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Bittere Pille

Bittere Pille

Titel: Bittere Pille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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unter einer Musterehe
vorstellte. Als er dann, ein paar Jahre später, die Stelle als
Klinikleiter der Privatklinik übernommen hatte, war sein
Gehalt förmlich explodiert. Karin hatte es toll gefunden,
nicht mehr aufs Geld achten zu müssen. Er hatte ihr jeden
materiellen Wunsch erfüllt. Doch der Preis für den
Wohlstand war hoch gewesen, denn er hatte immer mehr
Überstunden machen müssen. Sonderschichten, Seminare und
die kaufmännische Leitung der Klinik waren zeitintensiv
gewesen, und Karin hatte sich bald schon über den Umstand
beschwert, dass sie ihren Mann nur noch wenige Stunden am Tag, und
dann meist völlig erschöpft und gereizt, sah. Doch er
hatte nicht mehr zurückgekonnt. Und so war es gekommen, wie es
kommen musste: Karin hatte sich einen Geliebten zugelegt. Im
Internet hatten sie sich kennengelernt. Wie profan, dachte er
naserümpfend. Nach den ersten beiden Treffen war sie mit ihm
ins Bett gegangen. Als Brechtmann von der Affäre seiner Frau
erfahren hatte, warf er sie kurzerhand aus dem Haus. Natürlich
bezahlte er auch heute noch für sie, die Scheidung war teuer
gewesen. Sie hatte versucht, ihn bis aufs Hemd auszuziehen, doch er
hatte sich nicht einschüchtern lassen und sich noch mehr in
die Arbeit gestürzt. Und trotzdem war das Geld knapp geworden.
Das Angebot, mit einem großen Pharmakonzern aus dem Rheinland
zu kooperieren, war zu verlockend gewesen, als dass er es
hätte ausschlagen können. 
    Der Nebenverdienst war
äußerst lukrativ, wenn auch nicht ganz legal. Dass ihm
Franz Dahlhaus während der Behandlung gestorben war, passte
nicht in sein Konzept, doch der Tod des Patienten war nicht zu
vermeiden gewesen. Immerhin hatte alles gut geklappt - sein
Leichnam war schnell verbrannt und beigesetzt worden, somit waren
alle Spuren verwischt. Was Brechtmann viel mehr zu schaffen gemacht
hatte, war dieser neugierige Journalist gewesen. Peter Born war
eines Tages zu ihm gekommen und hatte ihn mit den Vorwürfen,
er würde Menschen als Versuchskaninchen für die
Pharmaindustrie missbrauchen, konfrontiert. Knallhart, ohne
Rücksicht auf Verluste. »Das dreckige Spiel ist
aus«, hatte Born gesagt. »Ich werde an die
Öffentlichkeit gehen und Sie an den Pranger stellen. Sie, die
anderen korrupten Mediziner und die Pharmaindustrie, die auf diesem
Weg Millionen bei der Entwicklung neuer Arzneimittel
spart.«         
    »Sie werden sich
an dieser Geschichte bereichern«, hatte Brechtmann ihm
vorgeworfen.
    »So wie Sie es
immer noch tun!«, war Borns Antwort gewesen. »Mit dem
Unterschied, dass durch meine Arbeit keine unschuldigen Menschen zu
Schaden kommen und dass diese Sauerei ein Ende hat. Ich werde mich
an die Regierung wenden, damit Menschen wie Sie kein Bein mehr auf
die Erde kriegen, Brechtmann. Sie verstoßen gegen die
Menschenrechte.«
    Noch heute hatte er
das hasserfüllte Gesicht des Reporters vor Augen.
    Brechtmann hätte
ihn damals am liebsten rausgeworfen. Doch dann hätte er sein
Gesicht verloren, und so hatte er Born einen nicht unerheblichen
Geldbetrag angeboten. Schweigegeld. Zehntausend Euro, wenn er seine
Recherchen nicht an die Öffentlichkeit brachte. Das Geld war
geflossen. Genutzt hatte es Born nicht. Jetzt war der Reporter
tot.
    Es war wohl seine
letzte heiße Story gewesen, dachte Brechtmann
verächdich, als er den Wagen auf das Gelände lenkte. Er
schüttelte die düstere Vergangenheit von sich ab und
versuchte sich auf das bevorstehende Gespräch zu
konzentrieren.
    Brechtmann stoppte den
schweren Wagen direkt vor dem Portal der Villa, schaltete den Motor
ab und stieg aus. Langsam fiel die Anspannung von ihm ab, die
seinen Körper während der Autofahrt befallen hatte. Ein
milder Abendwind strich über die nahen Weinberge. Er atmete
tief durch und stellte fest, dass die Luft hier viel besser war als
in Wuppertal. Mit steifen Knochen erklomm er die breiten
Steinstufen, die zum Eingang des Hauses führten. Die Tür
öffnete sich wie von Geisterhand. Im Rahmen erschien eine
zierliche Frau mit kurzen, schwarzen Haaren. Sie trug eine leichte
Hose und eine dezente Bluse mit modischem Schnitt. Ihre kleinen,
festen Brüste malten sich unter dem dünnen Stoff der
Bluse ab, und Brechtmann sah, dass sie keinen BH trug. Er
betrachtete sie. Die Frau war Anfang dreißig, höchstens.
Fein geschnittenes Gesicht, hohe Wangenknochen und eine schmale
Nase verliehen ihr ein fast exotisches Aussehen. Dezentes Make-up
und ein feines Parfüm, sicherlich nichts Billiges aus

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