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Bittere Mandeln

Bittere Mandeln

Titel: Bittere Mandeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata
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meinen Lieblingsnudeln in Sesamsauce? Allmählich begann ich die Vorteile einer Wohngemeinschaft mit meiner Tante zu sehen.
    »Okayu. « Sie sprach von einem einfachen Reisbrei. Das letzte Mal hatte ich so etwas in einem Zen-Tempel gegessen. Die Mönche und alten Leute hatten den Brei voller Appetit gelöffelt, doch mir war es kaum gelungen, ihn herunterzubringen. »Ein paar der Zutaten habe ich in deinem Family Mart bekommen, aber ich mußte auch noch ins Seibu-Kaufhaus, um die richtige Sorte eingelegte Pflaumen zu finden. Es wird nur ein kleines Essen. Tsutomu hat gesagt, wir dürfen deinem schwachen Magen noch nicht zu viel zumuten.«
    Ich würde ziemlich viel von dem Brei essen und dann so tun müssen, als habe er meine Lebensgeister wieder geweckt, wenn ich jemals in den Genuß der Spezialitäten meiner Tante kommen wollte. Ich erbot mich, ihr beim Entkernen der eingelegten Pflaumen zu helfen, und sie willigte ein. Sie setzte mich mit einem Messer, einem Holzbrett und dem Glas eingelegter Pflaumen an den Beistelltisch. Ich griff in die Einkaufstüte von Seibu, um den Bon herauszuholen, und riß beim Anblick des Betrages darauf entsetzt die Augen auf.
    »Jetzt habe ich genug Vorräte, um dich eine ganze Woche lang zu bekochen! Die Frage ist nur, wo ich alles unterbringen soll. Ich werde die yukashita benützen müssen.«
    »Nein! Die ist ziemlich voll«, sagte ich, weil ich dort ja gerade das Haiku versteckt hatte.
    »O je. Ich brauche aber ein kühles Plätzchen für das Gemüse. Tsutomu hat gesagt, wir Japaner müssen uns bei der Lagerung der Lebensmittel umstellen. Eier müssen in die Kühlung, und Reis darf nicht länger als ein paar Stunden warm im Reiskocher bleiben. Das darf ich nicht vergessen, sonst schickt Tsutomu mich nach Hause und dich wieder ins Krankenhaus.«
    »Meinst du nicht, daß es im Garten hinterm Haus kühl genug wäre? Da steht eine tansu, die ich gerade restauriere. Wenn du das Gemüse einwickelst, kannst du es einfach in eine Schublade legen. Ich glaube nicht, daß dann Insekten rankönnen.«
    »Aber es hat doch geregnet! Wie kannst du da Möbel in den Garten stellen?«
    »Die Kommode ist noch nicht fertig, und außerdem liegt eine Plastikplane drüber.« Sie war genauso gut geschützt wie das Geheimnis, von dem ich ihr noch nichts erzählen wollte.

    Am nächsten Morgen fühlte ich mich viel besser. Ich war schon von meinem Futon heruntergerollt und ins Bad gegangen, als mir bewußt wurde, daß ich tags zuvor nicht einmal in der Lage gewesen war, aufrecht zu stehen. Die Schmerzmittel von Tom hatten gewirkt.
    Nachdem Tante Norie mir ein Frühstück aus ordnungsgemäß gekühltem okayu serviert hatte, ein Rest vom Vorabend, begann sie einen großen Hausputz mit Staubtuch und My-Peto-Haushaltsreiniger.
    Inzwischen war ich wieder ganz gut auf den Beinen, also half ich ihr, und am Ende erkundigte ich mich, ob sie den Nachmittagzug nach Yokohama nehmen würde.
    Doch sie schüttelte heftig den Kopf. »Ich habe doch gesagt, daß ich die ganze Woche bleibe, neh? Es ist nicht gut, in einem Haus zu sein, wo Kriminelle in den Gartenschuppen einbrechen. Nein, ich fahre erst zurück, wenn Onkel Hiroshi wieder aus Osaka da ist.«
    »Aber du hast Verpflichtungen in Yokohama: Ikebana-Schülerinnen, einen Sohn, für den du kochen mußt …«
    »Alles schon arrangiert«, sagte Tante Norie fröhlich. »Ich habe meinen Schülerinnen deine Adresse gegeben. Heute mittag um ein Uhr kommen ein paar von ihnen vorbei. Hast du dein Lehrbuch da? Dann kannst du gleich mitmachen.«
    »Tante Norie, als du gestern weg warst, habe ich drei Blumenarrangements gemacht«, erklärte ich.
    »Ja, und ein Blick darauf sagt mir, daß du sie unter dem Einfluß von Schmerzmitteln gefertigt hast. Heute geht es dir viel besser, da kannst du sie neu arrangieren. Allerdings würde ich gern die Bittersüßen Nachtschatten wegwerfen. Die sind schon ganz welk, und außerdem habe ich ein paar eklige Insekten darauf gefunden.«
    Nur weil Takeo sie mir geschenkt bat, dachte ich. Sie war im Hinblick auf ihn genauso paranoid wie er ihr gegenüber. Doch ich sagte nur: »Ich werde versuchen, bei deinem Kurs mitzumachen, aber Tom – Tsutomu – wollte, daß ich mich noch einmal im Krankenhaus sehen lasse, und hinterher habe ich ein paar geschäftliche Termine.«
    »Wenn du ins Bad gehen kannst, bedeutet das noch lange nicht, daß du es auch bis zur Haltestelle schaffst. Denk an die Treppen.«
    »Ich schaffe das schon«, sagte ich.
    »Aber dir

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