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Bittere Mandeln

Bittere Mandeln

Titel: Bittere Mandeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata
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Das hier ist meine Mutter. Die einzige echte Mrs. Kayama – abgesehen natürlich von meiner Großmutter, die vor fünf Jahren gestorben ist.«
    »Die Frau bei Mr. Ishida war zwischen fünfzig und sechzig«, sagte ich.
    »Hmmm. Meine Mutter wäre dieses Jahr dreiundfünfzig geworden. Ich glaube nicht, daß es in der Generation noch irgendwelche anderen Kayama-Frauen gibt.« Takeo schob mit dem Fuß eine Fussel auf seinem vollgemüllten Teppich weg, und der Turm aus National Geographic- Heften kam zum Einsturz. Er richtete ihn nicht wieder auf.
    »Ich möchte, daß Sie sich mit Mr. Ishida über sie unterhalten«, sagte ich. »Aber ich werde Sie ihm nur vorstellen, wenn Sie mir versprechen, höflich zu sein. Ihm gegenüber müssen Sie Ihren Zorn ein bißchen besser im Zaum halten als bei mir.«
    Takeo preßte die Lippen zusammen. »War ich denn so zornig?« Als ich nickte, sagte er: »Na schön, ich versuche, mich zusammenzureißen. Gehen Sie jetzt mit mir hin?«
    »Lieber nicht«, sagte ich, weil ich es für besser hielt, Mr. Ishida zu warnen. »Mr. Ishida schließt sein Geschäft um sechs. Vielleicht könnte ich ihn dazu überreden, sich zum Abendessen mit uns zu treffen.«
    Takeo schüttelte den Kopf. »Man darf mich nicht in Ihrer Gesellschaft sehen.«
    Ein wenig beleidigt sagte ich: »Wie wär’s mit dem izakaya? Da waren Sie doch gleich nach dem Mord auch mit mir.«
    »In der Spelunke hat mich niemand gekannt.«
    »Verstehe. Nun, ich habe das Verhör genossen und wünsche Ihnen Glück bei Ihren weiteren Unternehmungen. Ich gehe jetzt. Wären Sie so nett, bei den Rottweilern unten Entwarnung zu geben?« Winkend setzte ich mich in Richtung Tür in Bewegung.
    »Rei.« Er sah mich mit seinen unergründlichen kaffeebraunen Augen an.
    »Ja, was ist?«
    »Ich darf mich nur deshalb nicht in Ihrer Gesellschaft sehen lassen, weil Sie mit der Hauptverdächtigen in einem Mordfall verwandt sind, der sich im Geschäftshaus meiner Familie ereignet hat. Wenn Sie wollen, daß ich mich heute abend mit Ihnen und Ishida-san treffe, dann tue ich das. Aber nicht in diesem Viertel.«
    Während ich ihm den Weg von der Sendagi-Station zum Teehaus aufzeichnete, sagte ich: »Am besten treffen wir uns im Yanaka Tea Shop. Wenn Sie einen anständigen Anzug anziehen und die Wanderstiefel gegen ein Paar Budapester tauschen, vermutet keiner in Ihnen den Milliardenerben der Kayama-Schule.«
    »Ich soll mich als kleiner Angestellter verkleiden?« Takeo klang verärgert.
    Ich nahm das suiban und wartete nur darauf, daß er mir erklärte, ich dürfe das Stück, für das ich ordnungsgemäß bezahlt hatte, nicht in meinen Rucksack stecken.
    Doch er ließ mich gehen.

    Unten im Foyer begrüßten mich Miss Okada und der Portier mit tiefen Verbeugungen und Entschuldigungen.
    »Es tut mir ja so leid, daß ich nichts von Ihrem historischen Projekt wußte. Takeo- sensei hat uns gerade telefonisch darüber informiert«, sagte Miss Okada.
    »Entschuldigen Sie, daß ich Sie aufgehalten habe, Madam.« Der Portier verbeugte sich so tief, daß seine Wimpern fast die Knie seiner grünen Polyesterhose berührten.
    Ich revanchierte mich mit der gleichen Höflichkeit. »Kein Grund zur Entschuldigung! Es war meine Schuld, daß ich Ihnen die Situation nicht ausreichend erklärt habe.«
    »Wir freuen uns schon sehr auf Ihren Artikel über die historische Bedeutung der Kayama-Keramiken«, sagte Miss Okada.
    »Wie bitte?«
    »Ich spreche von dem Artikel, der diesen Herbst erscheinen soll. Takeo -sensei hat gesagt, Sie schreiben für das Magazin Aufrechter Bambus über die Kayama-Keramik. Wir können uns wirklich glücklich schätzen.«
    Mit einem matten Lächeln hastete ich hinaus in den Frühlingsnachmittag. Takeo hatte mir eine glaubwürdige Ausrede geliefert, aber schließlich würde er nicht Monate später erklären müssen, was aus dem Artikel geworden war. Ich hatte kein Schreibtalent, und selbst wenn, hätte ich meine Zeit nicht mit Artikeln über die Kayamas vergeudet.
    Trotzdem wußte ich, daß Takeo mich hatte glimpflich davonkommen lassen. Er hätte ebenso gut versuchen können, mich wegen des Erwerbs von Diebesgut festnehmen zu lassen. Statt dessen hatte ich es geschafft, nicht nur meine Blumen, das suiban, die Liste mit den Lehrernamen und Mrs. Kodas mysteriöse weiße Tablette zu retten, sondern auch noch eine Abendverabredung mit Takeo und Mr. Ishida zu arrangieren, die sich vielleicht als aufschlußreich erweisen würde.
    Als ich eine halbe Stunde

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