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Bittere Mandeln

Bittere Mandeln

Titel: Bittere Mandeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata
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Stil gefällt, könnten Sie sie ja als Vorlage für Ihre eigenen Sachen verwenden.«
    »Meine Keramiksammlung ist genauso bescheiden wie mein Zuhause. Ich wohne in einem kleinen Ort namens Zushi, südlich von Yokohama. Das würde eine lange Zugfahrt für Sie bedeuten.«
    »Ach, ich kenne Zushi.« Ich notierte mir Maris Nummer auf der Rückseite meiner Kinokarte und steckte sie in meine Tasche. Dabei streifte meine Hand den Brief mit dem Haiku. Vielleicht, so dachte ich, war seine Zustellung der eigentliche Anlaß für Mari gewesen, den Tag in Tokio zu verbringen. Sakura hatte Mari so niederträchtig behandelt, daß diese allen Grund gehabt hätte, sie zu ermorden. Auch ihre Anwesenheit in dem Kino war merkwürdig. Eigentlich hatte ich gedacht, ich sei Mari auf der Spur, aber möglicherweise war ja sie mir gefolgt.

    Mir graute davor nachzusehen, ob Norie und Hiroshi sich immer noch in meiner Wohnung aufhielten, und außerdem hatte ich einen guten Grund, es nicht zu tun: Ich war schon fast zu spät dran zu meiner Verabredung im Yanaka Tea Shop. Hoffentlich war inzwischen mein Cousin Tom bei mir vorbeigekommen, um seine Eltern samt Nories Bettzeug und Küchengeräten in seinen Wagen zu laden.
    Als ich durch das alte Bleiglasfenster des Teehauses sah, entdeckte ich Takeo, dem die dunklen Haare in die Stirn fielen. Mr. Ishida wartete an einem Tisch nicht weit von dem Takeos entfernt. Mein Lehrer hätte Takeo Kayama nicht erkannt, obwohl er um den Ruf der Familie wußte, weil er sich weder fürs Fernsehen noch für Zeitungen interessierte.
    Ich eilte auf Mr. Ishida zu und entschuldigte mich für mein Zuspätkommen, obwohl ich es gerade noch rechtzeitig geschafft hatte. Auf dem Weg nickte ich Takeo kurz zu und gab ihm zu verstehen, daß er sich zu uns gesellen solle. Das entsprach genau der Etikette: Mr. Ishida war alt, und er tat Takeo einen großen Gefallen, indem er sich außerhalb seiner Geschäftszeiten mit ihm traf.
    Takeo verneigte sich, als ich ihn Mr. Ishida vorstellte – eine höfliche, aber nicht sehr tiefe Verbeugung, ganz ähnlich wie ich sie bei seinem Vater gesehen hatte. Mr. Ishida senkte seinerseits leicht Kopf und Schultern. Es bestand keinerlei Grund für ihn aufzustehen, denn er war der ältere.
    »Es tut mir wirklich leid, daß ich so spät komme«, entschuldigte ich mich noch einmal.
    »Was möchten Sie trinken, Rei?« fragte Takeo. »Soweit ich weiß, ist der Stinkmalventee die Spezialität des Hauses. Trinken Sie den, Ishida- sensei ?«
    Mr. Ishida hob leicht eine Augenbraue, als wolle er damit kommentieren, daß Takeo meinen Vornamen ohne irgendeine Höflichkeitsform verwendete. Doch er selbst blieb höflich. »Ja. Er ist genau das richtige für die Verdauung.«
    »Ich habe letztes Mal den Ginseng-Tee getrunken. Diesmal werde ich ganz normalen grünen Tee nehmen«, sagte ich, als mir einfiel, wie zittrig ich hinterher gewesen war.
    »Ich schwanke noch zwischen Ginseng und Stinkmalve«, sagte Takeo. »Beide haben ihre Reize, aber ich glaube, ich werde es Sensei gleichtun.«
    Ich hatte schon fast gedacht, daß die Kayamas niemanden außerhalb ihrer Familie als Höhergestellten behandelten, doch Takeo sprach Mr. Ishida mit einer der höchsten Ehrbezeugungen an, die so viel bedeutete wie »Gelehrter«. Ich bedachte Takeo mit dem gleichen Blick, den meine Tante mir immer angedeihen ließ, wenn ich mich ihrer Meinung nach richtig verhalten hatte.
    Mr. Ishida begann, von unterschiedlichen Teehäusern in Tokio zu erzählen. Ich war ein paar Minuten lang ziemlich frustriert, bis mir einfiel, daß das seine übliche Vorgehensweise war. Erst als ich ungefähr ein Drittel meines grünen Tees getrunken hatte, wandte er sich dem eigentlichen Thema des Abends zu.
    »Es könnte sein, daß ich Kayama-san eine Entschuldigung schulde«, sagte Mr. Ishida. Ich hatte ihm bereits telefonisch mitgeteilt, daß Takeo die Keramik-Sammlung der Kayama-Schule für gestohlen erklärt hatte. Mr. Ishida war ganz ruhig geblieben und hatte lediglich gesagt, es interessiere ihn, am Abend noch weitere Einzelheiten von Takeo zu hören.
    »Nein, nein«, versicherte Takeo. »Sie waren ein leichtes Opfer für die Täterin. Es tut mir nur leid, daß sie Ihnen so große Unannehmlichkeiten bereitet hat.«
    Sprach Takeo von der Frau im Laden oder von mir?
    »Ich nehme normalerweise keine Kommissionsware von Fremden. Aber bei dieser Frau habe ich eine Ausnahme gemacht«, sagte Mr. Ishida.
    »Ja, Frauen können einen dazu bringen,

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