschenwäldchen. Zwischen den Bäumen befanden sich dekorative Steinlaternen und kleine Felsen. Dieser Steingarten schien eine Mischung aus klassischem Zen-Garten und amerikanischer Landschaftsgärtnerei zu sein.
Als ich meine Verwandten entdeckte, trat ich zu ihnen, um mich kurz über die Lage zu informieren.
»Die Blumen sind mir egal«, grummelte Onkel Hiroshi. »Ich will jetzt nur was zu essen. Wo sind nun die chirashizushi, die du mir versprochen hast?« fragte er Norie.
»Das Essen kommt noch«, vertröstete ich ihn. »Sie hatten nichts im Haus, weil die Party hier überhaupt nicht geplant war.«
»Wie
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