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Bittere Mandeln

Bittere Mandeln

Titel: Bittere Mandeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata
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Glendinning zu entehren.
    »Obasan, noch vor fünfundvierzig Minuten hast du gesagt, du würdest mich gern mit einem japanischen Mann aus einer guten Familie zusammenbringen«, erinnerte ich sie. »Ich dachte, du bewunderst die Kayamas.«
    »Wie Lieutenant Hata schon gesagt hat: Er könnte der Mörder sein! Und selbst wenn nicht, ist er nicht gut für dich.«
    »Wir sind doch nur Bekannte, nicht einmal befreundet. Ich würde Takeo gern einmal zum Tee einladen, und dich natürlich auch, um ihn ein bißchen besser kennenzulernen …«
    »Ich kenne ihn seit seiner Kindheit«, sagte Norie. »Du mußt ihn mir nicht vorstellen. Wie wär’s, wenn wir jetzt etwas tun, was uns von den Kayamas und ihren Problemen ablenkt? Laß uns die Blumen, die uns geschickt wurden, neu arrangieren. Du mußt nicht extra aufstehen, Rei -chan. Ich stelle alles auf das Tischchen vor dir.«
    Da ich keine richtigen Ikebana-Vasen oder -Schalen mein eigen nannte, suchte Tante Norie in meinem Geschirrschrank nach flachen Schüsseln, die groß genug für ein Gesteck waren. Sie holte einen der Teller heraus, die ich für Mrs. Morita in Kommission genommen hatte.
    »Es gibt nur neun Teller«, beantwortete ich ihre unausgesprochene Frage. »Es handelt sich um ein unvollständiges Set, das ich verkaufen soll. Kennst du jemanden, der sich dafür interessieren könnte?«
    »Ich werde darüber nachdenken. Schade, daß du dir keine Ikebana-Gefäße zugelegt hast. Nun, ich denke, wir könnten diese kleinen hibachi verwenden.« Sie deutete auf ein paar blau-weiße Gefäße, die früher als Kohlenbecken gedient hatten. »Die Narzissen machen sich gut zu dem blau-weißen Muster, aber das wäre dann eher ein westliches Arrangement.«
    »Ich benutze nicht gern Dinge, die ich verkaufen möchte.« Das hätte ich mir sparen können. Sie stellte die beiden hibachi sowie eine Schale mit Wasser, eine Schere und eine kenzan, ein kleines Eisengewicht mit kurzen Stacheln, das die Blumen aufrecht hielt, vor mir auf dem Tisch ab. Im Westen sagte man »Frosch« dazu – eine Bezeichnung, die mir nie sonderlich sinnvoll erschienen war.
    »Ich bringe jetzt deine Dankesbriefe auf die Post und kaufe ein paar Lebensmittel fürs Abendessen ein. Das Telefon steht gleich neben dir; du wirst mich sicher ein paar Minuten entbehren können.«
    »Ja, ja«, sagte ich.
    »Und mach ja niemandem auf.« Nach dieser letzten Ermahnung verschwand sie.

    Sobald meine Tante weg war, griff ich zum Telefonhörer und wählte die Büronummer von Richard Randall.
    »Ich bin’s. Kannst du bitte kommen und mich aus den Fängen meiner Tante retten?« flehte ich ihn an.
    »Ach, dann geht’s dir also wieder besser? Als ich angerufen habe, um rauszufinden, warum du am Samstagabend nicht aufgetaucht bist, hat deine Tante mir gesagt, du bist wegen ’ner Lebensmittelvergiftung im Krankenhaus. Was hast du denn gegessen? Pasta primavera, die nicht mehr ganz so prima war?«
    »Nein, einen Löffel äußerst schmackhaftes Ameisengift. Könntest du bitte sofort zu mir kommen?«
    »Das würde ich gern, Rei, aber ich kann nicht. Ich bin sowieso schon zu spät dran.«
    Ich warf einen Blick auf meine Uhr. »Um fünf? Das ist doch noch ziemlich früh.«
    »Ich soll zu der Kirschblütenparty im Salsa Salsa kommen. Enrique erwartet mich. Da kann ich unmöglich absagen.« Er schwieg einen Augenblick. »Wir könnten hinterher noch bei dir vorbeischauen, dir den Cocktail des Tages mitbringen, Wodka on the Rocks. In den Eiswürfeln sind Kirschblüten. Das Eis ist natürlich geschmolzen, bis ich in Yanaka bin, aber ich könnte ja noch ein bißchen Wodka nachgießen, wenn dir der Drink zu schwach ist.«
    »Hast du schon wieder vergessen, wie’s meinem Magen geht?« fragte ich ihn mit unverhohlener Verärgerung. »Wodka ist das letzte, wonach mir jetzt ist. Außerdem würde ich mich gern mit dir allein unterhalten.«
    »Rei, du wirst dich daran gewöhnen müssen, daß ich öfter mit Enrique zusammen bin. Wir sind total verknallt.«
    »Geht das nicht alles ein bißchen schnell?«
    »Wir wissen beide, daß wir füreinander geschaffen sind«, sagte Richard im selbstgefälligen Ton der Frischverliebten.
    »Und wann willst du ihn Lila vorstellen?« fragte ich, immer noch ein wenig angriffslustig.
    Richard senkte die Stimme. »Ich glaube nicht, daß sie das packen würde.«
    »Richard, die Frau hat Ahnung von der Welt. Und zwar so viel, daß ich selbst ein paar Fragen über sie hätte.«
    »Na ja, ich könnte noch bei dir

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