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Bittere Pille

Bittere Pille

Titel: Bittere Pille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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immer.«
Gequälter Seufzer. Tür ganz auf, hereinbittende Geste.
»Kommen Sie schon.« Sie ging voran und führte die
Gäste durch das Erdgeschoss. Das Büro ihres Mannes lag im
hinteren Teil des luxuriös eingerichteten Hauses. Sie klopfte
an.
    Er rief:
»Herein!«
    Wie beim Arzt, fand
Heike und stellte mit einem Blick auf Kalla fest, dass er die
Situation ähnlich empfand. Lebte und kommunizierte so ein
Ehepaar?
    Frau Klinke
öffnete die Tür und bat den Besuch herein. Ihr Mann
saß am Schreibtisch und arbeitete am Computer. Als er um den
großen Flachbildmonitor herumblickte und Heike erkannte,
lächelte er. »Ach«, rief er. »Meine
charmante Freundin von heute Morgen.« Klinke bedachte Kalla
mit einem nicht zu deutenden Blick. »Und diesmal sogar mit
Verstärkung. Kommen Sie - ich beiße nicht.« Er
wandte sich seiner Frau zu. »Jeanette, es ist in Ordnung. Wir
kennen uns bereits.«
    »Es geht um
deinen BMW, richtig?« Ihre Stimme klang
schneidend.         
    »Nein«,
beeilte sich Heike zu sagen. Sie wollte kein Benzin ins Feuer
gießen und hatte keine Lust auf Ärger mit Michael
Eckhardt. »Diesmal geht es nur um einen Golf. Wir haben ein
paar Fragen an Sie als Fachmann, und nach dem netten Gespräch
heute Morgen ist mir ganz spontan die Idee gekommen, uns an Sie zu
wenden.« Heike lächelte charmant. »Und deshalb
möchten wir uns jetzt noch mal für die späte
Störung entschuldigen.«
    »Das ist kein
Problem, ich gehe immer erst spät zu Bett. Bitte -nehmen Sie
doch Platz. Im Sitzen redet es sich entspannter.« Er nickte
seiner Frau zu. Sie verschwand mit schleichenden Bewegungen, ohne
die Besucher eines Blickes zu würdigen. Heike und ihr
Begleiter setzten sich.
    Reinhardt Klinke
beugte sich weit über die Tischplatte und legte die
Fingerspitzen beider Hände aneinander. »Also«,
eröffnete er das Gespräch. »Was kann ich für
Sie tun?«
    »Diesmal geht es
um eine Entführung«, antwortete Heike, und Kalla
registrierte erstaunt, dass sie keine Zeit verlieren wollte.
»Wir recherchieren über dieses Thema, aus aktuellem
Anlass sozusagen. Jemand hat einen VW Golf gestohlen und damit eine
junge Frau entführt.«
    »Das ist
bedauerlich.« Kopfschütteln, sichtbar gespieltes
Mitgefühl. Dann lächelte Klinke süffisant.
»Und jetzt sagen Sie nur noch, dass Sie mich mit diesem
Verbrechen auch in Verbindung bringen?«
    »Nein«,
lachte Heike und spürte, wie ihr das Blut unter die
Haarspitzen schoss. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass es
für einen ungeübten Täter einfach ist, ein relativ
neues Fahrzeug zu entwenden.«
    »Sie meinen,
wegen der werksseitig eingebauten Wegfahrsperre?«
    »Richtig. Haben
Sie eine Idee, wie so etwas möglich ist, und vor allem, wer so
etwas tun könnte? Hier haben wir es immerhin nicht mit einem
professionellen Autodieb zu tun. Das gestohlene Auto ist nur Mittel
zum Zweck - zumindest gehen wir davon aus.«
    »Ich
verstehe.« Klinke nickte und dachte einen Moment lang
angestrengt nach. »Es gibt nicht viele Möglichkeiten,
die automatische Wegfahrsperre zu umgehen.«
    »Was geschieht,
wenn die Wegfahrsperre aktiviert wird? Geht der Motor während
der Fahrt aus, nach einigen Kilometern vielleicht? Oder springt der
Motor gar nicht erst an, wenn man die Sperre nicht
umgeht?«
    »Bei Volkswagen
ist es so, dass der Motor zwar anspringt, aber unmittelbar nach dem
Startvorgang wieder ausgeht. Es gibt ein Steuergerät, das
befindet sich meist im Motorraum, und es gibt ein Lesegerät,
das sitzt beim Zündschloss. Der Zündschlüssel
verfügt über einen Chip, der dem Lesegerät einen
Code übermittelt. Das Lesegerät im Auto leitet den Code
weiter ans Steuergerät. Zwischenzeitlich aber springt der
Motor an. Jetzt sagt das Steuergerät, dass der Schlüssel
keinen oder einen falschen Code übermittelt hat, und stoppt
die Kraftstoffzufuhr - der Motor geht wieder aus.
    Dieses Spielchen
könnte man zigmal wiederholen, ohne dass das Fahrzeug auch nur
einen Meter dabei fährt.«
    »Das
heißt, Sie würden es keinem Amateur Zutrauen, ein
solches Fahrzeug zu stehlen?« 
    »Nein. Mit dem
einfachen Kurzschließen der Zündung ist es schon seit
mehr als zehn Jahren nicht mehr getan. Insofern setze ich voraus,
dass der Dieb sich einen codierten Zweitschlüssel beschafft
hat, oder dass er über die technische Ausrüstung
verfügt, einen angefertigten Schlüsselrohling zu codieren
und mit dem Steuergerät des Fahrzeugs zu synchronisieren. Den
Dieben, zumindest den Gelegenheitsdieben, wird

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